Delme Report: Konnten Sie sich seit Ihrem Amtsantritt einen Überblick über das Hauptarchiv am Wasserturm und das Zwischenarchiv im City Center verschaffen. Wie kommen Sie voran??
Christoph Brunken: Ich habe begonnen, den Bewertungsrückstau abzuarbeiten. Das ist eine sehr zeitintensive Arbeit. Das Archiv hat über Jahrzehnte mehr Akten bekommen, als mit dem kleinen Team – neben mir sind das zwei Teilzeitmitarbeiterinnen – abzuarbeiten war. Wenn wir alle Dokumente aufbewahren würden, müssten wir jedes Jahr anbauen. Deshalb muss der Aktenbestand ausgedünnt werden und bei neu zu übernehmenden Akten müssen wir uns von vornherein auf eine möglichst kleine, aussagekräftige Auswahl beschränken. Trotzdem darf die Raumnot kein Grund sein, etwas wegzuschmeißen.
Wie entscheiden Sie, was wegkommt und was man archiviert?
Ein Archivar hat einen anderen Blick auf die Akten und Daten, als die Verwaltungsmitarbeiter. Denn er sorgt dafür, dass dieses Wissen an die Öffentlichkeit weitergegeben wird. Deshalb muss in jedem Einzelfall geprüft werden, ob das fragliche Dokument für die Bürger von heute und die Forscher von morgen von Interesse sein könnte. Zusätzlich zu den städtischen Unterlagen bieten uns auch Vereine oder Privatpersonen Manuskripte an. Aber nicht jeder Feldpostbrief oder jedes private Fotoalbum ist archivwürdig im kulturellen und kommunalen Sinn. Wir versuchen sowohl das typische als auch das besondere abzubilden.
Was lagert im Archiv?
Im Archiv lagern neben Akten, Dokumenten und Zeitungsausschnitten auch zahlreiche Fotos. Außerdem sind wir dazu verpflichtet, die Unterlagen des Personenstandsregisters zeitlich unbegrenzt aufzubewahren. Quasi bis zur nächsten Eiszeit. Leider ohne zusätzliches Personal oder Geld für den Mehraufwand.
Ist die Digitalisierung ein Thema im Archiv??
Ich will in den kommenden Jahren die Digitalisierung des Archivs voranbringen. Mein Vorgänger, Werner Garbas, hat damit schon begonnen. Er hat dafür gesorgt, dass die Magistratsakten der Stadt Delmenhorst in einer Word-Datei eingepflegt werden, um später zu wissen, was man wo findet. Auch gilt es zu überlegen, wie man mit jenen Unterlagen umgeht, die es nur digital gibt. Eine Sisyphusarbeit. Mein Wunsch ist es, eine elektronische Archivdatenbank aufzubauen, auf die alle Bürger vom heimischen PC aus zugreifen können.
Zur Person: Der 38-jährige Diplom-Archivar Christoph Brunken ist seit 1. März bei der Stadt Delmenhorst angestellt. Vorher war er rund 20 Jahre im Niedersächsichen Landesarchiv tätig, zuletzt in Oldenburg.