Der Kontakt war im Mai am Rande des Festaktes für den Deutschen Schulpreis in Berlin entstanden: Dorthin hatten es die Berufsbildenden Schulen bis in die Endrunde geschafft. Schulleiter Wilhelm Windmann bekam damals viel Lob, auch von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Das reichte ihm aber nicht, er lud den Regierungschef zu einem Besuch an die BBS ein – um für einen leider aufgegebenen Schulversuch Werbung zu machen.
Er sei gerne gekommen, so Stephan Weil. Dass es eine Berufsschule bis ins Finale des Wettbewerbes der Bosch-Stiftung geschafft habe, sei bemerkenswert. Bei seinem Besuch wolle er „Honig saugen“ und in Osterholz-Scharmbeck eine Schule besichtigen, von der andere im Bundesland wohl noch lernen könnten.
Windmann braucht keinen „Honig ums Maul“
Wilhelm Windmann braucht sich keinen „Honig ums Maul schmieren“ zu lassen, ihm geht es darum, den gerade wiedergewählten Ministerpräsidenten von einem Modellprojekt zu überzeugen, mit dem man an den BBS erfolgreich war. Die Schule mit ihren rund 2.100 Schülerinnen und Schülern, einem 140-köpfigen Kollegium, bietet 27 Vollzeitbildungsgänge und 700 Auszubildenden aus dem dualen System die schulische Qualifikation in 35 Berufen. Man engagiert sich als Europaschule, Umweltschule und Unesco-Schule. Als „ProReko-Schule“ waren die BBS bis vor kurzem noch als regionales Kompetenzzentrum aufgestellt. „Es fällt schwer, so etwas aufzugeben“, so Windmann. Und er konnte Weil tatsächlich beeindrucken, davon wie statt in langwierigen Konferenzen an den BBS durch klare Kompetenzaufteilung eine erfolgreiche Arbeit organisiert wird. So wolle man weiterarbeiten, so Windmann.
Es gebe Berufsschulen, die vom Schulversuch „ProReko“ profitiert hätten und andere, die von den zusätzlichen Möglichkeiten weniger Gebrauch gemacht hätten, konstatierte Weil. Er wolle bei der Auswertung von „ProReko“ nun nicht alle Schulen über einen Kamm scheren, „das System soll nicht starr sein, es muss eine gemeinsame Basis für alle geben und den Schulen, die mehr selbst leisten können, müssen dafür Möglichkeiten eingeräumt bekommen“, so Weil.
Weil: „In zwei Jahren komme ich wieder“
Im Koalitionsvertrag für die neue Legislaturperiode habe man sich vorgenommen, die Schulaufsichtsbehörden umzubauen, sie sollen noch stärker Dienstleister werden und Lehrer von organisatorischen Aufgaben entlasten. Schule sei letztlich dafür da, „Jugendlichen für ihre Bildung und Ausbildung gute Perspektiven zu geben“. Weil empfahl Windmann, konkrete Gespräche mit dem zuständigen Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) aufzunehmen: „Und in zwei Jahren komme ich dann wieder nach Osterholz-Scharmbeck und schaue, was aus den BBS geworden ist“, versprach Weil.
Weil besuchte vor einer Diskussion mit Schüler- und Lehrerschaft im Forum der Schule Fachräume einer Tablet-Klasse im Beruflichen Gymnasium, Flüchtlinge im Sprachunterricht und die Produktionsschule an den BBS.