Kleinkinder toben im Nichtschwimmerbereich, Familien genießen die Sonne am kleinen Strand, der ein oder andere zieht seine Bahnen durch den Sportparksee in Grambke. Drei Ehrenamtliche der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) lassen von der Rettungswache aus ihre Blicke über das Geschehen schweifen.
„Die Jungs sind schon ganz schön lange an der Boje und halten sich fest“, stellt einer von ihnen fest. Schon sitzen zwei Helfer im Motorrettungsboot und fahren zu der Gruppe. Die Jungs winken ab. „Ist alles ok“, rufen sie. Die DLRG-Mitglieder setzen ihre Fahrt fort. Häufig genug haben sie erschöpfte Schwimmer, die sich an den Bojen festhielten, ins Boot geholt.
Allein im vergangenen Jahr haben Rettungsschwimmer, Sanitäter und Bootsführer von der DLRG 13.593 Stunden Wachdienst an den Bremer Badeseen geleistet – und das ehrenamtlich. Bei 214 Personen haben sie Hilfe geleistet, in zwei Fällen Menschen vor dem Ertrinken bewahrt.
Viele unterschätzen potenzielle Gefahren
Lebensrettungen aus dem Wasser kommen am Sportparksee zum Glück selten vor. Viel häufiger verarzten die ehrenamtlichen Retter der DRLG kleine Wunden und zeigen auf dem Gelände Präsenz. Jedes Jahr aufs Neue stellen sie aber auch fest, dass sich Menschen im Wasser überschätzen.
„Schwimmen ist einfach ein Sport, viele sehen das aber mehr als lockere Beschäftigung an“, sagt Philipp Postulka, Sprecher des DLRG-Landesverbands Bremen. Und dabei unterschätzen sie zahlreiche Gefahren.
In Bremen sind 2016 neun Menschen ertrunken
So würden die eigenen körperlichen Fähigkeiten falsch eingeschätzt und aus einem „mal eben auf die andere Seite schwimmen“ wird eine erschöpfende Tour, sagt Postulka. Sehr bekannt unter den Rettern ist auch der Fall, das Alkohol getrunken wird und die Menschen sich in der Folge zu viel zutrauen und waghalsige Manöver vollführen.
Und auch die Wassertemperatur kann in einem See zur Gefahr werden. „Wenn das Wasser an einer Stelle plötzlich kälter wird, bekommt man schnell einen Krampf, der den Körper erschöpft“, sagt Postulka.
Die Rettung aus dem Wasser betrifft die ganze Gesellschaft, vom Kind bis zum Senior. 2016 sind neun Menschen in Bremen ertrunken: Die Opfer waren Jugendliche, junge Erwachsene, Personen mittleren Alters, Rentner.
DLRG appelliert an die Eltern
Vorbeugen könne man leicht. „Es klingt immer so banal, aber wer sich an die Baderegeln hält, bringt sich auch nicht in Gefahr“, sagt Postulka. Viele gefährliche Situationen könnten so verhindert werden. Während man bei Erwachsenen lediglich an den gesunden Menschenverstand appellieren kann, könne man im Kindesalter wesentlich mehr tun, so der Sprecher.
Die DLRG fordert unter anderem, den Nachwuchs schon vor der Einschulung an das kühle Nass zu gewöhnen. Und auch die Baderegeln sollten Kinder kennen. Die DLRG appelliert dafür insbesondere an die Eltern. „Die Eltern müssen sich kümmern und die Kinder zum Schwimmen bringen“, sagt Postulka. Man könne sich nicht allein auf den Schwimmunterricht in der Schule verlassen.
Sicherer Schwimmer erst mit Bronzeabzeichen
Aus einem Bericht, der jüngst in der Deputation für Kinder und Bildung Thema war, geht hervor, dass im Schuljahr 2015/2016 2.144 Schüler zu Beginn des dritten Schuljahres Nichtschwimmer waren. Zum Schuljahresende verfügten noch 901 Schüler über keine Schwimmabzeichen.
Damit haben zwar mehr Schüler schwimmen gelernt, „als sicherer Schwimmer gilt man aber erst mit einem Bronze-Abzeichen“, heißt es sowohl von der DLRG als auch seitens der Senatorin für Kinder und Bildung.
Sowohl für das Ressort als auch für die DLRG ist klar: Damit Kinder schwimmen lernen, können nicht allein die Schulen in die Verantwortung genommen werden. Auch die Eltern und Vereine spielen eine große Rolle.