Die Stadtwerke Delmenhorst haben ihre Drohung wahr gemacht und nach der Gas- nun auch eine Wassersperre für die Wohnböcke 11 und 12 in der Straße Am Wollepark verhängt. Für die Betroffenen gibt es eine Notversorgung auf der Straße. Dort stehen auch ein paar Mobiltoiletten.
Vertragspartner der Stadtwerke sind nicht die Mieter, sondern die Hausverwaltung. Diese hat die Nebenkostenvorauszahlungen der Mieter offenbar nicht an die Stadtwerke weitergeleitet. Die offenen Rechnungen belaufen sich nach Angaben der Stadtwerke auf rund 130.000 Euro.
Vom Rathaus zu den Stadtwerken
„Bestraft die Schuldigen, nicht die Schwachen“, stand auf einem der selbst gemalten Plakate mit denen knapp ein Dutzend Demonstranten zunächst zum Rathaus und anschließend zum Gebäude der Stadtwerke zogen. Dort war die Zahl der Teilnehmer dann auf gut 20 angewachsen. „Kinder und kein Klo? Wollepark!“, „Vermieter zahlt endlich“ und „Vermieter kassieren, wir müssen frieren“, war auch zu lesen.
Hoffnungen der Demonstranten, Oberbürgermeister Axel Jahnz oder ein Stadtwerke-Vertreter würden zu ihnen herauskommen, erfüllten sich nicht. Dafür schenkten mehrere Fernsehteams den Betroffenen ihre Aufmerksamkeit.
Die Stimmung unter den Demonstranten war eine Mischung aus Enttäuschung, Verzweiflung, Wut und Hilflosigkeit. „Es ist eine Unmöglichkeit, dass Mieter für etwas leiden müssen, was die Vermieter verbockt haben“, sagte eine Sprecherin. „Es kann doch nicht sein, dass die mit dieser miesen Tour durchkommen. Ein Gesetz, das so etwas zulässt, ist das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben steht“, erklärte sie.
Trotz Wassersperre Angst vor Wohnungsverlust
Die Frage, warum nur so wenige der 350 von der Wassersperre betroffenen Bewohner dem Aufruf zum Protest gefolgt waren, beantwortete eine der Teilnehmerinnen so: „Es sind so wenige da, weil sie Angst haben vor Repressalien der Vermieter“, und fügte hinzu: „Das kann in einem Rechtsstaat nicht sein.“
Elke Akyol hatte keine Angst auf die Straße zu gehen. Sie lebt seit knapp einem Jahr mit ihren Kindern (vier und sieben) in einer der Wohnungen. „Natürlich bin ich auf Wohnungssuche – überall“, sagt sie. Immer wieder gehe sie zu Besichtigungen. „Doch wenn man sagt, dass man aus dem Wollepark kommt und vom Jobcenter, dann hat man schlechte Karten“, berichtet sie. Wenn die Situation sich weiter zuspitzt, wäre sie auch bereit, in eine Notunterkunft zu ziehen.