Am Steuer hat das Smartphone nichts verloren. Jede Ablenkung kann zu schweren Unfällen führen. Symbolfoto: Bosse Am Steuer hat das Smartphone nichts verloren. Jede Ablenkung kann zu schweren Unfällen führen. Symbolfoto: Bosse
Landkreis Osterholz

Handys am Steuer machen der Polizei Sorgen

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Es ist verboten, und doch nutzen unzählige Verkehrsteilnehmer ihr Handy oder Smartphone am Steuer. Das niedersächsische Innenministerium will die "Unfallursache Handy" nun genauer untersuchen lassen.

Es ist nur ein kurzer Blick aufs Display des Handys, doch im Straßenverkehr kann diese kurze Zeitspanne den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Unzählige Autofahrer „riskieren“ tagtäglich im fließenden Straßenverkehr den Blick aufs Handy und bringen sich und andere damit in Gefahr.

Um mehr über die „Unfallursache Handy“ zu erfahren, hat das niedersächsische Verkehrsministerium nun eine einjährige Studie in den Gebieten verschiedener Polizeidirektionen gestartet. Dabei werden Verkehrsunfälle gründlich analysiert, bei denen vermutet wird, dass Ablenkung die Unfallursache gewesen sein könnte.

Gefährlicher als das Telefonieren ist das Schreiben am Steuer

Auch wenn die aktuelle Studie zunächst nicht das hiesige Gebiet der Polizeidirektion Oldenburg einschließt, ist man auch im Landkreis Osterholz für dieses Thema sensibilisiert. „Vom Streifenwagen aus nehmen wir es kaum wahr, aber sind wir in Zivilfahrzeugen unterwegs, sehen wir regelmäßig Verkehrsteilnehmer, die am Steuer das Handy benutzen“, bedauert Helge Cassens, Sprecher der Polizeiinspektion Verden/Osterholz.

Schlimmer und gefährlicher als das Telefonieren sei dabei aber eindeutig das Lesen oder Schreiben von Nachrichten während der Fahrt. Denn das bedeute einen regelrechten „Blindflug“ über die Straße.

Autofahrer geraten ohne erkennbaren Grund aus der Kurve

Wer mit dem Smartphone am Steuer erwischt werde, zahle dafür heute 100 Euro, Radfahrer würden mit 55 Euro zur Kasse gebeten. Zwar werde die Anzahl dieser Verstöße nicht statistisch erfasst, so Cassens, jedoch sei „auffällig, dass in letzter Zeit immer öfter junge Autofahrer in Kurven ohne erkennbaren Grund geradeaus fahren“.

Nicht bei jedem Verkehrsunfall – in 2016 waren es allein im Landkreis Osterholz 2.865 – könne und dürfe man das Mobiltelefon in die Ursachenforschung einbeziehen. „Bei schwerem Verdacht stellen wir das Handy aber sicher“, erklärt der Polizeisprecher.

Werden Verstöße „viel zu schwach geahndet“? 

Klaus Siems ist selbstständiger Fahrlehrer in Osterholz-Scharmbeck. Täglich begegnet er auf den Straßen Verkehrsteilnehmern, die am Steuer tippen. „Das ist mittlerweile ganz heftig. Gerade die Tage hat mir eine junge Frau die Rechts-vor-links-Vorfahrt genommen, weil sie ausschließlich mit ihrem Telefon beschäftigt war.“

Selbst viele seiner Fahrschüler „müssten“ selbst kurz vorm Einsteigen an der Fahrertür noch die letzte SMS schreiben. „In meinen Fahrstunden kommt das Handy entweder gar nicht mit oder es wird ausgeschaltet“, sagt Siems. Seiner Meinung nach würden die Verstöße „viel zu schwach geahndet. Da lachen die Leute doch drüber.“

Innenminister Pistorius: „Grundsätzlich gilt: Kopf hoch.“

Nils Linge, Sprecher des ADAC Weser-Ems, merkt an, „dass wir heute mit Infos zugefeuert werden. Wir empfehlen, im Auto den Flugmodus des Handys zu aktivieren, um sich auf den Verkehr konzentrieren zu können.“

Auch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sagt: „Grundsätzlich gilt: Kopf hoch. Das Smartphone hat im Straßenverkehr nichts zu suchen!“

Es gibt jedoch auch Momente, in denen es sich in gewisser Weise auszahlt, dass heutzutage nahezu jeder Mensch mit einem Handy samt integrierter Kamera unterwegs ist. „Bei Parkremplern und Fahrerfluchten bekommen wir heute viel häufiger ein schnell geschossenes Foto, das teils bei der Aufklärung hilft“, so Polizeisprecher Helge Cassens. „Das ist dann natürlich sehr gut.“ Genauso wüssten beispielsweise Einbrecher ganz genau, dass sie überall und von jedem sehr zügig fotografiert werden können.

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