„Bei hohem Grundwasserspiegel dringt Wasser von unten durch den Boden in das Becken. Die Betonwanne ist gerissen, der Estrich ist durchtränkt“, erklärt Betriebsleiter Jochen Ralle. „Die Wasserchemie ist damit nicht mehr zu halten“, sagt Uwe Siefke, technischer Leiter bei der Bremer Bädergesellschaft.
Und nicht nur das: Durch das eindringende Wasser werden die Fliesen hochgedrückt. Die scharfen Bruchstellen können gefährliche Verletzungen hervorrufen. Mit anderen Worten: Das komplette Becken muss wieder hergestellt werden – eine umfangreiche Maßnahme.
Und auch im Innenbereich stehen Bauarbeiten an. Das Lehrschwimmbecken muss ausgetauscht werden: Der Edelstahl hat sich stark verdünnt und weist Mikrolöcher auf. Von Anfang Mai bis Anfang August ist das Areal gesperrt.
Freizeitbad zukunftsfähig aufstellen
Die Schäden sind im Rahmen eines Gutachtens bekannt geworden. Die Bremer Bädergesellschaft hat für alle ihre Bäder in Bremen einen entsprechenden Auftrag an ein Büro erteilt und so kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen aufgelistet bekommen. So müssen in Vegesack unter anderem Arbeiten am Dach, Untersuchungen an anderen Becken und an der Fassade vorgenommen werden.
„Das macht uns alles sehr betroffen“, sagt Martina Baden, Geschäftsführerin der Bremer Bädergesellschaft. „Wir haben aber auch eine Chance gesehen: Wir können das Freizeitbad zukunftsfähig aufstellen.“ Dennoch hätte es keinen ungünstigeren Zeitpunkt geben können, denn im Rahmen des Bäderkonzepts stehen bereits die Sanierungen des Westbads und des Horner Bads an. Die Kosten für die Maßnahmen im Freizeitbad in Vegesack sollen laut Baden in die Millionen gehen und sind damit eine zusätzliche Belastung. „Die Summe haben wir nicht. Wir sind auf die Stadt Bremen als Gesellschafter angewiesen“, sagt Baden.
Welche Maßnahmen genau getroffen werden müssen, soll nun im Rahmen eines Konzepts erarbeitet werden. Auch Bürger sollen in die Zukunft des Bades einbezogen werden. Sie können Ideen einbringen. Kletterwände, Rutsche oder eine Sprunganlage für den Außenbereich? „Alle Ideen sind erlaubt – was wir im Endeffekt umsetzen können, hängt aber vom baulichen und finanziellen Rahmen ab“, sagt Baden. Die Geschäftsführerin hofft, dass das Konzept bis Ende des Jahres steht und öffentlich vorgestellt werden kann.
Liegewiese soll im Sommer zur Beach-Area werden
Auch Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt sieht eine Chance zur Veränderung in dem Dilemma. „Ich bin Ur-Vegesacker. So wie das Bad jetzt aussieht, kenne ich es auch aus meiner Kindheit.“ Zeitgemäß sei es nicht mehr, das könne man nun ändern. Er geht davon aus, dass sich der Beirat in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag für eine schnelle Öffnung des Freibadbereiches ausspricht.
Auch Baden hofft, dass die notwendigen politischen Beschlüsse schnell getroffen werden. „Die Dringlichkeit ist da“, betont sie. Laut Baden gebe es auch schon Reaktionen, die in die richtige Richtung gehen: Sowohl der Aufsichtsrat der Bremer Bädergesellschaft als auch Sportsenatorin Anja Stahmann tragen das Vorhaben mit.
Auch wenn das Außenbecken diesen Sommer geschlossen ist, können Besucher des Freizeitbades dennoch das schöne Wetter unter freiem Himmel genießen: Die Liegewiese und die Außengastronomie sind geöffnet – wahrscheinlich soll sogar Sand für ein wenig Strandgefühl aufgeschüttet werden.