Bei der Tour „In 80 Minuten um die Welt“ des Vereins „Kultur vor Ort“ lernen die Teilnehmer den internationalen Stadtteil kennen. Denn von den rund 37.000 Einwohnern haben mehr als die Hälfte familiäre Wurzeln in unterschiedlichen Ländern. Passend zum Titel der Tour kommt Andrea Munjic als Stewardess Anke im Flugbegleiter-Kostüm am Treffpunkt an.
„Herzlich willkommen beim Charterflug von Kultur vor Ort“, begrüßt sie Teilnehmer. Dann startet die Gruppe. Erster Zwischenstopp: Bella Italia. Stellvertretend für Italien steht das Eiscafé Molin an der Gröpelinger Heerstraße. 1894 wanderte die Familie Molin von einem italienischen Bergdorf nach Deutschland aus. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kamen die Molins nach Bremen, seit 1996 leben sie auch in Gröpelingen.
Inzwischen haben die Molins die Eisdiele verkauft, aber auch der neue Inhaber bereitet sein Eis nach italienischem Rezept zu. Jedes Jahr im Winter reist er nach Italien, lernt dort in einer Eisfachschule neue Trends kennen und bringt ein Stück Italien mit.
Afrikanische und asiatische Lebensmittel
Weiter geht es zum einstigen jüdischen Seniorenwohnheim an der Gröpelinger Heerstraße Ecke Morgenlandstraße. In der Progromnacht 1938 wüteten dort SA-Leute und misshandelten die Senioren. Während des NS-Regimes flüchteten viele Juden ins Ausland. „Viele sind aber nach dem Krieg zurückgekommen und haben in Gröpelingen eine Heimat gefunden“, erklärt Stewardess Anke.
An der nächsten Station beginnt Stewardess Anke ihren Vortrag in Wolof – eine Sprache, die unter anderem die Menschen im westafrikanischen Staat Gambia sprechen. Aber auch in Gröpelingen höre man Wolof, sagt die Flugbegleiterin. Die Tourgruppe steht vor einem Laden, der Lebensmittel aus Afrika und Asien anbietet. Hier finden viele Zugezogene landestypische Speisen und Getränke und damit auch ein Stück Heimat.
Anke führt die Gruppe weiter nach Portugal: Vor dem Gemeindezentrum St. Nikolaus erklärt sie, welchen Stellenwert die katholische Kirche hat. Und nicht nur die: In Gröpelingen leben auch Protestanten, Buddhisten und Muslime.
„Kultur Vor Ort“ bietet weitere Tour an
Es geht weiter zum Nachbarschaftshaus, zum Stiftungsdorf Gröpelingen und zur Stadtteilbibliothek mit ihrem freien Wlan, das viele Flüchtlinge mit ihrer Heimat verbindet. Stewardess Anke erklärt, wie man Russland-Deutsche über Angebote im Nachbarschaftshaus integriert hat, welche Bedeutung das Seniorenwohnheim und das Café Brand für den Stadtteil haben. Mit ein bisschen Glück ist auf dem Weg zur Bibliothek ein Abstecher in die Mevlana Moschee möglich.
Die nächste Tour „In 80 Minuten um die Welt“ ist für den 3. Oktober, 16 Uhr, geplant. Anmeldungen sind unter info@kultur-vor-ort.com erwünscht.