„Die größte Angst eines Kartonmodellbauers ist sicher, dass er mal einen Tatterich bekommt“, sagt Volker Preikschat. Der Elektroniker ist Mitglied der Interessengemein-
schaft (IG) Kartonmodellbau Bremen und umzu.
„Wir treffen uns seit etwa vier Jahren monatlich, um uns auszutauschen, neue Bausätze und Konstruktionen zu bewundern und zu fachsimpeln“, so der Bastler weiter. Einmal im Jahr kommen dann Kartonmodellbauer aus ganz Deutschland nach Bremen.
Winzige Einzelteile
Zu den Arbeitsutensilien der Kartonmodellbauer gehören Skalpelle, Scheren, Lupen, Klebstoff, aber auch Zahnstocher und feine Blechspachtel, außerdem 160 Gramm starker Bastelkarton sowie ein Tintenstrahldrucker.
Die Einzelteile ihrer Modelle sind teilweise nur wenige Millimeter groß. „Ältere kennen den Kartonmodellbau noch, jüngere haben heute eher Lego zur Verfügung. Dabei eignet sich das Hobby für jeden, der eine ruhige Hand hat“, sagt Preikschat.
Alles ist möglich
Modelle gibt es aus allen Bereichen: Kirchen, Fahrzeuge, Schiffe Häuser und Tiere. „Es gibt sehr viele Vorlagen im Internet, die man auch kostenlos herunterladen kann“, verrät Preikschat, der selber Modelle auf seiner Internetseite racepaper.de anbietet.
Der 57-Jährige schneidet, faltet und klebt nämlich nicht nur, er konstruiert auch selber. „Ich habe es mir selber beigebracht. Man braucht räumliches Vorstellungsvermögen und Zeit“, sagt er. Derzeit hat er sich auf Wohnmobile spezialisiert.
„Aber wenn ich in Rente gehe, dann möchte ich mit hochwertigen Schiffen anfangen“, schwärmt Preikschat.
Ausgleich zum Alltag
Ihr Hobby bedeutet für ihn und seine Modellbaukollegen vor allem Ruhe und einen Ausgleich. „Der Alltag ist schon stressig genug. Wenn man erstmal anfängt mit dem Schnippeln, fährt man runter“, sagt Preikschat.
Und Schnippeln kann er überall: Im Wohnzimmer, Arbeitszimmer oder in der Küche – Hauptsache das Licht stimmt. „Meine Schnipsel muss ich natürlich selber wieder wegräumen“, sagt Preikschat, ansonsten würde sein Hobby aber niemanden stören.
Irgendwann ist es Altpapier
Ist ein Modell fertig, wandert es in einen Karton – und irgendwann ins Altpapier. „Immer wieder das gleiche Modell zu bauen, macht keinen Spaß und ich behalte nur die wirklich aufwändigen“, so der 57-Jährige weiter.
Zu den kuriosesten Kartonmodellen, die er bisher gebaut hat, gehört beispielsweise die Captain America aus dem Film Easy Rider im Maßstab 1:1. Die hat Preikschat allerdings einem Bremer Motorradhändler für sein Schaufenster überlassen, „den Platz hatte ich nicht“, sagt er und schmunzelt.
Die IG Kartonmodellbau Bremen und umzu trifft sich an jedem zweiten Dienstag im Monat ab 19 Uhr im Gasthof zur Börse, Arster Heerstraße 35-37. Gäste und Interessierte sind willkommen.