Ein Rabenvogel im Steilflug. Immer häufiger verschrecken die Tiere Menschen oder greifen sie sogar an. Foto: av
Wildtiere

Starke Vermehrung: Krähen greifen Menschen an

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Die Vögel vermehren sich in Bremen sehr stark: Passanten berichten von Angriffen. Bremer Jäger bemühen sich vergeblich um eine Abschusserlaubnis. Doch auch andere Lösungsansätze scheinen schwer umsetzbar.

Es war ein bewölkter Sonntagnachmittag im Januar als Kerstin Kulla ihren zweijährigen Sohn im Kinderwagen an der Kleinen Weser entlang schob und einen gehörigen Schrecken bekam. „Plötzlich schoss eine Krähe im Steilflug auf uns zu. Ich habe tatsächlich gedacht, dass die gleich den Kleinen angreift“, sagt die 32-Jährige.

Als sie Nachbarn davon erzählt, berichten einige von ähnlichen Erlebnissen. Die Anwohner sind sich einig: Die Vögel verlieren ihre Menschenscheu und vermehren sich rasant.

Verteidigung ihrer Jungen 

Das bestätigt Bremens Stadtjägermeister Harro Tempelmann. „Innerstädtische Lebensräume werden zunehmend besetzt.“ Allerdings würden die Tiere vornehmlich in der Brut- und Setzzeit und nicht im Winter durch aggressives Verhalten auffallen.

„Sie greifen vor allem während der Aufzucht ihrer Jungen zu deren Verteidigung Menschen und Hunde an“, sagt der Experte. Es gebe immer mehr Rabenvögel, so Tempelmann. „Dennoch ist es verboten, sie abzuschießen“, betont Jens Tittmann, Sprecher des Umweltressorts.

Brutbäume fällen als Lösungsansatz

„Da sie in Bremen, anders als in anderen Bundesländern, nicht dem Jagdrecht unterliegen, haben sie sich stark vermehrt“, beklagt Tempelmann. Denn die Gattung, zu denen auch Elstern und Dohlen gehörten, seien gefürchtete Nesträuber.

Die Landesjägerschaft habe sich deshalb verstärkt dafür eingesetzt, die Tiere ins Jagdrecht zu übernehmen. Vergeblich. „Diese Anträge wurden abgelehnt, oder es wurde angeboten im Tausch die Rabenkrähen ins Jagdrecht zu übernehmen und dafür die Hasen und Fasane herauszunehmen“, sagt der Stadtjägermeister.

Man könne den Anstieg der Population nur stoppen, indem man die Horste entferne, was jedoch aufwändig sei. „Kontraproduktiv ist es auf jeden Fall, wenn außerhalb der Wohnbebauung gelegene Kolonien zerstört werden indem man die Brutbäume fällt, wie beispielsweise an der A 27 geschehen“, ergänzt Tempelmann. Die Rabenvögel würden dann eine Art Landflucht betreiben und in städtisches Gebiet umsiedeln – als wenn sie wüssten, dass sie dort sicher leben.

„Langsam zurückziehen und andere Passanten warnen“

Es gibt allerdings eine Ausnahme: In besonders schlimmen Fällen ist die Polizei befugt, im Rahmen des übergesetzlichen Notstandes die Krähen töten zu lassen. „Wir müssen tatsächlich wiederkehrend mit Schild und Helm ausrücken, um zu verhindern, dass die Krähen auf Menschen losgehen oder kranke Tiere, die durch aggressives Verhalten auffallen, in die Tierklinik bringen“, sagt Polizeisprecher Arne Horstmann.

Doch wie kann man sich schützen? „Zunächst gilt es natürlich, nicht großflächig Futter auszustreuen, um die Vögel nicht anzulocken. Wer in einer vermeintlich bedrohlichen Situation steckt, sollte sich langsam zurückziehen und andere Passanten warnen“, rät Florian Scheiba vom Naturschutzbund Nabu. Tempelmann fügt hinzu: „Laut Aussage der Naturschutzbehörde kann auch ein Regenschirm bei der Abwehr der Krähen nützlich sein.“

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2 Antworten

  1. Liebelieb sagt:

    Da muss ich Herrn Misterknister zustimmen. Ich habe noch nie selbst erlebt oder von Bekannten gehört, dass jemand von einem Rabenvogel angegriffen wurde. Sie sind sehr scheu und kommen normalerweise ungern in die Nähe von Menschen. Dass es aus Angst um ihre Brut vorkommen kann, dass sie Menschen angreifen, ist wohl die absolute Ausnahme, aber deshalb irgendwelchen sadistischen Jägern die Erlaubnis geben diese Tiere abschießen zu dürfen ist wirklich absurd. Immerhin erfüllen sie die wichtige Aufgabe Kadaver zu beseitigen.

  2. misterknister sagt:

    Ich möchte mich hiermit über Ihren Artikel: „Starke Vermehrung: Krähen greifen Menschen an“ vom 06.02.2018 beschweren. Was soll diese Hetze? Man nehme einen „Angriff auf eine Mutter mit Kind, erwähne dann noch den „Nesträuber“ und zu guter Letzt natürlich noch den „Polizeieinsatz mit Schilden und Helm“. Fertig ist der Bösewicht, der unbedingt beseitigt werden muss. Naja, zumindest wenn es denn ein Tier betrifft darf ja scheinbar ohne weiteres vom Beseitigen geredet werden.

    Apropos Nesträuber, was denken Sie denn woher das Frühstücksei kommt? Nur mal so als Denkanstoß. Sind wir keine Nesträuber? Davon abgesehen müssen die Tiere von irgendwas leben. Eine bestimmte Fastfood-Kette würde die Tiere wohl kaum bedienen. Andere Restaurants wohl auch nicht. Gefüttert werden sollen sie auch nicht. Was sollen die Krähen denn machen um ihre Jungen zu ernähren? Oder sollen sie uns einen Gefallen tun und am besten verhungern?
    Steckt hier System hinter? Wollen Sie der Bevölkerung weißmachen wir werden hier von Krähen angegriffen, frei nach Alfred Hitchcocks „Die Vögel“? Soll das Verständnis zur Tötung der Vögel erzwungen werden oder wie ist das Ganze gedacht.
    Das einzige Lebewesen, bei dem die Bezeichnung Überpopulation bzw. „starke Vermehrung“ zutrifft und der sich darüber mal Gedanken machen sollte sind übrigens wir Menschen selbst. Sonst kein anderes Lebewesen.
    Wir drängen alles beiseite, egal ob Natur oder nichtmenschliche Lebewesen. Wollen die sich aber ein bisschen was von dem zurückholen, was ihnen zusteht, dann ist das Geschrei groß. Töten, töten, töten, beseitigen etc. Unglaublich!

    Obwohl…… jedem Lebewesen sollte doch wohl genügend Lebensraum gegönnt werden. Oder etwa nicht?
    Was ist eigentlich mit Ihnen allen los? Sobald es die Tierwelt betrifft, erstmal alles aus dem Weg räumen was uns nicht passt?
    Zitat:
    “Langsam zurückziehen und andere Passanten warnen”.
    Zitat Ende
    Was soll das denn? Das ist doch ein Scherz oder? Reden Sie hier von einem Angriff einer Großkatze oder eines Nashorns?
    Zitat:
    Kontraproduktiv ist es auf jeden Fall, wenn außerhalb der Wohnbebauung gelegene Kolonien zerstört werden indem man die Brutbäume fällt, wie beispielsweise an der A 27 geschehen“, ergänzt Tempelmann. Die Rabenvögel würden dann eine Art Landflucht betreiben und in städtisches Gebiet umsiedeln – als wenn sie wüssten, dass sie dort sicher leben.
    Zitat Ende!

    Wir können den Tieren nicht einfach den Lebensraum nehmen und uns dann darüber aufregen, dass sie sich Alternativen suchen.
    Krähen sind auch intelligente Lebewesen, das haben wir nicht für uns gepachtet. Naja, darauf möchte ich nicht näher eingehen, was „uns“ betrifft.
    Zu guter Letzt möchte ich noch erwähnen, dass ich es enttäuschend finde, dass sich sogar die Polizei für so eine, mal harmlos ausgedrückt, Räuberpistole (wie man früher mal gesagt hat) hergibt.
    Ich wohne im Bremer Norden, wir haben hier massenhaft Krähen. Keine Einzige hat mich, oder irgendwelche Nachbarn angegriffen.

    Eher das Gegenteil, sobald man in Sicht kam, haben sie das Weite gesucht. Mit so einem schrecklichen Lebewesen, wie dem Menschen, wollen sie scheinbar nichts zu tun haben

    Mit freundlichen Grüßen
    Hans Joachim Richter

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