Eine angeschwemmte Wasserleiche vor Lemwerder, Fußgänger, die an der Klappe hingen und noch mitfahren wollten, oder ein gekenterter Kanufahrer, dem die Besatzung wieder an Land geholfen hat: „Es ist immer wieder was los. Jeden Tag passiert etwas Neues“, sagt Uwe Kranz.
Er ist Kassierer auf der Fähre zwischen Vegesack und Lemwerder, kontrolliert Tickets und weist die Nutzer ein. Seit 1995 macht er diesen Job und ist nach wie vor mit Leidenschaft dabei. „Ich arbeite einfach gerne mit Menschen“, sagt Kranz. Und davon kommen viele an Bord. Durchschnittlich 7.738 Personen nutzen allein die Verbindung zwischen Vegesack und der Wesermarsch pro Tag.
Eine Schicht besteht für das Team – zwei Kassierer, Schiffsführer und Maschinist – aus etwa 50 Fahrten. Man könnte glatt meinen, dass das ständige Queren über die Weser eintönig wird. Nicht für Arndt Meyer. Er arbeitet seit 20 Jahren bei der Fähren Bremen-Stedingen GmbH und ist Schiffsführer.
Der Herr über Monitore und Knöpfe
„Die Weser ist jeden Tag anders, sei es durch die Strömung oder die Sichtverhätnisse“, sagt Meyer. Die Fähre sei zudem durch den hohen Aufbau, in dem sich das Schiffsführerhaus befindet, anfällig für Wind. Hinzu komme das Wasser, das aus der Lesum drückt.
Funk, Öldruck, Kühlwassertemperatur, Warnanlage für den Tank – Arndt ist der Herr über Tasten, Monitore und blinkende Knöpfe. Einige Meter über den Autos, Lkw und Fußgängern hat er den wohl besten Blick auf die Weser. Und das ist auch notwendig, um kreuzende Wassersportler oder Schiffe zu sichten. Sind zwischen Vegesack und Lemwerder zwei Fähren unterwegs, sprechen sich die Schiffsführer ab und informieren einander über die Lage auf der Weser.
Die Fähre bedeutet für die Nutzer Zeitersparnis
Einige Meter tiefer, schon knapp unter der Wasseroberfläche hat Thorsten Tietjen seinen Arbeitsplatz. Als Maschinist wartet er die vier Maschinen, die die Fähre antreiben. „Fällt irgendwas aus, bin ich zur Stelle. Das reicht vom Lampen austauschen bis zu Problemen mit der Hydraulikklappe“, sagt Tietjen und ergänzt: „Eigentlich bin ich das Mädchen für alles.“ Sein Arbeitsplatz sei hochmodern und genau deswegen besonders pflegeintensiv.
Während die Fähre für die einen der tägliche Arbeitsort ist, ist sie für andere ein Transportmittel. Denn für viele Nutzer bedeutet die kurze Fahrt über die Weser vorallem eines: Zeitersparnis. „Ich spare damit eine Stunde Autofahrt“, sagt Horst Dörre aus Ganderkesee. Einmal die Woche nutzt er die Verbindung – und habe damit schon den einen oder anderen Stau auf der A1 umfahren.
Fähre war schon als Löschboot im Einsatz
Staugefahr bestehe auch immer für die A27 und die B75, sagt Pendler Mark Meyerdierks. „Auf der Fähre ist es einfach entspannter und man kommt gemütlich auf die andere Seite.“
Die Fähre bringt Menschen auf schnellen Wege von A nach B. „Und manchmal muss es besonders schnell sein“, sagt Kranz. So komme es immer wieder vor, dass hochschwangere Frauen mit Wehen an der Anlegestelle stehen und Richtung Krankenhaus möchten. „Dann fahren wir sofort los, genau wie bei Krankenwagen, die im Einsatz sind.“
Einen Einsatz der besonderen Art kann auch die Fähre schon verbuchen, als vor ein paar Jahren eine Fabrik in Elsfleth brannte. Mit Pumpen bestückt diente eine Fähre als Löschboot.