Geschredderte Baby-Rehe – dieser grausige Fund in der Osterholzer Feldmark sorgte vergangenen Sommer für reichlich Aufregung in der Bremer Tierschutz-Welt. Aktuell geht der Zwist zwischen Landwirten und Tierschützern weiter. Der Grund: Die sogenannte Mahd ist in vollem Gang. Landwirte mähen ihre Wiesen und Weiden, was gefährlich für Wildtiere werden kann.
Vergangenes Jahr hat ein Bauer Rehkitze beim Mähen getötet (wir berichteten). Der Landwirt hatte mit den Mäharbeiten begonnen, ohne Maßnahmen zu ergreifen, für den Schutz der Tiere zu sorgen – und das zur Brut- und Setzzeit, die auch jetzt wieder ansteht.
Mindestens 500.000 tote Tiere im Jahr
Schätzungen zufolge würden durch die Mähfahrzeuge jährlich bundesweit mindestens 500.000 Wildtiere sterben – darunter 100.000 Rehkitze.
„Tausende Tiere könnten vor dem grausamen Tod bewahrt werden, wenn Landwirte entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen würden“, sagt Brigitte Wohner-Mäurer, Vorsitzende des Bremer Tierschutzvereins. „Zudem ist ein Umdenken in der Landwirtschaft dringend erforderlich, denn durch eine angepasste Mahd haben Wildtiere mehr Chancen, sich aus den Wiesen und Feldern zurückzuziehen.“
„Niemand will, dass das passiert“
Dies sei aber schon längst geschehen, sagt Christian Kluge, Geschäftsführer des Bremischen Landwirtschaftsverbands: „Die Landwirte haben schon lange umgedacht und betreiben seit Jahren erfolgreich Wildtierschutz. Dabei werden immer wieder neueste Techniken und Erkenntnisse eingesetzt und umgesetzt. Der Drohneneinsatz mit einer Wärmebildkamera ist hier nur ein Beispiel und kommt auch in Bremen zum Einsatz.“
Dennoch könnten Unfälle wie der in der Osterholzer Feldmark nicht immer vermieden werden. „Niemand will, dass das passiert. Die Landwirte stehen unter großem Zeitdruck und nicht überall sind die technischen Mittel bereits vorhanden“, sagt Hilmar Garbade, Präsident des Landwirtschaftsverbands.