Weser Report: Was sind auf Ihrem neuen Posten die größten Herausforderungen?
Michael Steines: Die liegen darin aus Nord und West eine Inspektion zu machen. Bisher gehörte der Westen zur Mitte und wurde nun herausgelöst. Und da jetzt ein „Wir“ zu entwickeln zwischen den Kollegen wird eine Herausforderung sein.
Was haben Sie in den ersten Tagen gemacht und kennengelernt?
Ich habe mich mit den Strukturen vertraut gemacht in Bremen-Nord und im Bremer Westen. Ich habe Begehungen mitgemacht, zum Beispiel am Grünzug West. Ich habe teilgenommen am Vegesacker Markt und dort die örtliche Politik kennengelernt. Auch das sehe ich als Schwerpunkt an: Die Zusammenarbeit mit den Ortsämtern. Ich habe mich bei den Leitern schon zum Antritssbesuch angekündigt.
Sie leben selbst in Bremen-Nord…
Ich bin 2011 hierher gezogen. Ich habe davor immer in Bremen-Stadt gelebt. Bremen hörte für mich an der Lesum auf. Dann hat es mich hierhin verschlagen. Bremen hat hier im Norden ein Kleinod, das es entwickeln kann. Ich glaube, da muss ganz viel getan werden und da arbeite ich gerne dran mit. Man verkauft die Vorteile nicht so stark wie man es könnte. Man betont hier stärker die Negativerscheinungen. Die gibt es aber in ganz Bremen.
Welche Erfahrungen aus vorherigen Positionen bringen Sie denn hier mit ein? Welche Aufgaben haben Sie vorher wahrgenommen?
Ich habe im höheren Dienst verschiedene Positionen gehabt. Im Kern habe ich im polizeilichen Führungsstab begonnen und war dort für die Kriminalitätsbekämpfung zuständig. Anschließend war ich Leiter einer Kriminalinspektion. Dann bin ich zum Senator für Inneres und war dort auch für die Kriminalitätsbekämpfung zuständig. Von dort aus bin ich Leiter der Schutzpolizei geworden. Von da hat es mich neun Jahre zur Bereitschaftspolizei verschlagen. Da ist man bei Demonstrationen und Fußballspielen im Einsatz und für die gegenseitige Unterstützung der Länder zuständig.
Wir waren schon bei den allgemeinen Herausforderungen Ihrer neuen Tätigkeit. Wo sehen Sie denn speziell für Bremen-Nord und den Bremer Westen weitere?
In den Regionen spielt das Thema Verkehr eine große Rolle, zum Beispiel die Unfallprävention. Öffentliche Unordnungserscheinungen – Auftreten von Jugendgruppen und so etwas – gehören auch dazu. Da gibt es Hotspots in den Regionen, zum Beispiel den Grünzug West oder die George-Albrecht-Straße. Man muss aber auch die Angstorte berücksichtigen. Ein Angstort ist für viele Menschen zum Beispiel in der Nacht der Bahnhof Vegesack. Der Bereich ist Schwerpunkt der polizeichen Arbeit. Das richtet sich nicht nach der objektiven Lage, sondern es reicht uns aus, dass die Menschen sagen „Ich fühle mich da nicht wohl“. Dann müssen wir dort tätig werden.
Können Sie schon sagen, wann die unbesetzten Stellen bei den Kontaktpolizisten gefüllt werden?
Eines kann ich sagen: Die Lücken werden gefüllt. Aber es wird eine Zeit dauern. Es tat uns allen weh, dass wir Lücken bei den Kontaktpolizisten setzen mussten. Das mussten wir aber aufgrund der personellen Lage der Bremer Polizei tun. Aber es sind ja Neueinstellungen vorgenommen worden. Das wird dieses Jahr noch nicht üppig sein, aber ab Oktober 2019 wird es besser.
Auch bei den Standorten soll sich einiges tun. Was können Sie über das geplante Polizeikommissariat West sagen?
Die Planungen der Polizei und des Innensenators gehen sehr konkret Richtung Gröpelinger Depot. Wir sind uns polizeilicher Seits alle einig, dass das Kommissariat genau dort hingehört. Mit dem Investor laufen entsprechende Gespräche, um das vertraglich festzuhalten.
In Vegesack sollen die Polizeiinspektion Nord/West und das Polizeikommissariat auf dem Gelände des Haven Höövts entstehen. Wie bewerten Sie den Standort?
Der ist ideal. Besser geht es in Bremen-Nord nicht. Es ist der richtige Platz, auch weil es am Bahnhof liegt. Wenn sich dort ein Kommissariat mit einem Rund-um-die-Uhr-Dienst befindet und dann noch eine Inspektion – es gibt keinen besseren Platz.
Es hieß immer, dass noch andere Standorte geprüft werden. Ist das noch der Fall?
Es läuft alles auf den Standort des Haven Höövts hinaus. Alle politischen Entscheidungen sind in diese Richtung getroffen worden, aber auch das wird abhängig sein vom Investor. Wir treten dort als Mieter auf.
Welche Änderungen stehen denn noch an, die für den Bürger spürbar sind?
Verändern wird sich der 110er-Prozess, der in Vegesack zentralisiert wird. Dazu möchte ich sagen, dass ich als Leiter der Schutzpolizei schon die damalige Reform mitgemacht habe. Wir haben damals bereits einen Zentralstandort für Vegesack vorgesehen. Aber die Politik ist uns nicht gefolgt. Ich bin froh, dass das jetzt der Fall ist. Erlebbar ändert sich für den Bürger allerdings nichts. Die Steuerung erfolgt über das Lagezentrum und die Revierstruktur in den Stadtteilen bleibt erhalten.
Bemerken wird der Bürger aber die Zentralisierung der Anzeigenaufnahme. Wir wollen einen Standort in Vegesack anbieten, an dem man als Bürger seine Anzeige los wird. Und wir wenden uns mehr in Richtung neue Medien. Auch die Anzeigenerstattung über das Internet für kleine Delikte wird forciert.
Zur Person:
Michael Steines ist seit September der neue Leiter der Abteilung Nord/West bei der Bremer Polizei. Er hat damit den Posten von Jens Körber übernommen, der zum Senator für Inneres wechselt. Steines ist 1959 geboren und lebt in Blumenthal.