Hannah Pot d‘Or, Fabian Nolte und Jolina Mennen (von links) verdienen als Influencer mit Klicks ihr Geld. Foto: pv Hannah Pot d‘Or, Fabian Nolte und Jolina Mennen (von links) verdienen als Influencer mit Klicks ihr Geld. Foto: pv
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Diesen Bremer-Influencern vertrauen 333.000 Leute

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Wer glaubt, dass ein scheinbar nebenbei geknipstes Foto eine Spielerei ist, der ahnt nicht, dass sich damit inzwischen viel Geld verdienen lässt. Die erfolgreichsten Bremer Influencer verraten, wie aus Klicks Cash wird.

Das Viertel an einem Sonntagmorgen: Die Kulisse für Verkaterte und von Partys Übriggebliebene. Aber auch der Hintergrund, den die Bremerin Hannah Pot d‘Or braucht, um zu dieser Uhrzeit Kasse zu machen.

Ihr Verlobter schießt seit eineinhalb Jahren Fotos von ihr: Hannah auf einer sanierungsbedürftigen Treppe. Hannah beim Kaffeetrinken im Coffee Corner. Und Hannah, während sie ihren Kopf verträumt mit ihrer Hand stützt – und wie zufällig eine goldene Uhr trägt.

Eine Uhr, die sie nicht bezahlt hat. Im Gegenteilt: In der Bildbeschreibung des auf Instagram veröffentlichten Bildes steht ganz am Ende, dass dieses Foto eine Anzeige ist.

Bremer Influencerin folgen 92.600 Fans

Hannah Pot d‘Or – wie sie sich selbst nennt – verdient Geld mit dem Foto. 3.000 Menschen haben es sich auf der Social-Media-Plattform Instagram angeschaut. Die Uhr wurde ihr kostenlos vom Hersteller zugeschickt.

Manche Uhren darf sie behalten, für andere Fotos bekommt sie Geld vom Kunden. „zu Hause haben wir schon den Dachboden ausgebaut, damit wir genug Platz haben für die ganzen Sachen, die uns zugeschickt werden“, sagt die 24-Jährige.

Hannah Pot d‘Or selbst sieht sich als Influencerin – übersetzen lässt sich das aus dem Englischen mit den Worten Beeinflusserin oder Meinungsmacherin. Inzwischen folgen ihr im Internet 92.600 meist sehr junge Fans.

„Du musst dich ein wenig von der Masse unterscheiden“

Die Bremerin schämt sich, dass ihre Handtasche von Gucci, die sie oft bei Fotoshootings trägt, 1.400 Euro gekostet hat. Unerschwinglich für ihre Fans. „Du musst dich ein wenig von der Masse unterscheiden. Wir haben unser Ding gefunden, wir machen Streetstyle“, sagt sie.

Wie viel sie verdient? „Über Geld spricht man nicht“, sagt die Influencerin und lacht schüchtern. Noch muss sie nebenher als Stylistin arbeiten. Es gebe jedoch neue mehrmonatige Kooperationen mit Firmen für ihren Instagram-Kanal, so die Bremerin.

Jemand, der über Geld spricht, ist die Bremer Social-Media-Expertin Jaisha Laduch. Sie betreut Werbekunden, die ihre Produkte im Internet verkaufen wollen.

Lokalgrößen verdienen bis zu 10.000 Euro – pro Bild

„Instagram ist ein Tool, das in Zukunft immer mehr zum Alltag dazugehören wird. Es gibt die ganz großen Lokalgrößen, die 10.000 Euro für ein Bild kriegen. Oftmals kommt das Geld durch größere Kooperationen“ erklärt Laduch.

Doch was verdient die Bremerin Hannah Pot d‘Or nun mit einem Selfie? „Ob es reicht, um sich eine Dreizimmerwohnung in Schwachhausen zu leisten, kann ich nicht sagen. Doch ich schätze maximal 600 Euro“, sagt die Social-Media-Expertin.

In einem Monat würde Hannah demnach für 30 gepostete Fotos rund 18.000 Euro einnehmen.

Youtube-Influencerin kann in Obernstraße nicht mehr unerkannt shoppen

„Ich hoffe, dass es noch ein paar Jahr so weiter geht mit Instagram, nicht, dass dann die Blase platzt“, sagt die Influencerin. Auch Jolina Mennen verdient Geld mit Klicks.

Anders als Hannah Pot d‘Or kann Jolina Mennen am Wochenende nicht mehr in der Obernstraße einkaufen gehen, ohne von Fans erkannt zu werden.

Auf Youtube spricht die Bremerin über Schminktipps und beschwert sich über zu enge Kleidergrößen. „Meine Beauty-Videos sind für Männer und Frauen“, sagt Mennen.

Beauty-Videos produziert wie am Fließband

Was ihre rund 210.000 Abonnenten auf der Videoplattform nicht sehen: Hinter dem Erfolg steckt ein durchstrukturierter Arbeitsalltag. Wenn die Influencerin am Nachmittag nach acht Stunden aus der Uni kommt, dreht sie bis zu vier Videos am Stück und schneidet sie an den Folgetagen.

Rund acht Stunden Arbeit steckt die Studentin in ein 15-minütiges Video. Ihre Miete bezahlt sie mit den Einnahmen, die sie durch geschaltete Werbung in ihren Videos erhält und durch Werbekooperationen.

Wie viel sie verdient? „Mir geht es finanziell gut. Es läuft“, sagt die Beauty-Youtuberin. Auf Messen bekomme sie feste Gagen. „Doch ich arbeite auch als Werbegesicht für ein neues Make-up oder stelle in meinen Videos Produkte vor“, sagt sie.

Klobürste aus China

Bis zu 20 Anfragen erhält die Influencerin täglich. Nicht immer sind diese seriös. „Es kam auch mal eine Anfrage zu einer Klobürste aus China. Aber ich bin nicht deren Monchichi“, sagt sie lächelnd.

Wichtig um dauerhaft erfolgreich zu sein, sei neben gutem Equipment und guter Beleuchtung, das regelmäßige Produzieren von Inhalten. „Man muss immer gucken, was gerade Trend ist und wo man aufspringen kann“, erklärt die Werbe-Expertin Laduch.

Um gutes Equipment und das perfekte Make-up braucht sich Youtuber Fabian Nolte nicht mehr zu kümmern, denn er arbeitet als selbstständiger Youtuber in den Räumen von Radio Bremen.

Klicks für Brexit, Trump, Erdogan

Die Videos von Fabian Nolte drehen sich um die große Politik. Sie seien meistens dann erfolgreich, wenn sie die Emotionen der Zuschauer treffen. „Das war zum Beispiel beim Brexit so, als alle noch geschockt waren und ich ein Video gemacht habe“, erklärt er.

Von Abrechnungen mit US-Präsident Donald Trump, dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und der AfD bis hin zum Jugendwort des Jahres („I bims“) kommentiert er das Tagesgeschehen.

Nach einem Jahr hat sein Channel rund 27.000 Abonnenten erreicht, die regelmäßig klicken, wenn der Youtuber mit einem Augenzwinkern die Welt erklärt. „Wenn ich einen Nerv getroffen habe, dann ist das schon cool“, sagt er.

Keine Werbung in Hitler-Videos

Seine Gage bekommt er von Radio Bremen bezahlt: „Youtube schaltet auf politischem Content keine Werbung mehr. Das ist so, damit Werbeunternehmen ihre Werbung nicht auf Videos über Hitler geschaltet sehen“, erklärt Nolte.

Social-Media-Expertin Laduch erklärt: „Werbekunden wollen mit politischen Diskussionen nicht verfänglich werden. Als Marke möchte man in einem Umfeld auftreten, das förderlich ist.“

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