Wo noch die Reste des Schuppen 3 stehen, sollen gleich drei Straßen in das neue Wohnquartier führen. Foto: Bollmann
Europaquartier

Neue Straßennamen in der Überseestadt

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Mit dem Bau des Europaquartiers bekommt die Überseestadt bald nicht nur 520 neue Wohnungen, sondern auch gleich vier neue Straßen- und zwei Platznamen. Dabei wurden in der Überseestadt schon viele Straßen neu benannt.

Mit den neuen Benennungen wird die Liste der im restlichen Bremen noch recht unbekannten Ortsbezeichnungen in der Überseestadt erstmal wieder etwas länger.

Während der Europaplatz noch recht deutlich auf die Bezeichnung des benachbarten neuen Wohnquartiers hinweist, muss man beim unmittelbar am Wasser gelegenen Robert-Schuman-Platz schon wissen, dass damit einer der Architekten der europäischen Integration geehrt wird.

Ähnlich verhält es sich bei den drei von der Konsul-Smidt-Straße abgehenden Zuwegungen: Simone Veil (1927-2017) war eine französische Politikerin und Holocaust-Überlebende, die von 1979 bis 1982 Präsidentin des Europäischen Parlaments war und mehrere Europapreise erhielt.

Europäische Vordenker als Namensgeber

Neben der Simone-Veil-Straße findet sich die Altiero-Spinelli-Straße, mit der der Italiener Altiero Spinelli (1907-1986) gewürdigt wird. Der Abgeordnete der kommunistischen Partei Italiens war Mitglied der Europäischen Kommission und wirkte am Vertagsentwurf für die Europäische Union mit. Der französische Unternehmer Jean Monnet (1888-1979) schließlich war einer der Wegbereiter der europäischen Einigungsbestrebungen und wird auch als „Vater Europas“ bezeichnet.

Einzig der Name der parallel zur Konsul-Smidt-Straße verlaufenden Straße Hinter der Kranbahn weist künftig auf die Vergangenheit des Areals am Hafenbecken hin. Passend zu dem Straßennamen soll auch ein Stück der alten Kranbahn an Europaplatz und am Rest des Schuppen 3 erhalten bleiben.

Namen mit Hafenbezug 

Während die Namen mit den Europaverweisen Vorschläge des Investors waren, kam die Namensbezeichnung Hinter der Kranbahn direkt aus dem Waller Beirat, der bei Straßenbenennungen das Vorschlagsrecht hat, berichtet die zuständige Ortsamtsleiterin Ulrike Pala. Dabei sei es ganz unterschiedlich, woher die Ideen kommen: „Manchmal kommen sogar Bürger zu uns.“

Vor allem in der Anfangszeit habe man sich bei der Überseestadt dabei darum bemüht, Namen mit Hafenbezug oder von bekannten Persönlichkeiten mit Hafenbezug zu finden, wie etwa bei der Konsul-Smidt-Straße. Die wurde nach dem Bremer Kaufmann und Bürgerschaftsabgeordneten Johann Smidt (1839-1910) benannt, der am Ausbau der Häfen und der Vertiefung der Weser Anteil hatte.

Die Reeperbahn in der Überseestadt

Eine andere noch recht neue Straße ist An der Reeperbahn. Dabei ist diese Straße allerdings keine Anlehnung an die sündige Meile in Hamburg, sondern erinnert an ein altes Handwerk im Hafen: Auf den bis zu 400 Meter langen Reeperbahnen wurde im Hafen nämlich früher die Reepe zu langen Tauen für verflochten, die für die Schiffe benötigt wurden.

Ebenfalls nicht auf den ersten Blick erklärt sich auch der Name der nicht weit entfernten An der Waller Gemeinheit: Der Name leitet sich von der Bezeichnung eines alten Flurstück ab, auf dem sich das Gemeindeland des Waller Dorfes befand.

Allerdings war die Doppeldeutigkeit bei der Bezeichnung der direkt am Frischezentrum gelegenen Straße durchaus gewollt. Damit hat der Waller Beirat damals zugleich seinen Protest gegen die ungeliebte Ansiedlung des Großmarktes zum Ausdruck bringen wollen, erinnert sich Cecilie Eckler-von Gleich von der Geschichtswerkstatt im Kulturhaus Walle, Brodelpott.

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