Der Tanzstil von Eleonora Fabrizi und Timothée Cuny in „Is this it?“ erinnerte in Teilen an Akrobatik.Foto: Stephan Walzl
Ballett

Von Slow motion bis rasant, abstakt und erotisch

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Drei Choreografen verschiedener Generationen wirkten an dem Ballettprogramm „Drei Generationen“ im Oldenburgischen Staatstheater mit. Das Ergebnis ist eine Art Miniatur-Tanzfestival.

Die Akteure wollten es wohl ganz genau wissen und zeigen, was man alles in eine rund zweistündige Inszenierung (zwei Pausen inklusive) packen kann. Das Publikum bekommt nicht nur vier Mal sehr unterschiedliche Arten von Ballett oder Tanztheater zu sehen, sondern darf sich auch über mehrere Kostümwechsel und bei jedem Programmpunkt auf eine Veränderung der Stimmung auf der Bühne freuen.

Timothée Cuny, Gianluca Sermattei, Marié Shimada und Gabrune Sablinskaite. Foto: Stephan Walzl

Timothée Cuny, Gianluca Sermattei, Marié Shimada und Gabrune Sablinskaite. Foto: Stephan Walzl

Rasant, verspielt, erotisch, lasziv, puristisch, abstrakt – jede dieser Beschreibungen passt zu „Drei Generationen“. Aber auch Leichtigkeit. Die Tänzerinnen und Tänzer der Ballett Compagnie Oldenburg zeigen keinen Moment, wie körperlich anstrengend die Darbietung ist. Sie machen die Bühne zu ihrer Spielwiese, auf der sie Märchenwesen gleich tanzen, posieren und sich verführen.

Los geht es mit einer Choreografie von dem Ensemblemitglied Lester René González Álvarez. Zu elektronischer Musik und einem kreisenden Licht, das an einen Leuchtturm erinnert, verlangen die drei Tänzer und vier Tänzerinnen ihren Körpern sehr viel ab. Keinen Moment kommen sie auf der Bühne zur Ruhe, fast wie ferngesteuerte Roboter agieren sie, nur unterbrochen von dem gelegentlichen tänzerischen Ausbrechen Einzelner aus der Gruppe.

Es folgt die Choreografie „Is This It?“ (War’s das?) von Antoine Jully zu Musik des israelischen Musikers Asaf Avidan. Eleonora Fabrizi und Timothée Cuny benötigen lediglich einen Plexiglasstuhl, um das Publikum an einem sinnlichen, teils verstörenden Liebestanz teilhaben zu lassen, der zwischen Nähe und Entfremdung wechselt. Den begeisterten Zuschauern blieb kaum Zeit, das Gesehene Revue passieren zu lassen, da ging es auf der Bühne auch schon weiter.

Marié Shimada und Oliver Jones tanzen zur Musik von Béla Bartók. Foto: Stephan Walzl

Marié Shimada und Oliver Jones tanzen zur Musik von Béla Bartók. Foto: Stephan Walzl

Für „Tensile Involvement“ (Dehnbare Verstrickungen) von Alwin Nikolais aus dem Jahr 1953 hat der Choreograft Alberto Del Saz die Bühne zu einer Art Videospiel werden lassen, in dem die Menschen Spielfigurengleich hin- und herflitzen. Der Raum scheint verzerrt. Jeder der neun Tänzerinnen und Tänzer hält ein elastisches, farbiges Licht reflektierendes Band in der Hand. Rasent schnell spannt das Ensemble die Bänder um sich selber und webt auch die Bühne damit ein, ohne sich auch nur für den Bruchteil einer Sekunde darin zu verheddern.

Für den Abschluss ist wiederum Jully als Choreograf verantwortlich. In hautenge Kostüme gezwängt, so dass die Körper wie mit weißen Puder bestäubt aussehen, tanzt das Ensemble zum vierten Streichquartett von Béla Bartók. Sie scheinen die sinnliche Musik mit ihren Körpern einfangen und jede Note durch eine Bewegung abbilden zu wollen. Die Frauen und Männer dehnen ihre Körper, springen und gleiten fast durch den Raum, dann wieder scheinen sie zu steppen, klatschen zum Takt oder lassen ihre Hände Vögeln ähnlich durch die Luft flattern.

„Drei Generationen“ läuft im Oldenburgischen Staatstheater noch bis in den Februar 2018 hinein, das nächste Mal am 18. und 28. November, Beginn jeweils 20 Uhr. Info und Karten hier

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