Im Jahr 1794 ließ sich Dr. Otto Ernst Oppermann als erster wissenschaftlich ausgebildeter Arzt in Delmenhorst nieder. Zu seinem Arbeitsbereich gehörte neben der Stadt das Gebiet der ehemaligen Grafschaft Delmenhorst. Er betrieb eine große eigene Praxis. Oppermann soll Arme oft ohne eine Honorarabrechnung behandelt und zusätzlich mit Lebensmitteln unterstützt haben, die er zumeist aus dem Haushalt der eigenen Familie abzweigte. Historische Aufzeichnungen schildern ihn als einen vorurteilsfreien Mann mit philosophischer Lebensauffassung, der selbst recht anspruchslos und genügsam war.
Lustholz mit Promenadenwegen
Überzeugt war der engagierte Mediziner von dem hohen Stellenwert von Grünanlagen für die Volksgesundheit. Deshalb beantragte er im Jahr 1796 bei der Kammer in Oldenburg das Areal südlich der Welse, als „Lustholz mit Promenadenwegen“ für die Bürger Delmenhorsts freizugeben. Dieser große Tiergarten war um 1560 angelegt worden.
Man muss sich das Gelände als ein eingezäuntes Wildgehege vorstellen, in dem die Landesherrschaft insbesondere Rotwild aufziehen ließ, das der Küche des fürstlichen Hofes Wildbret lieferte. Noch 1690 soll es inmitten des Tiergartens ein gräfliches Haus gegeben haben. Oppermanns Anliegen war Erfolg beschieden: Einen Teil des Forstes stellte man der Stadt antragsgemäß zur Verfügung.
Buchen mit geschnitzen Figuren
Ganz im Westen des Gehölzes lebte Oppermann seine künstlerischen Ambitionen aus. In zehn gewaltige Buchen schnitzte er Figuren aus der griechischen Mythologie als Reliefs mit einer Höhe von einem Meter. Eine Buche zierte die Inschrift: „Dr. Oppermann gründete diese Anlage im Jahr 1798“.
1840 gründete der umtriebige Mediziner die Tiergarten-Gesellschaft zum Zweck der Erhaltung und Verschönerung des Lustholzes. Der Tiergarten wurde wie folgt beschrieben: „Ein von einem klaren Bach durchflossener, höchst anmutiger Hain, der zum Vergnügungsort der Delmenhorster und Bremer dient.“
Vergnügungsort für die Delmenhorster
Die Bremer kamen zuerst mit Kutschen, ab 1867 dann mit der Eisenbahn. Rund um den Tiergarten entstanden mehrere Ausflugslokale, die den zahlreichen Besuchern Gelegenheit zur Einkehr boten. Im Jahr 1912 ließ der Deichhorster Kriegerverein im Tiergarten ein Denkmal für den oldenburgischen Großherzog Nikolaus Friedrich Peter (1853-1900) errichten.
In unserer Zeit ist es der Gruppe Runder-Tisch-Tiergarten ein Anliegen, den Tiergarten in seiner einzigartigen Erholungsfunktion zu erhalten. Ihr Motto lautet: „Man schützt, was man schätzt!“