Mit einem Feierabendbier am Wall sitzen und die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen – und dann gibt dir eine Freundin völlig unvermittelt eine Backpfeife. Tja, das kommt vor. Im Idealfall allerdings bloß, weil man Mücken auf dem Gesicht sitzen hat, die im Begriff sind, zuzustechen.
Und das tun sie gerade – unentwegt, denn: „Mücken brauchen drei Dinge, Wärme, Wasser und Blut. Die warmen Temperaturen zusammen mit den Regenfällen der vergangenen Wochen ergeben ideale Mückenbedingungen“, erklärt Florian Scheiba vom Naturschutzbund (NABU).
Mücken passen sich dem Menschen an
Vor allem nachts und in der Dämmerung schlagen die summenden Plagegeister gerne zu: „Weil da ihre Wirte, Menschen und Tiere, in den allermeisten Fällen schlafen und so ungefährlicher sind. Sie passen sich also unserem Tagesrhythmus an“, sagt Scheiba.
Und wenn sie das erfolgreich getan haben, passiert Folgendes: „Die Mücke bringt durch den Einstich Stoffe in die Haut hinein, welche die Blutgerinnung hemmen. Der Körper reagiert darauf mit der Ausschüttung von Entzündungsstoffen, unter anderem Histamin, und es entsteht eine juckende Quaddel“, erläutert Dr. Kjell Kaune, Facharzt für Dermatologie, Venerologie, Allergologie und medikamentöse Tumortherapie am Klinikum Bremen-Mitte.
Natürliche und künstliche Heilmittel
Wenn man nun gestochen wurde, gibt es verschiedene Methoden, um die Stiche zu behandeln. Seit einigen Jahren gebe es ein elektronisches Gerät zur akuten Behandlung von Mückenstichen. Durch eine lokale Hitzeeinwirkung werde das Mückengift zersetzt und die Histaminausschüttung unterbunden.
Ansonsten sei eine kühlende und antientzündliche Lokaltherapie hilfreich. Bei starken Reaktionen könnten auch Allergietabletten, sogenannte Antihistaminika, wirksam sein, so der Mediziner. Harmlosere Stiche ließen sich mit einer Zwiebelauflage oder einem Verband aus frischen Spitzwegerichblättern lindern, so der NABU.
Bakterien dringen in Haut
Außerdem würde Tafelessig gegen den Juckreiz helfen. „Eine wirkliche Allergie auf Mückenstiche mit Symptomen wie Schwindel, Herzrasen oder Hautveränderungen abseits der Stichstelle ist sehr selten.
Allerdings kommt es häufig zu stärkeren lokalen Schwellungen und es besteht die Gefahr, dass Bakterien durch den Stichkanal in die Haut eindringen können und damit eine Wundrose entsteht“, erklärt Kaune.
Kröten und Molche: Fressfeinde Nummer eins
Um aber Stiche generell, wenn möglich, zu vermeiden, „sollte man lange Kleidung tragen, Mückenschutzmittel verwenden und vor allem den Mücken die Brutstätten entziehen“, so Scheiba. Dazu sollten alle Wasserstellen im Garten überprüft und nach Möglichkeit abdeckt werden.
Es reiche schon teilweise aus, einen Deckel auf die Regentonne zu legen. „Bei Teichen im Garten plädieren wir für einen Naturteich ohne Fische. Dort gibt es dann Kröten und Molche, die größten Fressfeinde der ins Wasser abgelegten Mückenlarven“, sagt Scheiba.
Zudem sollte man darauf achten, dass der Teich nicht zu viele Nährstoffe enthalte. Überdüngte Teiche mit reichlich Goldfischen seien ein idealer Brutplatz für Stechmücken.
Mythos überholt
Interessant: „Der Mythos, dass Mücken zum Licht fliegen, stimmt so nicht. Mücken sind von unserem elektrischen Licht als nachtaktive Wesen eher irritiert. Sie werden vor allem vom Geruch angezogen. Das Licht anlassen, wäre von daher auch eine Maßnahme, um Mücken fernzuhalten, erschwert nur wohl auch das Einschlafen“, erklärt Scheiba.
Nervig und unangenehm, wie sie auch sind – die meisten Mücken in den „bremischen Breitengraden“ sind die Gemeinen Stechmücken. Die sind lästig, jedoch ungefährlich. Es gibt aber auch Mücken, die Krankheiten übertragen können, darunter Dengue-Fieber, Gelbfieber, West-Nil-Fieber und Chikungunya-Fieber.
Die „Problemmücken“ kommen
In Mitteleuropa sei die Gefahr, auf so eine Mücke zu treffen aber noch relativ gering, so Scheiba. Die sogenannte Tigermücke sei für den Menschen die unangenehmste Stechmücke, weil sie mehr als 20 Virenarten übertragen könne. Diese Mücke komme aber eher in Südeuropa und in Süddeutschland vor.
Aber: „Die Asiatische Buschmücke ist schon in Niedersaschen registriert worden und kann auch Krankheiten wie das West-Nil-Fieber übertragen. Generell gibt es die Tendenz, dass sich ‘Problemmücken‘ nach Norden ausbreiten“, berichtet Scheiba.