125 Jahre ist das Uhrwerk alt – so wie das Schulgebäude selbst. Rund 17 Jahre lang zeigte die Turmuhr tagaus tagein dieselbe Zeit an, die Zeiger standen still.
„Wir haben lange überlegt und erst gezögert, sie reparieren zu lassen. Wir haben im Gebäude ja nichts davon, wenn sie geht, nur die Nachbarn sehen sie“, schmunzelt Schulleiterin Insa Gildemeister.
Original-Uhrwerk auf dem Dachboden
Auf dem Dachboden der Schule, direkt unter dem engen Uhrentürmchen, wird das ursprüngliche Uhrwerk von 1892 aufbewahrt. „Wir gehen mit jeder Klasse nach oben, um es den Schülern zu zeigen“, so Gildemeister weiter.
Eigentlich sollte das alte Uhrwerk repariert werden. „Wir fragten in der Elternschaft herum, wer sich mit alten Uhrwerken auskennt“, erinnert sich die Schulleiterin.
Heute ist es eine Funkuhr
Zwei Väter hätten schließlich versucht, die Uhr wieder in Gang zu bringen – vergeblich. Schließlich erhielt die Schule sogar die Adresse eines Uhrmachers, der solch alte Uhrwerke noch reparieren kann.
Leider half auch das nicht, sie wieder zum Schlagen zu bringen. „Inzwischen ist es eine Funkuhr“, verrät Gildemeister.
Unterstützung vom Beirat
Zusammen mit dem Schulverein hatte die Schule einen Globalmittelantrag in Höhe von rund 640 Euro für die Reparatur beim Beirat gestellt. Schließlich konnte sie für 1.200 Euro zum Laufen gebracht werden.
Doch nicht nur auf dem Dach der Schule lagert ein 125 Jahre alter Schatz, auch im Keller zeugt etwas von der Geschichte des Gebäudes: Klassenbücher.
Ein Schatz auch im Keller
Das älteste stammt aus dem Jahr 1892, als die Schule auf Beschluss der Bürgerschaft gebaut und am 1. April des Jahres eröffnet wurde.
Damals trug sie den Namen „Freischule Kantstraße“, da die Eltern der Schüler kein Geld für den Schulbesuch ihrer Kinder bezahlen mussten.
Jungs und Mädchen getrennt
Vor 125 Jahren wurden Jungen und Mädchen getrennt unterrichtet. Die zwei separaten Eingänge werden heute allerdings von allen Schülern genutzt.
Im Jahr 1919 wurde die Schule umbenannt und das Wort „Freischule“ durch „Grundschule“ ersetzt. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 fand der Schulbetrieb zunächst ein Ende. Das Gebäude wurde für andere Zwecke benötigt.
Schicksale werden sichtbar
Die alten Klassenbücher aus den Kriegsjahren geben einen Einblick in den sporadischen Schulalltag, fehlende Kohle zum Heizen und die Schicksale von Lehrern und Schülern.
Erst im August 1948 wurde der Betrieb wieder voll aufgenommen – mit gemeinsamem Unterricht für Jungen und Mädchen.
Jubiläumswoche mit Zeitreise
Um den heutigen Schülern der Grundschule an der Kantstraße einen Eindruck von der Zeit vor 125 Jahren zu vermitteln, haben Lehrer und Eltern sich viel einfallen lassen.
Die Jubiläumswoche beginnt am morgigen Montag: Verraten sei nur, dass die Kinder eine Zeitreise unternehmen werden.
Touren und Workshops
Am Dienstag und Donnerstag geht es auf Tour, etwa ins Schulmuseum. Mittwoch ist Workshop-Tag: 23 Stück werden angeboten und alle haben einen Bezug zum Schul-Geburtstag.
Es wird um alte Berufe gehen, historische Tänze und Schreibgeräte sollen ausprobiert werden und das Focke-Museum zeigt, wie Kinder vor 125 Jahren lebten.
Ehemalige besuchen die Schule
Mit einem großen Schulfest wird am Freitag die Jubiläumswoche beendet. Zunächst besuchen ab 13 Uhr Ehemalige die Schule. Unter ihnen sind auch frühere Schüler, die bereits über 80 Jahre alt sind.
Ab 15 Uhr findet dann in Kooperation mit dem SOS-Kinderdorf-Zentrum das Fest statt. Die Kinder spielen und können mit einer Stempelkarte verschiedene Stationen abklappern.
Zum Schulfest sind auch die Nachbarn eingeladen, denn sie sind es schließlich auch, die von der nun reparierten Turmuhr profitieren.