Strommessgeräte, Schraubenzieher, eine Heißklebepistole, Lupe und Schmierfettspray liegen verstreut auf dem Tisch der Bierzeltgarnitur, dazwischen ein Becher Kaffee. Auf dem Nachbartisch nimmt ein Laubsauger den Platz ein, die Verkleidung wurde abmontiert und das technische Innere kommt zum Vorschein.
Heinrich Schoenke startet testweise den Motor, grau-weiße Schwaden steigen empor. „Das dampft, das ist nicht so gut“, ruft Stefan Weigel von der Seite und lacht.
Der Plattenspieler, der keine Lautstärke weitergibt
Schoenke und Weigel sind Bastler. Die beiden Männer sitzen an einem Samstag in einem Zelt, das auf der Recycling-Station in Blumenthal steht. Sie sind Ehrenamtliche beim Repair-Café und kümmern sich um defekte Elektrogeräte. Beide sind Elektroingenieure und tüfteln gerne.
„Ich habe eine Affinität zu Technik und habe immer schon gerne Dinge auseinander- und wieder zusammengebaut“, sagt Weigel. Vor ihm sitzt Katharina Rothas. Sie hat ihren Schallplattenspieler mitgebracht, ein Erbstück. „Der gibt einfach keine Lautstärke weiter“, sagt sie.
Die Diagnose stellt Weigel nach einigen Minuten schrauben und tüfteln: „Die Mechanik ist defekt.“ Da kann auch der Elektrotechniker nicht weiterhelfen und empfiehlt, den Fachmann aufzusuchen.
Radios, Lampen und weitere Geräte landen auf dem Tisch
„Sehr vieles können wir reparieren, aber manchmal fehlt es einfach an Zeit und Ausstattung“, sagt Weigel. Die Schlange vor dem Zelt ist an diesem Samstag lang: In den kommenden Stunden gilt es, noch Radios, Lampen und weitere Geräte zu prüfen.
Die Repair-Cafés auf den Recycling-Stationen sind ein Angebot von „Entsorgung kommunal“ in Kooperation mit der Bremer Umweltberatung. Das Pilotprojekt startete 2014 auf zwei Recycling-Stationen in Bremen. Inzwischen werden die Repair-Cafés an sieben Orten angeboten.
Zudem gibt es von der Initiative „Bremen repariert“ ein entsprechendes Angebot in mehreren Stadtteilen. Dort werden neben Elektrogeräten auch Textilien und Fahrräder repariert. Der Gedanke hinter den Aktionen ist einfach: Es ist ein Versuch, gegen die „Wegwerf-Mentalität“ anzugehen und keine Ressourcen zu verschwenden.
Bis zu 50 Geräte pro Repair-Café
Pro Repair-Café von „Entsorgung kommunal“ und der Bremer Umweltberatung werden zwischen 20 und 50 Geräte geprüft. „Etwa die Hälfte der Geräte wird gerettet“, sagt Marilen Henning, die das Angebot organisiert. Zählt man noch die Fälle dazu, bei denen der Fachmann helfen kann, werden etwa 65 bis 80 Prozent der Geräte vor dem Schrotthaufen bewahrt.
Wer zu Hause ein kaputtes Gerät hat, kann sich für das Angebot anmelden. Die Reparatur ist kostenlos; am Ende darf aber nach eigenem Ermessen gespendet werden.
Katharina Rothas nimmt ihren Schallplattenspieler erstmal wieder mit nach Hause. Sie war schon mal beim Repair-Café. Damals mit einem Staubsauger.
„Man muss nicht gleich etwas wegschmeißen“
„Der konnte repariert werden. Ein Wackelkontakt wurde gelötet“, erzählt die Aumunderin. „Ich finde gut, dass es dieses Angebot gibt. Man muss nicht gleich etwas wegschmeißen.“
Das nächste Repair-Café in Bremen-Nord von „Entsorgung kommunal“ findet am Samstag, 5. August, von 9.30 bis 12.30 Uhr, auf der Recycling-Station „plus“ Blumenthal statt. Handys und Fernseher können dort nicht repariert werden.
Das nächste Angebot der Initiative „Bremen repariert“ kann am Samstag, 10. Juni, von 14 bis 17 Uhr, in der Begegnungsstätte St. Magni, Unter den Linden 24, genutzt werden.
Guten Morgen, können Sie auch Schiene reparieren? Lg D.Jünemann