Von Insa Lohmann
Einst waren über das ganze Stadtgebiet kleine Kaffee-Röstereien verteilt, bis ihnen die Massenproduktion den Garaus machte. Heute legen die Menschen wieder mehr Wert auf ökologischen Anbau, fairen Handel und eine hochwertige Produktion. Dadurch bekommen Traditionsröstereien und junge Kaffeeunternehmen mehr Zulauf und beleben so Bremens Rösterlandschaft.
Wer die kleine Rösterei von Oliver Kriegsch im Gewerbegebiet Use Akschen in der Bremer Überseestadt besucht, der muss eigentlich nur dem Kaffeeduft folgen, der in der Luft liegt. Seine Rösterei heißt Cross Coffee und hat seit 2014 ihren Sitz fußläufig zum Einkaufszentrum Waterfront. Kriegsch hat mit seiner Spezialitätenrösterei auf gerade einmal zwölf Quadratmetern angefangen – in einem Pförtnerhäuschen auf dem alten Fabergelände.
Bitterer Kaffee aus vergangenen Zeiten
Den Ein-Kilo-Röster, mit dem er damals anfing, verwendet der Kaffee-Experte heute noch, um die Bohnen in einem handwerklich aufwendigen Verfahren zu veredeln und so die Röstprofile seiner Produkte zu entwickeln.
„Früher hat man die Bohnen traditionell sehr dunkel geröstet“, sagt Kriegsch. Das habe das Heißgetränk sehr bitter gemacht. „Für mich schmeckt der perfekte Kaffee wenig bitter, süß und hat eine leichte Fruchtnote mit geringer Säure“, sagt der Kaffeeröster. „Handwerklich guten Kaffee erkennt man daran, dass er nicht schal schmeckt.“
Kenia, Peru und Kolumbien
Anfangs produzierte Kriegsch noch etwa 300 Kilo im Jahr, inzwischen sind es nach eigenen Angaben mehr als 8.000 Kilo – Tendenz steigend. Sieben Filterkaffees und fünf verschiedene Espressosorten hat Cross Coffee derzeit im Programm.
Der Rohkaffee stammt unter anderem aus Kenia, Peru und Kolumbien. Oliver Kriegsch arbeitet dafür mit Importeuren zusammen, die den fair gehandelten Rohkaffee ausschließlich von kleinbäuerlichen Vereinigungen, Kooperativen oder vergleichbaren Organisationen beziehen.
„Einen etwas anderen Weg zu gehen“
Er unterstützt damit soziale Initiativen in den Herkunftsländern. Dem Bremer Kaffeeröster ist es wichtig, dass die Preise bis zu den Kaffeebauern durchgereicht werden. „Deswegen versuchen wir dort, einen etwas anderen Weg zu gehen“, sagt Kriegsch.
Auch Martin Büchler schaut ganz genau, was bei ihm in die Tasse kommt. Seit er 2006 seine Bremer Kaffeegesellschaft gegründet hat, probiert er regelmäßig Bohnen aus den unterschiedlichen Anbaugebieten und röstet den Rohkaffee.
In Bremen roch es nach Fischmehl, Bier oder Kaffee
Am Ende schafft es nur ein kleiner Teil der Gourmetkaffees in die engere Auswahl, die Büchler in seinem Café an der Böttcherstraße ausschenkt und verkauft. Der Kaffeeliebhaber ist schon seit seiner Kindheit mit dem Traditionsgetränk verbunden: In seiner Familie brachten Seefahrer stets Rohkaffee von ihren Reisen mit, den sie in eine kleine Waller Rösterei brachten.
„Wenn man früher nach Bremen fuhr, roch es entweder nach Fischmehl, Bier oder Kaffee“, erinnert sich Büchler. Seinen Kaffees hat der Bremer Röster Namen wie „Kapitän“ oder „Küper“ gegeben und hält damit an der Seefahrer-tradition fest.
Produziert wird im schonenden Verfahren im Trommelröster. „Wichtig ist es, den Kaffee so zuzubereiten, dass der Kunde zu Hause ein reproduzierbares Ergebnis hat“, sagt Büchler. Besonders beliebt bei Einheimischen und Touristen sei die mittelkräftige Mischung mit dem vielversprechenden Namen „Bremer Gold“ aus Südamerika.