Man wird mit einem gebrochenen Bein ins Krankenhaus eingeliefert und operiert. Nach viel knochenstabilisierendem Metall und noch mehr Schmerzen, ist man auf dem Weg der Genesung.
Und dann will die Wunde nicht heilen. Diagnose: Multiresistenter Keim im Bein.
Fünf Folge-Operationen, drei verschiedene Antibiotika-Arten und die durchaus realistische Angst, das Krankenhaus mit nur einem Bein zu verlassen später: die Wunde sieht inzwischen so aus, als könnte sie Frankensteins Monster Konkurrenz machen, schließt sich aber immerhin.
Infektionsweg unterbrechen
Ob dieser Keim-Albtraum durch korrekt durchgeführte Hygiene-Maßnahmen hätte vermieden werden können, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, durchaus möglich ist es schon.
Denn: Geht man von dem Fall aus, dass der Patient den Erreger vor dem Klinik-Aufenthalt nicht bereits in sich trägt, könnte der Infektionsweg durch korrekte Händedesinfektion an dieser Stelle unterbrochen werden.
„Um die Infektionsgefahr zu vermeiden, müssen die Hände vor und nach dem Patientenkontakt richtig desinfiziert werden“, erklärt Martin Eikenberg, der das Institut für Allgemeine Hygiene am Klinikum-Bremen leitet.
„Händehygiene ist ein wichtiger Aspekt der Krankenhaushygiene. Dazu gehört auch: Flächendesinfektion, Aufbereitung der Medizinprodukte sowie Sterilgutlagerung“, sagt Christina Selzer, Sprecherin des Gesundheitsressorts.
Situation in Krankenhäusern gefährlich
Laut der Gewerkschaft Verdi ist es aber nicht möglich, diese Standards umfassend umzusetzen. Jeder wisse, dass der entscheidende Faktor zur Vermeidung nosokomialer Infektionen – Infektion während eines Krankenhausaufenthaltes – die Händedesinfektion sei.
Die Krankenhaus-Mitarbeiter hätten zwar den Anspruch, die elementare Hygiene korrekt einzuhalten, aber es fehle an Personal und damit auch an Zeit.
„Wir wollen wirkliche Entlastung in den Krankenhäusern und eine bedarfsgerechte gesetzliche Personalbemessung. Das erreichen wir nur, wenn wir deutlich machen, wie angespannt und gefährlich die Situation in den Krankenhäusern ist“, so Verdi.
Es fehlt Personal
Mit einem bundesweiten Aktionstag zum Thema Händedesinfektion will Verdi auf diese Problematik aufmerksam machen. Dazu sollen unter anderem am Dienstag, 12. September, in den Kliniken an Desinfektionsmittel-Spendern für Personal und Besucher Post-its verteilt sowie Plakate in den Arbeitsbereichen und Stationen angebracht werden.
„Ich finde es gut, dass Verdi das thematisiert. In den vergangenen Jahren ist es zu einer Zunahme von Bakterien und Infektionen gekommen. Und nach wie vor ist der Mangel an Fachärzten und Pflegepersonal ein Problem“, sagt Eikenberg.
Seine Lösungsansätze: Ordentliche Personalausstattung, Schulungen und Fachwissen, das an die Beschäftigten vermittelt wird.