Die Schüler der Grundschule Farge-Rekum beschäftigen sich seit einigen Monaten mit Themen rund um den Denkort Bunker Valentin. Foto: Harm Die Schüler der Grundschule Farge-Rekum beschäftigen sich seit einigen Monaten mit Themen rund um den Denkort Bunker Valentin. Foto: Harm
Bunker Valentin

Hörführungen von Kindern für Kinder

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Bei einem neuen Projekt werden Hörführungen für Kinder am Denkort Bunker Valentin entwickelt. Drittklässler aus Farge und Rekum setzen sich mit der Geschichte auseinander und sprechen eigens verfasste Texte ein.

Mehr als 30.000 Menschen haben den U-Boot-Bunker Valentin in Farge besucht, seit dieser im November 2015 als Denkort eröffnet wurde. Unter ihnen sind viele Familien mit Kindern. Doch wie vermittelt man dem Nachwuchs die Geschichte des NS-Relikts und die Schicksale der mehr als 10.000 Zwangsarbeiter, die für den Bunkerbau eingesetzt worden sind? Eine Antwort darauf hat eine Kooperation zwischen dem Denkort und der Grundschule Farge-Rekum gefunden.

Seit einem halben Jahr sind 17 Schüler aus den Klassen 3a und 3b sowie zwei pädagogische Mitarbeiter des Denkorts dabei, eine Hörführung von Kindern für Kinder zu entwickeln. Einige der Schüler waren vorher schon mal mit ihren Familien am Bunker, andere kannten das Relikt aus der Nazi-Zeit noch nicht. „Manchmal war ich traurig“, sagt Kiara über das, was sie erfahren hat. Zustimmendes Nicken von ihren Mitschülern. „Aber es ist auch gut darüber zu sprechen.“

Achtsamkeit bei der Arbeit mit Kindern

Sechs Mal hat sich die Projektgruppe mit den pädagogischen Mitarbeiterinnen Petra Maurer und Adrienne Körner getroffen und jedes Mal eine andere Station des Denkorts kennengelernt. So wissen die Acht- bis Zehnjährigen inzwischen viel – das wird bei einem Gespräch schnell deutlich. Ben kann viel von den beiden Bombenangriffen 1945 erzählen, woraufhin die Arbeit an der Bunker-Baustelle eingestellt worden ist. „Es wurde kein einziges U-Boot gebaut“, ergänzt Lana.

Und auch zum Mahnmal weiß sie etwas: „Das soll an die schreckliche Arbeit erinnern, die die Menschen machen mussten.“ Zu den Bedingungen kann Kiara etwas beitragen: „Einige Menschen haben nur 40 Kilogramm gewogen und mussten an der Betonmischanlage Säcke mit 50 Kilogramm tragen.“

„Der Ort und seine Geschichte sollen Kinder nicht erschrecken, abschrecken oder traumatisieren. Aber er soll auch nicht nur ein großer Abenteuerspielplatz mit einem riesigen Bunker sein“, heißt es in dem Konzept für die Horführungen. Bei der Arbeit mit Kindern zu diesem Thema sei es daher wichtig, auf einfache Sprache zu achten und Begriffe zu erklären, sagt Körner.

„Ja, das Thema ist zumutbar“

Zudem bekommen die Kinder nicht alle Bilder zu Gesicht und es geht inhaltlich nicht in die Tiefe. Dennoch: „Ja, das Thema ist auch für Drittklässler zumutbar. Wichtig ist es, gemeinsam zu reflektieren“, sagt Körner.

Zoé spricht ihren Text ein....

Zoé spricht ihren Text ein….

In dieser Woche haben die Schüler ihre selbst verfassten Texte zu den verschiedenen Stationen aufgenommen. Bevor es ans Mikrofon ging, wurden die Passagen nochmal mit Petra Maurer besprochen. Anschließend ging es zu Henrik Schütt. Der Denkort-Mitarbeiter und Tontechniker hat alles für die Aufnahmen vorbereitet.

„Man muss sich konzentrieren, nicht abzulesen, sondern frei zu sprechen. Und laut und deutlich“, sagt Leonie. Kiara ist sich sicher, dass sie mindestens 15 oder 16 Mal ihren Text lesen musste – aber am Ende war eine gute Aufnahme dabei.

Projekt wird mit 4.500 Euro gefördert

Während sich Jugendliche und Erwachsene schon seit Längerem per Multimediaguide und mit Hilfe der Infosteine am Rundweg über die Geschichte des Bunkers Valentin informieren können, gab es für Kinder unter zehn Jahren bisher keine Möglichkeit. Ab Herbst soll sich das ändern und die ersten Stationen der Hörführung für Kinder verfügbar sein, mit dabei zum Beispiel die Bunkerbucht, das Mahnmal, das Tauchbecken und die Beton-Mischanlage.

...und ein Tontechniker nimmt das Ganze auf. Fotos: Harm

…und ein Tontechniker nimmt das Ganze auf. Fotos: Harm

Gefördert wird das Projekt mit 4.500 Euro von der Partnerschaft für Demokratie für den Bezirk Bremen-Nord. Körner und Maurer hoffen, dass das Projekt künftig fortgesetzt werden kann, um auch die übrigen Stationen für Kinder zugänglich zu machen. Einen Erfolg gibt es schon jetzt: Das Hörführungen-Projekt am Denkort Bunker Valentin wird vom Bundesprogramm „Demokratisch Handeln“ am 15. Juni in Hamburg ausgezeichnet.

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