Die Händler auf dem Domshof mussten ihre Marktstände abbauen, Polizisten sperrten die Straßen ab, und die Verkehrsgesellschaft BSAG engagierte einen Schmiertrupp. Er sollte die Schienengeräusche der Straßenbahnen dämpfen, die nicht umgeleitet werden konnten.
Denn die acht Staats- und Regierungschefs, die im Rathaus tagten, wollten nicht gestört werden.
Antreiber Deutschland und Frankreich
Was genau sie berieten, wussten nur die wenigsten Bürger. Dennoch waren es historisch bedeutende Tage, der 5. und der 6. Juli 1978. „Es war die Geburtsstunde des Euro“, sagt der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel, der damals dabei war.
Zwar wurde der Euro erst 1999 eingeführt, Euro-Münzen und Euro-Scheine gab es erst von 2002 an. Aber die Weichen dahin stellte vor genau 40 Jahren die europäische Konferenz im Rathaus.
Antreiber waren Helmut Schmidt, damals Bundeskanzler, und Valéry Giscard d‘Estaing, damals Frankreichs Staatspräsident.
Erst war der Ecu
Sie wollten erreichen, dass die Kurse der nationalen Währungen nicht mehr so stark schwanken und etwa deutsche Händler für ihre D-Mark mal mehr, mal weniger Francs oder Lira bekommen. Die Unsicherheit hemmte die Wirtschaft.
Deshalb schufen die Politiker im Rathaus eine künstliche Währung, den Ecu. Der Franzose bestand darauf, dass der Name französisch ausgesprochen wird: Ekü. Helmut Schmidt war es recht. Er sah sich als Experten der internationalen Finanzmärkte, er verstand Ecu als Abkürzung für European currency unit.
Ausstellung im Europapunkt
Festgelegt wurde auch, wie viel D-Mark, Francs oder Lire ein Ecu wert ist und wie weit sie von diesem Wert abweichen dürfen. „Damit hat sich Europa vom Dollar emanzipiert und Währungsstabilität geschaffen“, sagt Ökonom Hickel.
Die Formel für die Umrechnung der nationalen Währungen in Ecu war später maßgebend für ihre Umrechnung in Euro. Am gestrigen Montag eröffnete Staatsrätin Ulrike Hiller im Europapunkt, Am Markt 2, die Ausstellung, die an die schicksalsträchtige Konferenz erinnert. Die Straßen wurden deshalb nicht gesperrt.