„Die Nutrias haben es sich in Bremen gemütlich gemacht und sich richtig gut eingenistet“, wie Marcus Henke, Vizepräsident der Landesjägerschaft Bremen sagt.
Die aus Südamerika stammende Biberratte mit einem Gewicht von bis zu 14 Kilogramm und sechs Zentimeter langen, orangefarbenen Nagezähnen vermehrt sich drastisch nicht nur im Blockland.
Absackung und Verschlammung
Sie haben sie keinen natürlichen Feind. Die Tiere wühlen sich in Deiche und Böschungen und machen so den Untergrund instabil – eine Gefahr für Landwirte und Mitarbeiter der Deichverbände.
Ihre Bauten haben einen Durchmesser von rund 30 Zentimetern und verzweigen sich über mehrere Meter (wir berichteten). Der Kahlfraß sorgt dafür, dass große Flächen in die Gräben sacken.
Dies führt zum Verschlammen. Das häufiger notwendige Ausbaggern der Gräben bedeutet Nachteile für die darin lebenden, vielfach bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Streckenweise verändern sich laut Henke bereits die Pflanzengesellschaften. Die Nager zerstören zudem ganze Schilfbestände.
Fortpflanzungsprofis
Der Bremische Deichverband am rechten Weserufer hatte auch Schäden am Deichfuß der Wümme festgestellt. Dieser Deich schützt Bremen vor Hochwasser.
Alle entstandenen Schäden können laut Henke nur mit schwerem Gerät und zu hohen Kosten beseitigt werden. „Sonst kann das Wasser nicht mehr abgeleitet und das Land nicht mehr bewirtschaftet werden“, so Henke weiter. „Die Schäden sind sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich erheblich“, warnt er.
Die Wühler vermehren sich rasant: Schon fünf Monate alte Jungtiere können sich fortpflanzen. Nutrias paaren sich ganzjährig und bringen bis zu dreimal jährlich Jungtiere zur Welt.
Innerhalb von drei Jahren kann ein Paar so theoretisch bis zu 16.000 Nachkommen zeugen. In Bremen steigt die Population seit 2016 deutlich an.
Nutrias verbreiteter als angenommen
Bereits Anfang des Jahres hatten die Deichverbände einen Antrag auf Aufnahme der invasiven Nager in die Liste der jagdbaren Arten gestellt – in Niedersachsen stehen sie dort seit 15 Jahren.
Laut einer EU-Verordnung müssen Nutrias bekämpft werden. Seit kurzem dürfen die Tiere nun per Ausnahmegenehmigung „entnommen“ werden, wie Henke berichtet.
Die Bremer Jäger haben die Tiere intensiv beobachtet: „Ein Ergebnis ist, dass die Nutrias wesentlich verbreiteter sind als zunächst angenommen. Sie dringen immer weiter auch in die schmalen Gräben vor“ sagt Henke.
Dabei scheinen die Tiere nicht wie bisher angenommen vorrangig tagaktiv zu sein: „Erst in der späten Dämmerung ist zu erkennen, wie viele wirklich da sind, dann kommen sie aus den versteckten Bauen“, erklärt er.
Änderung des Jagdrechts
Allein im Blockland gibt es etwa 4.000 Kilometer Gräben – ein Paradies für die zerstörerischen Wühler – deren genaue Anzahl unbekannt ist.
Inzwischen hat die Umweltdeputation die Einleitung des Verfahrens zur Änderung des Jagdrechts zur Kenntnis genommen und die zuständige Behörde beauftragt, die Verordnung anzupassen.
Wann die Änderung aber tatsächlich in Kraft tritt, ist noch unklar.