„Wir freuen uns sehr, dass wir mit Jörg van den Berg einen erfahrenen, national und international vernetzten Kurator für Worpswede gewinnen konnten“, sagte Landrat Bernd Lütjen in seiner Funktion als Vorsitzender des Kuratoriums der Kulturstiftung. „Wir sind überzeugt, dass er zusammen mit dem Team der Kulturstiftung die Arbeit unseres Museums auf hohem Niveau weiterführen und als Impulsgeber – auch im Zusammenwirken mit dem Worpsweder Museumsverbund und den Leitungen der weiteren Worpsweder Museen – Akzente setzen und neue Perspektiven entwickeln wird.“
Der 52-Jährige wird als Kunstwissenschaftler und Ausstellungsmacher beschrieben, der schon über 100 Ausstellungen kuratiert und realisiert hat. In einer Pressemitteilung wird hervorgehoben, dass er 2007 bis 2012 Direktor der Kunsthalle Ravensburg/Columbus Art Foundation war und von 2013 bis 2016 als Ausstellungsmacher im Kunstverein Friedrichshafen und als „Curator in Residence im Magazin 4 – Bregenzer Kunstverein wirkte. „Seit 2015 arbeitet er für die Stiftung Federkiel in München. Von 2003 bis 2006 gehörte Jörg van den Berg zum vierköpfigen Gründungsteam der Zeppelin Universität, Friedrichshafen, nachdem er zwischen 1992 und 2003 an der Universität Witten/Herdecke als Gründer und Leiter von ›art in dialog‹ vor allem interdisziplinäre Projekte zwischen Künsten und Wissenschaften realisiert hatte“, so die Mitteilung der Kulturstiftung.
Jörg van den Berg schon in Worpswede aktiv
Erst auf Nachfrage unserer Redaktion fällt es auf, das Jörg van den Berg auch in Worpswede schon ein Bekannter ist. Philipp Stanehl, Geschäftsführer der Kulturstiftung teilte uns mit, dass van den Berg bereits seit April 2017 am Projekt „Kaleidoskop Worpswede“ mitarbeitet (wir berichteten). „Herr van den Berg hat in den vergangenen Monaten Worpswede für sich entdeckt und ist von dem Ort so fasziniert, dass er sich auf die vakante Stelle beworben hat“, so Stanehl. Dass sich ein so erfahrener und vielfältig vernetzter Ausstellungsmacher in diesem Maße für Worpswede begeistert, sei für den Ort eine Bereicherung.
Unsere Nachfrage, ob die Arbeit im von der Stiftung Niedersachsen geförderten Ausstellungsprojekt „Kaleidoskop und die Stelle als künstlerischer Leiter auch Aufgabenüberschneidungen mitsich brächten, bestätigt Stanehl als „Synergie-Effekte, die in diesem Fall erwünscht sind und die Zusammenarbeit im Museumsverbund weiter stärken werden.“
Kostenersparnis als erfreulicher Nebenaspekt
Unsere weitere Frage, ob dadurch Kosteneinsparungen erzielt werden, erklärte Stanehl als einen „äußerst erfreulichen Nebenaspekt“. Van den Berg habe sich bereit erklärt, ab der Übernahme der künstlerischen Leitung der Großen Kunstschau auf einen erheblichen Teil seines Honorars als Ausstellungskurator für „Kaleidoskop Worpswede“ zu verzichten.
Die Kulturstiftung ist eigentlich auch für die Museumsanlage in der Kreisstadt verantwortlich. Dort wartet der nach der kurzfristigen Schließung eingesprungene Förderverein noch immer auf eine Zusage, ob über den 30. Juni 2018 hinaus für seine Aktivitäten an der Bördestraße Zuschüsse erhält.
Kommentar
Geld fürs Museum
Die Kulturstiftung freut sich auf einen neuen Mitarbeiter. Zum 15. Januar wurde ein künstlerischer Leiter eingestellt. Seit dem Rauswurf von Dr. Karen E. Hammer als Geschäftsfüherin vor über zwei Jahren war die Stelle vakant. Geld floss dennoch, vor Gericht setzte die langjährig Beschäftigte eine ordentliche Entschädigung durch.
Die Kulturstiftung hat seitdem einige Veränderungen erfahren. Um einer Insolvenz zu entgehen, schloss man die Museumsanlage in der Kreistadt. Dort erlaubt man dem Förderverein der Museumsanlage einen provisorischen Weiterbetrieb. Die Kulturstiftung konzentriert sich allein auf die Große Kunstschau in Worpswede.
Landrat Bernd Lütjen als Nachfolger von Karl-Heinz Marg im Amt des Kuratoriumsvorsitzenden muss weiter beides im Auge behalten. Das Engagement der Stiftung in Worpswede und die Fortführung des Museums mit heimatgeschichtlicher Sammlung und dem Norddeutschen Vogelmuseum.
Dass der neue künstlerische Leiter durch seine schon verabredete Tätigkeit als Kurator auf doppeltes Honorar verzichten will, ist löblich. Dass der Förderverein als gegenwärtiger Museumsbetreiber noch unsicher sein muss, wie es 2018 mit seiner Arbeit weitergeht, dagegen unbefriedigend. Das Kuratorium und sein Vorsitzender sollten den ehrenamtlich Tätigen in der Kreisstadt endlich Gewissheit geben, ob ihr Engagement über den 30. Juni 2018 hinaus erwünscht bleibt.