Kaum sind die 14 jungen Männer auf dem Spielfeld, fliegen schon die ersten Bälle durch die Luft. Die Jungs kicken sich die Bälle zu, bevor das Training beginnt. Nach ein paar Runden um den Platz stehen Liegestütz an.
„Und jetzt zusätzlich in die Hände klatschen, wenn ihr hochkommt“, sagt Trainer Alfred Granitza. Der ein oder andere blickt ihn fragend an. Granitza klatscht in die Hände. Die Spieler haben verstanden und schon klatscht es über den Sportplatz.
Kommunikation ist bei dieser Mannschaft ein besonderes Thema: Die Spieler, mit denen Granitza und sein Co-Trainer Sven Gieschen trainieren, sind Flüchtlinge und haben noch Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Das Wort klatschen können sie nun – viele weitere werden hinzukommen.
Deutschunterricht auf dem Platz
Denn die SG Marßel Bremen hat im Frühjahr eine zweite Fußball-Herrenmannschaft aufgebaut, in der zurzeit mehr als 20 überwiegend somalische Flüchtlinge trainieren. Zurzeit kommen sie einmal in der Woche zusammen, später zwei Mal. Deutschunterricht gibt es oben drauf. Vor oder nach dem Training lernen sie Vokabeln, Grammatik und Co. Viel passiert aber auch auf dem Platz.
Denn Sprache und Bewegung – das ist eine Kombination, die funktioniert, sagt Werner Müller, Ehrenmitglied der SG Marßel und der Integrationsbeauftragte des Vereins. Das seien zwar keine offiziell zugelassenen Sprachkurse, sagt Müller. „Aber es ist gut, um die Umgangssprache Deutsch zu lernen. Wir wollen Sprachräume schaffen.“
Den Wunsch in einer Mannschaft zu spielen, haben die jungen Männer selbst geäußert. Sie haben sich regelmäßig in Marßel zum Fußballspielen verabredet. Schließlich versuchten sie, einen Verein zu finden. Bei der SG Marßel wurden sie fündig.
Der Verein ist ein Stützpunktverein des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ und bekommt daher Fördermittel, um Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Angebote zu machen, die häufig über reine Trainingseinheiten hinausreichen. Auch in Bremen gibt es Unterstützung, zum Beispiel aus dem Integrationsbudget „Sport für Flüchtlinge“.
Spieler kommen aus ganz Bremen
Es sei ein tolles Team, das zusammenhält, sagt Yahye Adan-Jimale. Der 24-Jährige aus Somalia spielt von Anfang an in der Mannschaft. Er weiß, dass die Spieler unterschiedliche Qualitäten haben. Einer sei dabei, sagt Adan-Jimale, der könnte in der Landesliga spielen. „Aber er will hier spielen, mit uns, in Marßel.“
Die Spieler kommen aus ganz Bremen und auch aus Delmenhorst zum Training. Das zeige, wie motiviert die Gruppe sei, sagt Trainer Granitza. Bevor er den Posten übernommen hat, wollte er die Mentalität der Truppe kennenlernen. Sein Fazit: „Es ist eine außergewöhnliche Mannschaft, die ich gerne trainiere“, sagt Granitza. Die Anfrage, den Posten zu übernehmen, landete bei ihm, weil er auch Englisch spricht.
Die Mannschaft spielt diese Saison noch außerhalb der Wertung – sie sind erst im Frühjahr in die Liga eingestiegen und haben die Hinrunde verpasst. In der nächsten Saison soll es dann richtig losgehen.