„Wir sind zufrieden mit der Statistik und der Lage im Süden“, sagt Gerrit Becker, Leiter der Polizeiinspektion (PI) Süd. Es sei derzeit ruhig. Die PI umfasst die Stadtteile Neustadt, Kattenturm, Woltmershausen und Huchting.
Zufrieden sind die Beamten deshalb, weil die Zahlen für 2016 insgesamt auf fast gleichbleibendem Niveau zum Vorjahr geblieben sind, auch wenn in einigen Teilbereichen mehr Straftaten verzeichnet wurden.
Im Süden insgesamt weniger Straftaten
In ganz Bremen weist die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2016 78.465 Straftaten aus. 2015 waren es 76.981, 2014 nur 70.781. Für den gesamten
Süden sind die Zahlen sogar leicht gesunken: 2014 waren es 11.453 Vergehen, 2015 dann 13.663 und im vergangenen Jahr 13.637 Taten.
Im Gegensatz dazu stiegen sie in den Bereichen Mitte/West, Nord und Ost leicht an.
Viele Vergehen in Kattenturm
In Woltmershausen wurden 2016 beispielsweise viele Taten im Bereich des GVZ sowie von einer einzelnen Bewohnerin begangen, die die Beamten auf Trab hielt, berichtet Becker.
Tatsächlich wurden aber in Kattenturm die meisten Straftaten begangen.
Gesetz führt zum Anstieg
Der Anstieg hinge auch mit der Erstaufnahmeeinrichtung zusammen, wie Becker erklärt. Nach dem Asyl-Verfahrensgesetz muss jeder Flüchtling seinen Pass bei sich tragen. Besitzt er keinen, handelt es sich um ein Unterlassungsdelikt.
Jedoch konnte auch gegen eine bekannte Tätergruppe von fünf bis sechs jungen Männern aus Kattenturm vorgegangen werden, wie Becker berichtet. „Die waren im ganzen Süden unterwegs und namentlich bei uns bekannt“, so der PI-Leiter weiter.
In Zusammenarbeit mit dem Sozialressort habe man unter Einsatz von juristischen und sozialen Maßnahmen wie Haft und Fremdplatzierungen dafür sorgen können, die Situation zu beruhigen und die Gruppe zu trennen.
Opfer sind meist männlich
Die Zahl der Raubüberfälle stieg im Süden von 35 im Jahr 2015 auf 54 in 2016. Vor allem auf Smartphones hatten es die Diebe dabei abgesehen. Dabei zeigt sich, dass die Opfer überwiegend männlich und stark alkoholisiert sind.
Die Täter sind laut Polizei ebenfalls meist männlich, unter 21 Jahre alt, in Gruppen unterwegs und nichtdeutsche Staatsbürger.
Brennpunkte in der Neustadt und Huchting
Bei der Häufigkeit von Raubtaten auf öffentlichen Straßen liegt die Neustadt vor den Stadtteilen Huchting und Kattenturm, gefolgt von Woltmershausen. „An der Haltestelle Brakkämpe hatten wir vier Wochen lang ein Problem mit Raubüberfällen. Das schlägt sich in der Statistik nieder“, so Becker weiter.
An der Straßenbahn-Endhaltestelle Roland Center in Huchting waren zudem zwei Straßenbahnfahrer überfallen worden. In Huchting wurden 2016 13 Menschen, in Kattenturm 21 und in der Neustadt 20 Menschen Opfer eines Räubüberfalls. Für die Neustadt nennt Becker einen Brennpunkt rund um das Modernes.
Hinzu kommt der so genannte Wanderverkehr: Insbesondere nachts wechseln zahlreiche Menschen die Weserseiten auf ihrem Weg nach Hause von einer Feier.
Mehr Handtaschenraube
Der klassische Handtaschenraub wird seltener, wie die Kriminalstatistik zeigt, allerdings stiegen auch für dieses Delikt die Zahlen von 2015 auf 2016 von drei auf acht im Bereich der PI Süd an. Häufigste Masche: Die Täter fahren an ihrem Opfer mit dem Fahrrad vorbei und reißen die Tasche vom Körper oder aus dem Fahrradkorb mit sich.
Ähnlich passierte es auch in diesem Jahr schon einigen Bremer Radfahrern.
Weniger Wohnungseinbrüche im Süden
Die Zahl der Wohnungseinbrüche sank im Bremer Süden von 778 im Jahr 2015 auf 685 in 2016. Jedoch gelten nur 9 Prozent der Einbrüche in Bremen als aufgeklärt. Die PI Süd arbeitet in diesem Bereich mit dem Land Niedersachsen zusammen. „Täter machen keinen Halt vor Landesgrenzen“, so Becker weiter.
Zudem weist der PI-Leiter darauf hin, die Polizei sofort zu informieren, wenn man etwas Verdächtiges in der eigenen Nachbarschaft beobachtet. Im Fünf-Jahresvergleich sanken die Zahlen in Bremen und im Süden 2016 erstmals wieder, was auch mit dem Einsatz von Schwerpunktteams seit 2013 zusammenhängen könnte.
43 Prozent der Taten gelten als Versuche. In diesen Fällen haben Alarmanlagen, gute Sicherung oder aufmerksame Nachbarn die Täter rechtzeitig verjagt. 94 Prozent der Verdächtigen sind männlich, 63 Prozent älter als 21 Jahre.
Ein Besonderes Problem sind Fahrzeugaufbrüche
Die Zahl der Fahrzeugaufbrüche und -Beschädigungen sank im Süden von 1.303 Taten 2015 auf 1.152 im Jahr 2016. Das steht dem stadtweiten Trend mit einem Anstieg um etwa 10 Prozent zu 2015 entgegen und auch auf Bundesebene nehmen die Zahlen zu.
„Diese Taten gehen sehr schnell und wir haben kaum Möglichkeiten, die Täter zu erwischen“, so Becker. Lediglich in Kattenturm gab es mehr schwere Aufbrüche von Fahrzeugen mit Diebstahl (2015: 272/2016: 312). Bevorzugte Beute: Scheinwerfer, Navigationsgeräte, Airbags und Spiegel.
„Warum die Zahlen in den sonstigen Bereichen sinken, wissen wir nicht. Wir setzen weiter auf Prävention, um Autofahrer zu sensibilisieren“, so Becker weiter.
Prävention und Sensibilisierung
Die Beamten konzentrieren sich dabei auf die Gebiete rund um den Flughafen, wo viele Urlauber ihre Fahrzeuge für einen längeren Zeitraum unbewacht abstellen, um Parkgebühren während des Urlaubs zu sparen.
Und auch am Kuhhirten auf dem Stadtwerder sprechen sie Fahrer an, die dort vor allem am Wochenende ihre Autos abstellen, um zum Weser Stadion überzusetzen oder ihre Zeit auf dem Stadtwerder zu verbringen.
Fehlende Garagen machen es Dieben leicht
Ein weiterer Grund neben den unbewachten Parkplätzen sind laut Becker aber auch die fehlenden Garagen. Vor allem in der Neustadt, aber auch in Schwachhausen werden viele Fahrzeuge aufgebrochen, weil sie für die Täter leicht zu erreichen sind.
Gleiches gilt für Fahrräder. In Kattenturm wurden mehr Drahtesel entwendet als noch im Vorjahr (2015: 160/2016: 194).
Das richtige Schloss nutzen
In allen anderen südlichen Stadtteilen sanken die Zahlen. „Häufig entspricht das Schloss nicht dem Wert des Fahrrads. Es lohnt sich, in die Sicherung zu investieren“, so Becker weiter.
Viele Fahrräder würden auch im Bereich der Alten Neustadt und im Flüsseviertel gestohlen. Becker gibt zudem den Tipp, das Rad bei der Polizei registrieren und codieren zu lassen.
Handwerkerfahrzeuge im Visier der Diebe
Ein besonderes Thema stellen Diebstähle aus Handwerkerfahrzeugen dar. Zusammen mit der Handwerkskammer Bremen hat die Polizei ein Präventionsangebot erstellt. In den meisten Fällen werden die Scheiben der Fahrzeuge eingeschlagen, hochwertige Werkzeuge und Maschinen gestohlen.
Doch auch die Fahrzeuge selber sind Objekte der Begierde und werden gestohlen.
Möglicherweise mehr Anzeigen
Ein Anstieg bei den Körperverletzungen im Süden (2015: 761/2016: 808) könnte laut Becker darauf zurück zu führen sein, dass mehr Menschen Taten anzeigen. Bremenweit wurden 2016 6.184 Taten angezeigt, im Jahr davor waren es 5.989, 2014 nur 5.611.
Die Steigerung lässt sich laut Becker auch auf die beengten Verhältnisse in den großen Flüchtlingsunterkünften zurück führen. „Viele Menschen auf engem Raum programmieren Konflikte vor“, so der PI-Leiter.
Insgesamt beschreibt Becker jedoch eine zufriedenstellende Lage im Süden. Derzeit sei es sogar möglich, Vorgänge abzuarbeiten.