Für Alexander Nouri war es eine Premiere, auf die er wohl gerne verzichtet hätte: Erstmals unter seiner Regie als Chef-Trainer kassierte der SV Werder vier Gegentore. Bei dem 3:4 in Köln, der ersten Pleite nach elf Spielen ohne Niederlage, zeigte sich vor allem die zuletzt so stabile Defensive der Grün-Weißen als großer Unsicherheitsfaktor.
Ein Rückfall in längst vergessen geglaubte Zeiten, vier Gegentreffer gab es zuletzt am 3. Spieltag beim 1:4 in Mönchengladbach – damals hieß der Trainer noch Viktor Skrinik.
Nouri kritisiert die erste halbe Stunde
„Wir haben das in der Anfangsphase nicht gut gemacht“, so Nouri über die erste halbe Stunde, als die Kölner die Bremer Abwehr immer wieder überrannten, im Minutentakt in höchste Schwierigkeiten brachte und verdient mit 2:0 durch die Treffer von Anthony Modeste (13. Minute) und Leonardo Bittencourt (28.) in Führung gingen.
Dabei mussten die Gastgeber noch nicht einmal spielerisch brillieren, sondern profitierten häufig von Ballverlusten und schlechtem Stellungsspiel des Werder-Teams.
Werders Dreierkette war nicht auf dem Posten
Exemplarisch für die schlechte Defensiv-Leistung war das dritte Kölner Tor kurz vor der Pause, als ein Abschlag von FC-Keeper Timo Horn, durch Modeste und Bittencourt per Kopf verlängert, bei Simon Zoller landete, der Felix Wiedwald mit einem Lupfer überwand.
Werders Dreierkette, in den vergangenen Wochen einer der Garanten für die Erfolgsserie, wirkte nicht nur in dieser Szene unorganisiert und zweikampfschwach. „Wir wussten, wie kopfballstark Modeste ist und dass die anderen Kölner bei Verlängerungen in den Raum dahinter gehen. Das haben wir schlecht verteidigt“, sagte Fin Bartels über das 2:3.
Delaney gelb-rot gefährdet
Den in dieser Szene entscheidenden Luftkampf gegen den Kölner Torjäger verlor dabei Thomas Delaney. Der Däne, der sein Startelf-Comeback nach Verletzung feierte, machte insgesamt einen äußerst unsicheren Eindruck und musste nach noch nicht mal einer Stunde akut gelb-rot-gefährdet für Serge Gnabry Platz machen.
Zu dem Zeitpunkt lag Werder mit 2:4 im Rückstand, weil nach dem überraschenden Ausgleich durch Treffer von Bartels (34.) und Theo Gebre Selassie (40.) erst Zoller und direkt nach dem Seitenwechsel noch einmal Modeste (47.) für die Kölner getroffen hatten.
Junuzovic glaubt weiter an Werders Chance
Gnabry sorgte dann nach seiner Einwechslung für erheblichen Schwung. Es war kein Zufall, dass er in der 62. Minute den Anschlusstreffer zum 3:4 erzielte, der nach 90 Minuten auch den Endstand bedeutete.
Durch die Niederlage tauschten Werder und der FC in der Tabelle die Plätze. Heute kann auch noch der SC Freiburg mit einem Sieg im Heimspiel gegen Schalke an den Bremern vorbeiziehen. Die Hoffnung auf die Europa League ist trotzdem nicht gebrochen.
Zlatko Junuzovic, der ein starkes Spiel machte und die ersten beiden Treffer mustergültig vorbereitete: „Wir haben Charakter gezeigt und bis zum Schluss an uns geglaubt. So haben wir auch gegen Hoffenheim und Dortmund eine Chance.“