„Das Trinkwasser aus dem Hahn ist hier besser als das aus der Getränkeflasche“, ist sich Dr. Helge Schumann sicher. Am Donnerstag stellte der städtische Amtsarzt den ersten öffentlichen Trinkwasserbericht vor. Entstanden ist die Broschüre in Kooperation mit der Stadtwerkegruppe (SWD), die seit der Verunreinigung in einem der Brunnen vor drei Jahren, unter anderem den Radius der Schutzzonen erweitert hat.
Daneben möchten die Verantwortlichen – über die gezetzlichen Vorgaben hinaus – künftig den Ökolandbau in den entsprechenden Schutzgebieten fördern. „In einem Versuchsprojekt, das wir in diesem Jahr gestartet haben, wird von einigen Landwirten auf zirka 20 Hektar Ackerfläche pestizitfrei Mais angebaut“, erklärt Dieter Meyer, Prokurist der Stadtwerkegruppe. Ziel der Maßnahme sei es, möglichst viele Landwirte von den Vorteilen der alternativen Unkrautbekämpfung zu überzeugen und künftig infolgedessen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Wasserschutzgebiet zu minimieren. „Wir stehen aber noch ganz am Anfang“, betont Meyer.
Wasserqualität wird regelmäßig überprüft
Zudem seien im Untersuchungsgebiet rund 90 Mess-Stellen für das Hydromonotoring installiert worden, an denen alle ein bis vier Wochen die Wasserstände und die Wasserqualität geprüft werden. Auch eine UV-Desinfektionsanlage im Wasserwerksausgang sorge seit 2015 dafür, dass Trinkwasser sauber zum Kunden komme.
Im Rahmen der Trinkwasserverordnung untersucht die Stadt pro Jahr knapp 4.000 Analysen. Routinemäßig geprüft werden unter anderem die Parameter Ammonium, Eisen, Färbung, der Geruch sowie diverse mikrobiologische und chemische Parameter. Dabei haben die Messungen ergeben, dass die Grenzwerte in Delmenhorst eingehalten, oftmals sogar enorm unterschritten werden. Der Grenzwert für Glyphosat liegt beispielsweise bei 100 Mikrogramm pro Liter – der höchste, in Delmenhorst gemessene Wert lag bei 0,04 Mikrogramm pro Liter.
Bleileitungen wurden im Oldenburger Land nicht verbaut
Auch alte Bleirohre machen den Delmenhorstern kaum zu schaffen. „Das liegt daran, dass das Oldenburger Land in preußischer Hand war“, erklärt Dr. Helge Schumann. Das Reichsseuchengesetz aus dem Jahr 1900 habe vorgegeben, dass die dem allgemeinen Gebrauch dienenden Einrichtungen zur Versorgung mit Trink- und Wirtschaftswasser fortlaufend durch staatliche Beamte zu überwachen seien. „1934 wurde den Gesundheitsämtern diese Aufgabe zugewiesen. Bleileitungen wurden hier seinerzeit gar nicht verbaut.“ Nach dem Krieg habe man dann nehmen müssen, was da war und in einigen Häusern seien Bleirohre verwendet worden – allerdings selten.
Der aktuelle Trinkwasserbericht für die Stadt Delmenhorst ist als Download auf der städtischen Internetseite (Fachbereich Gesundheit) zu finden sowie in gedruckter Fassung im SWD-Service-Center an der Fischstraße und im Gesundheitsamt erhältlich.