Bis zu 20 Beamte arbeiten derzeit im ersten Stock am Franz-Löbert-Platz 1 im Revier Huchting, nehmen Anzeigen auf, übernehmen ein bis zweimal am Tag zusätzliche Einsätze mit dem Streifenwagen, führen Geschwindigkeitsmessungen ein oder gehen gegen Wohnungseinbrüche vor.
Personalmangel führt zur Polizeireform
Das entscheidende Stichwort dabei ist „bis zu“: Die vorgesehenen 20 Polizisten werden in Huchting nicht erreicht. „Aufgrund der Personalsituation sind jetzt schon nicht alle Stellen besetzt“, heißt es aus der Pressestelle der Polizei. So sind von den vorgesehenen vier Kontaktpolizisten aktuell nur zwei im Stadtteil unterwegs.
Der Personalmangel, nicht nur am Huchtinger Revier, ist Grund für die Polizeireform, die in Bremen geplant ist. Polizisten sollen in Zukunft mehr auf den Straßen unterwegs sein und weniger auf den Revieren sitzen.
Einsatzkräfte sollen künftig im Polizeikommissariat Süd in der Neustadt zentral gebündelt und dann je nach Bedarf über die einzelnen Stadtteile im Süden verteilt werden – so der Plan.
Anzeigen aufgeben? Nicht mehr in Huchting
Für die einzelnen Reviere bedeutet das, dass künftig weniger Polizisten auf der Wache vor Ort sind. Im Huchtinger Fall sind in Zukunft nur noch (mittelfristig vier und langfristig fünf) Kontaktpolizisten und ein Verkehrssachbearbeiter, sowie der Revierleiter im Stadtteil stationiert. Anzeigen können dann nicht mehr im Revier aufgenommen werden. Das soll bald nur noch am Polizeikommissariat Neustadt oder im Internet möglich sein.
2016 waren auf dem Revier Huchting 1.040 „Vorgänge“, also Strafanzeigen und Verkehrsunfälle, auf der Wache aufgenommen worden – bei etwa 250 Öffnungstagen also etwa vier am Tag. Dafür waren bisher zwei Mitarbeiter jeweils acht Stunden am Tag eingeteilt – Arbeitskraft, die in Zukunft für andere Aufgaben eingesetzt werden soll.
Veränderung notwendig – oder „eine Katastrophe“?
„Für Ältere ist das doch eine Katastrophe“, findet das Huchtinger Beiratsmitglied Gregor Rietz (CDU). Beiratssprecher Falko Bries (SPD) dagegen begrüßt die Reform zu großen Teilen: „Die Klage, dass die Arbeit so nicht mehr zu schaffen ist, kam ja dieses Mal von der Polizei selbst“, so Bries.
Bis die erforderlichen 2.600 Beamten eingestellt und eingearbeitet seien, würde es aber naturgemäß noch dauern. „Um trotzdem kurzfristig gut aufgestellt zu sein, muss sich die Bremer Polizei nun einmal verändern.“
Ein Argument, das Rietz so nicht nachvollziehen kann: „Ja, die Reform ist eine Notbremse, damit die Polizie ihrer Aufgabe noch irgendwie Herr werden kann“, stimmt er zu. „Aber der Mangel ist seit Jahren bekannt – man hat einfach nur keine Polizisten eingestellt. Das ist doch ein Armutszeugnis für Senator Mäurer.“
Einen Zeitplan gibt es nicht
Bis 2019, so die offizielle Planung, soll bremenweit die Zielzahl von 2.600 Polizisten erreicht sein – der Anlass für die Polizeireform hätte sich dann erledigt. Doch bis wann die Polizeireform selbst umgesetzt wird, weiß bisher keiner. „Ursprünglich haben wir damit gerechnet, dass alles ganz schnell geht“, erzählt Ralph Dziemba, Sprecher der Polizeiinspektion Süd.
Doch wenn viele Polizisten verlegt werden, müssen auch Strukturen in den Gebäuden geändert, die IT neu geplant werden. Manchmal stellen sich auch ganz profane Probleme: Wie etwa kann gesichert werden, dass jeder Beamte am neuen Standort auch einen Spind für seine Sachen hat?
Kleinigkeiten – aber wichtig: „Das innerbetriebliche Wohlbefinden muss gewährleistet sein“, so Dziemba. Und das gilt umso mehr, da auch einige Polizisten, gerade ältere Beamte, von der Umstrukturierung ihres Arbeitsbereichs nicht nur begeistert sind.