Der Anblick und die Erlebnisse der jugendlichen Patienten der Dietrich-Bonhoeffer-Klinik aus Ahlhorn werden den Schülern und Lehrkräften der Realschule Delmenhorst an der Lilienstraße wohl noch lange im Gedächtnis bleiben. „Es ist ein Schock , dass sie trotz einer erschreckenden Drogenkarriere so ‚normal‘ aussehen“, sagte der stellvertretende Schulleiter Michael Ahrens beim anschließenden Austausch mit der Presse.
So rauchte einer der Patienten bereits mit elf Jahren seinen ersten Joint, mit 15 konsumierte er harte Drogen. Als Gründe für die „Drogenkarriere“ nannte er seine gewalttätige, alkoholabhängige Mutter. Durch den Rausch habe er die Gewalt ausblenden können. Als dann noch seine Freundin mit ihm Schluss machte, folgte der totale Absturz. Nun mit 18 Jahren versucht er in der Dietrich-Bonhoeffer-Klinik in Ahlhorn sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen.
Jeder Fünfte hat mit 15 Jahren schon mal gekifft
Ein anderer Patient wird dagegen sein ganzes weiteres Leben unter seinem Drogenkonsum zu leiden haben. „Das Speed hat bei ihm zu einer drogeninduzierten Psychose, einer paranoiden Schizophrenie geführt“, teilte sein Betreuer Christoph Rohr mit.
Die jungen Patienten hoffen mit ihrer Ehrlichkeit und Offenheit einige der Neuntklässler in Delmenhorst wachgerüttelt zu haben. Wie die Delmenhorster Schülerstudie 2016 belegt, geht der Konsum von Tabak und Alkohol bei den Heranwachsenden zwar spürbar zurück, der Konsum von Cannabis ist aber gleichbleibend hoch. So hat jeder fünfte mit 15 Jahren schon mal gekifft.
Cannabis ist häufig die Einstiegsdroge
„Cannabis ist die häufigste Einstiegsdroge. Das wäre anders, wenn in Deutschland Cannabis legal und Alkohol illegal wäre“, meint Henning Fietz von der anonymen Drogenberatung (Drob). Durch den Kontakt zu Menschen, die selbst illegale Drogen konsumieren, öffne sich dann für die Heranwachsenden ein Tor, um überhaupt an andere Substanzen heranzukommen.
Neben der Gesprächsrunde mit den Patienten der Entzugsklinik setzt sich der „Aktionstag Durchblick“ aus dem Besuch eines Theaterstücks und weiteren Aktionen wie der Benutzung einer Rauschbrille zusammen.
An dem Aktionstag der Arbeitsgemeinschaft Schule des Kommunalen Präventionsrates (KPR) nehmen in diesem Jahr insgesamt 16 Klassen und rund 400 Schülern teil. Das Projekt richtet sich mit altersgerechten Programmen an die Sechst-, Acht- beziehungsweise Neunt- und Zehntklässler in Delmenhorst, um möglichst alle Heranwachsenden zu erreichen. Die Stiftung Sparda-Bank Hannover unterstützt das Projekt mit einer Spende in Höhe von 3.000 Euro.