Der Biobauer Martin Clausen bewirtschaftet sein Land so, dass ihm auch die momentanen Wetterextreme nicht wirklich bedrohlich werden. Foto: Konczak Der Biobauer Martin Clausen bewirtschaftet sein Land so, dass ihm auch die momentanen Wetterextreme nicht wirklich bedrohlich werden. Foto: Konczak
Hitze in Deutschland

Umdenken in der Landwirtschaft

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In unserer Region führt die extreme Dürre zu massiven Ausfällen bei Getreide, Kartoffeln und beim Grünland. Die Landwirte gehen unterschiedlich damit um.

Um die Landwirte zu unterstützen, haben der Oldenburgische Deichverband und der Kreislandvolkverband Wesermarsch vorgeschlagen, das Deichvorland zur Futtergewinnung zu nutzen.

„Es gibt eine sehr große Betroffenheit bei den Rindviehhaltern. Die Grasnarbe auf den Weiden ist vielfach abgefressen und völlig ohne Nährstoffe für die Tiere. In solchen Fällen müssen jetzt bereits die Futtervorräte für den Winter genutzt oder Rinder aus der Not heraus verkauft werden“, teilt Helmut Blauth, Einrichtungsleiter vom Gut Dauelsberg mit.

Eine zweite Futterbasis ist Mais. „Momentan bilden viele Pflanzen aber keine Kolben, sondern verdorren vollständig“, ergänzt er.

Im Oldenburger Land kommen Beregnungsanlagen kaum zum Einsatz

Auf Gut Dauelsberg werden 130 Rinder und 400 Schweine gehalten. Hinzu kommen Acker- und Pflanzenanbau. Das Gut verfügt über eine eigene Beregnungsanlage. Speisekartoffeln, Silomais und Grünland können damit künstlich mit Wasser versorgt werden.

Im Oldenburger Land kommen solche Anlagen bislang aber eher selten zum Einsatz. „Der Aufwand ist sehr kostenintensiv und die erhöhten Kosten lassen sich kaum über höhere Produktpreise refinanzieren“, gibt Blauth zu bedenken.

Er beklagt, dass bereits vor der Trockenheit eine wirtschaftliche Milchproduktion bei den niedrigen Preisen kaum möglich gewesen sei. Überregionale Futterzukäufe könnten von den Landwirten nicht mehr finanziert werden. Nun würde auch das Futter für Ferkel knapp. „Das Ausland wird sich über den Niedergang der Ferkelproduktion in Deutschland freuen und die frei werdenden Märkte mit großer Freude besetzen,“ fügt Blauth hinzu. Der Leiter von Gut Dauelsberg hält die Forderungen des Bauernverbandes nach finanzieller Hilfe für angemessen.

Der Bund hilft nur in Ausnahmefällen wie bei der Dürre 2003

Dazu befragten wir die hiesige Bundestagsabgeordnete Astrid Grotelüschen (CDU): „Bei Naturereignissen wie Trockenheit, Frost und Starkregen sind laut Grundgesetz zuerst die Länder für direkte Hilfen zuständig. Das vermeidet Bürokratie.“ Lediglich wenn der Schaden als Ereignis von nationalem Ausmaß eingestuft wird, kann der Bund ausnahmsweise finanzielle Hilfe leisten. „Zuletzt wurde im Jahr 2003 eine Dürre als solches Ereignis von nationalem Ausmaß eingestuft und entsprechende Hilfen gewährt“, erklärt Grotelüschen.

Es gibt eine sehr große Betroffenheit bei den Rindviehhaltern. Foto: Konczak

Es gibt eine sehr große Betroffenheit bei den Rindviehhaltern. Foto: Konczak

Der Demeter-Biobauer Martin Clausen macht die konventionelle Landwirtschaft mitverantwortlich für den Klimawandel. Stichwort: Dünger, Viehbesatz, Ausräumen von Landschaften, Flächenumbrüche. „Wer meint Landwirtschaft industriell betreiben zu können, der muss mit wirtschaftlichen Risiken leben“, betont er. Auch die Konsumenten von Billigfleisch fordert er zum Umdenken auf. „Leider beherrschen die großen Lebensmittelkonzerne den Markt und drücken die Preise“, ergänzt Clausen.

Konsumenten müssen sich auf höhere Preise einstellen

Seinen Gärtnerhof Sandhausen bedroht das extreme Wetter nicht. „Durch unsere Ausrichtung auf Tomaten, die dieses Wetter natürlich deutlich lieber mögen als Regen, fallen die Preise beim Großhandel. Aber das sind Schwankungen, die wir kennen“ sagt er. Außerdem hat der Demeter-Bund einen eigenen Hilfsfond aufgelegt, in den jeder Landwirt einen festen Betrag einzahlt.

Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast lässt die Bauern bei der Bewältigung der Dürrefolgen nicht alleine: Ökobetriebe erhalten ab sofort die Möglichkeit, Raufutter zuzukaufen, das aus konventioneller Erzeugung stammt. Eine entsprechende Allgemeinverfügung wurde am Mittwoch vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) erlassen. Es ist die erste Nothilfe-Maßnahme für Öko-Futter seit der Einrichtung des LAVES 2001.
 

Niedersachsen sagt Landwirten Hilfe zu

 
„Auch Ökofutter ist knapp. Aufgrund der außergewöhnlichen Witterung müssen wir den Tierhaltern unter die Arme greifen“, betonte Barbara Otte-Kinast. Die Ausnahmegenehmigung regelt Zukäufe bis zum 30. Januar 2019. Das Raufutter darf bis zum 30. Mai 2019 auf den Biohöfen eingesetzt werden. Allerdings müssen die Landwirte nachweisen, dass ökologisch erzeugtes Raufuttermittel nicht oder nur in beschränktem Umfang verfügbar war.
 
Bernd Oetken, Geschäftsführer der Inkoop Verbrauchermärkte registriert im Molkereibereich teilweise Mengenreduzierungen bei Buttermilchprodukten. „Durch die hohe Sortenvielfalt in den Regalen finden die Kunden aber immer Alternativprodukte“, sagt er. Sollten die Landwirte Preiserhöhungen vornehmen, würde Inkoop diese an die Kunder weitergeben.
 
„Der Großteil der Kunden weiß im Allgemeinen um die angespannte Situation auf den Feldern und kann Preiserhöhungen aus diesem Bereich sicherlich nachvollziehen“, betont Oetken und fügt hinzu: „Erwartet wird dann allerdings auch, dass eine Reduzierung seitens Industrie, Erzeuger und Handel stattfindet, sobald sich die Situation wieder langfristig entspannt hat.“
Die Tomaten lieben die aktuellen Temperaturen. Foto: Konczak

Die Tomaten lieben die aktuellen Temperaturen. Foto: Konczak

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