Uni Bremen, Studenten, Bafög, Foto: WR Immer mehr Studenten der Uni Bremen haben Probleme, einen geeigneten Wohnort zu finden. Foto: WR
Wohnraum

Studienbeginn: zwischen Campus und Camping

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Am Montag begannen an der Universität Bremen die Vorlesungen. Doch erschwinglicher Wohnraum ist gerade zum Semesterstart Mangelware. So müssen viele Studenten über ihre Verhältnisse leben oder einfach improvisieren.

Genau 250 Euro – so viel sollte ein Student für seine Miete ausgeben können. Denn 250 Euro beträgt die Wohnpauschale im BAföG-Satz, der staatlichen Unterstützung für Studenten. Die Realität sieht anders aus. Mit 250 Euro für die Miete dürften die Wenigsten auskommen.

Das spüren vor allem die Erstsemester, die am kommenden Montag ihr Studium beginnen und dafür eigens nach Bremen gezogen sind. Allein an der Universität starten fast 4.000 Studenten ihr Bachelor-Studium.

Hotel Mama oder lange Pendelwege

Wie viele Studenten noch kein Zimmer gefunden haben, lässt sich schwer beziffern. Allein beim Studentenwerk Bremen stehen 770 Studenten auf der Warteliste für einen der günstigen Plätze in einem Studentenwohnheim.

Studienplatz erhalten, aber keine Wohnung gefunden – das nervt und belastet den Start ins Studium. Manch einer muss länger als erwünscht bei den Eltern wohnen oder lange Pendelwege auf sich nehmen.

Schuldenfalle und psychosoziale Betreuung

Die Folgen können auch schwerwiegender sein. „Es führt dazu, dass einige ihr Studium gar nicht erst antreten“, erklärt Maurice Mäschig, Sprecher des Bremer Studentenwerks.

Auch wer sich in seiner Not für ein allzu teures Zimmer entscheide, habe ein Problem, sagt Mäschig. „Das führt entweder in die Schuldenfalle oder dazu, dass mehr Zeit für den Nebenjob als für das Studium draufgeht. Solche Fälle landen dann später oft in der psychosozialen Beratung.“

Der weitere Bau von privaten Wohnheimen löse das Problem nicht. „Die Mieten dort sind viel zu hoch. Der breiten Masse an Studierenden helfen diese Angebote nicht“, meint Mäschig.
Genug Interessenten finden Anbieter privater Studentenunterkünfte trotzdem.

Der Klassiker: WG

Im Studentenwohnheim „The Fizz“ etwa kostet der günstigste Raum 465 Euro. Dennoch sind dort alle 335 möblierten Apartments ausgebucht. Erst von April an stehe wieder Wohnraum zur Verfügung, sagt Janina Beier von der Fizz-Zentrale.

Schneller verfügbar und zudem preiswerter ist in den meisten Fällen noch das gute alte Zimmer in einer Wohngemeinschaft. Auf einem Online-Portal (WG gesucht) werden mit Einzugstermin bis Anfang Dezember aktuell 155 Mitbewohner gesucht, und immerhin ein knappes Drittel der angebotenen Räume ist für eine Kaltmiete bis zu 300 Euro zu haben.

Wohnwagen und Zelt

Bis zum Einzug bleiben die letzten Suchenden trotzdem auf Provisorien angewiesen. Das kann eine Matratze bei Freunden sein, ein Bett im Hostel, ein Sofa über Couch-Surfing oder über die Bremer Bettenbörse.

Manchmal wird aus der Not sogar eine dauerhafte Lösung. Auf dem Campingplatz Hanse-Camping neben der Uni leben zwei Studenten im eigenen Wohnwagen. „Ursprünglich sollte das für ein halbes Jahr sein“, erzählt Platzbetreiber Stephan Emde.

„Aber als sie sich dann nach einer Wohnung umgeschaut haben, haben sie sich entschieden, doch zu bleiben.“ Seit Anfang Oktober haben die Dauercamper einen dritten Kommilitonen auf dem Campingplatz. „Der“, sagt Emde, „wohnt allerdings im Zelt.“

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