Das afrikanische Usutu-Virus dringt nach Norddeutschland vor: In Süddeutschland hat es sich schon in den vergangenen Jahren ausgebreitet, vor allem viele Amseln sind dort durch die Krankheit gestorben. Jetzt wurden auch in Bremen und Hamburg die ersten Todesfälle aufgrund des tropischen Virus nachgewiesen.
Und das dürfte erst der Anfang sein, da der Großteil der bundesweit 1.500 Verdachtsfälle erst im August gemeldet wurde. Der Geschäftsführer des Bremer Naturschutzbundes (Nabu), Sönke Hofmann, befürchtet, dass der Bestand der im Volksmund Amsel genannten Schwarzdrossel bei uns um 20 bis 30 Prozent sinken könnte.
Keine gesundheitlichen Gefahren für Menschen
Das tropische Usutu-Virus wurde erstmals 2011 in Deutschland nachgewiesen und hat sich vor allem in den wärmeren Regionen im Süden des Landes ausgebreitet. Das ursprünglich aus Afrika stammende Virus wird durch Blut übertragen und über Stechmücken verbreitet. Bei einem Stich bestehen für den Menschen allerdings wohl keine gesundheitlichen Gefahren.
Ganz im Gegensatz zur Schwarzdrossel, die vor allem von der Krankheit betroffen ist. „Infizierte Vögel wirken apathisch, sehen oft zerzaust aus, mit etwas schrumpeligen Augenringen und flüchten nicht mehr“, schildert Hofmann den kurzen Krankheitsverlauf. Zumeist sterben die erkrankten Amseln nach wenigen Tagen.
254 gemeldete Verdachtsfälle in Niedersachsen
Das Virus hat sich seit 2016 vom Süden kommend gen Norden ausgebreitet und ist jetzt auch in Bremen angekommen. In Niedersachsen hat der Nabu bereits 254 Verdachtsfälle gemeldet, die im Bernhardt-Nocht-Institut untersucht werden.
Bisher wurde das Virus bundesweit in 43 von 132 untersuchten toten Vögeln nachgewiesen. „Es könnte sogar sein, dass die Krankheit bereits im vergangenen Jahr in Bremen angekommen ist und nur noch nicht nachgewiesen wurde“, schätzt Naturschützer Hofmann.
Hofmann: Wird sich auf niedrigeren Stand stabilisieren
Nach den Beobachtungen der Ornithologen sterben immer dann besonders viele Amseln, wenn das Virus das erste Mal in der Region auftritt. „Scheinbar entwickelt sich danach eine Resistenz“, vermutet Hofmann. Er schätzt, dass der Bestand in Bremen zunächst deutlich einbricht und sich später auf einem niedrigeren Stand stabilisiert.
Das könne man wahrscheinlich schon bei der nächsten Zählaktion „Stunde der Wintervögel“ feststellen. Der Nabu bittet darum, kranke oder verendete Vögel unter nabu.de/usutu-melden zu melden und zur Untersuchung einzusenden.