Während des Zweiten Weltkriegs regnete es Bomben auf Bremen. Die Piloten orientierten sich dabei an der Weser. Das reflektierte Mondlicht erhöhte die Zielgenauigkeit. Nicht nur die Angriffe auf Bremen hinterließen viele Blindgänger, sondern auch die Luftabwehr.
„Es hat bis zu 16.000 Schuss gebraucht, um ein Flugzeug zu treffen. Nicht alles von der Munition ist dabei hochgegangen“, sagt Andreas Rippert, Leiter des Kampfmittelräumdienstes in Bremen.
Genaue Zahl unklar
Arbeitslosigkeit droht bei dem Beruf nicht: Im Schnitt fände der Kampfmittelräumdienst eine größere Bombe im Monat und weit mehr kleineres wie Munition und Granaten. „Bremen ist eine der Städte, die am meisten bombardiert wurden“, sagt Rippert.
Direkt nach Kriegsende wurden rund 10.000 Blindgänger geborgen. „Danach wurde schnell gebaggert und gebaut, um Wohnraum zu schaffen“, sagt der Leiter. Dabei wurden auch Bomben zugeschüttet.
Die Funde nach Kriegsende wurden laut Rippert nur unzureichend dokumentiert, da Papier kostbar war. Zudem müssten noch 17.000 Akten in die digitale Datenbank eingetragen werden. Es sei deshalb unklar, wie viele Blindgänger in Bremen noch liegen.
„Die Aufregung hat nicht nachgelassen“
Wird heutzutage in Bremen gebaut, landet der Antrag auch beim Kampfmittelräumdienst. Die sieben Mitarbeiter werden Archiv-Luftbilder und die Datenbank aus und markieren Verdachtspunkte. Mithilfe eines Laserscans können sie die Suche verfeinern. Den Einsatz bezahlt der Bauherr.
Vor Ort sucht ein Team das Baugebiet ab. Melden die Detektoren einen Fund, wird dieser ausgegraben. Ein Roboter kommt bei der Entschärfung nicht zum Einsatz, da Rippert oder seine Kollegen die Bombe vor Ort identifizieren müssen. „Die Aufregung hat nicht nachgelassen“, sagt der Leiter. „Es ist ein spannender Beruf, bei dem man überall hinkommt. Wir sind am Puls der Stadt.“
Immer noch funktionsfähig
Ein Unfall mit Kampfmitteln sei in Bremen noch nicht passiert. Das Team hätte aber auch schon einen Jugendlichen erwischt, der eine Handgranate gegen die Hauswand warf. Passiert sei nichts. „Auch wenn die Munition vergammelt aussieht, funktioniert sie noch“, warnt Rippert. Die Zünder seien teilweise sehr empfindlich. „Das schwierige ist zu erkennen, um welchen es sich handelt“, sagt Rippert.
Manchmal sei der einzige Unterschied die eingestanzte Nummer. „Den einen Typ von Zünder können wir ungefährlich rausdrehen, versuchen wir das bei dem anderen fliegt uns das Ding um die Ohren.“ Trotzdem: „Die Bremer können sich sicher fühlen.“
Im Rahmen des Projekts„Universität der 3. Generation“ der Arbeiterwohlfahrt hält Andreas Rippert am 25. April einen Vortrag in der Begegnungsstätte Farge. Anmeldung unter 79 02 57.