Fast lautlos rollt der silberne Passat die Westerbecker Straße in Osterholz-Scharmbeck entlang. Am Steuer sitzt Detlef Gödicke. „Du gibst einmal Gas bis zur erlaubten Geschwindigkeit, kuppelst aus und lässt einfach rollen.“
Bei einer Fahrt über die Kasseler Berge fragte sich der Kreisstädter vor wenigen Wochen, warum er nicht auch im Alltag viel häufiger den Antriebsschwung seines Wagens nutze. Seitdem habe sich sein kompletter Fahrstil verändert. „Wann immer es geht, lasse ich das Auto rollen. Da schafft man oft problemlos einen Kilometer ohne zusätzliches Gas.“
Gödicke: „Es ist jetzt alles etwas gemütlicher“
Gleichzeitig achte er darauf, kein Verkehrshindernis darzustellen. „Es ist jetzt alles etwas gemütlicher. Am besten geht es, wenn man keinen Verkehr hinter sich hat“, so Gödicke.
„Eigentlich nichts Neues“, kommentiert Nils Linge, Sprecher des ADAC Weser-Ems, die Idee des Osterholz-Scharmbeckers. „Schon vor Jahren haben wir Spritspar-Seminare angeboten, aber da war der Leidensdruck an den Tankstellen für viele Autofahrer scheinbar noch nicht groß genug“, erklärt sich Linge die seinerzeit knappe Resonanz.
Fuß vom Gas nehmen genügt schon
Er empfiehlt allen potenziellen Nachahmern jedoch, beim Ausrollen, nicht auszukuppeln, sondern lediglich den Fuß vom Gas zu nehmen. „Sobald man kuppelt oder den Gang rausnimmt, verbraucht der Wagen wieder Sprit.“
Der renommierte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen begrüßt Detlef Gödickes Feldversuch. „Es ist schön zu sehen, dass Menschen vernünftig mit Energie und CO2-Emissionen umgehen. Wenn man den Verkehr nicht behindert und keine zusätzlichen Risiken eingeht, wie mit vollem Schwung durch die Kurven, ist das eine gute Sache.“
Schließlich würde jeder Fahrer selbst über seinen Treibstoffverbrauch bestimmen. „Kavalierstarts an der Ampel sind Dinosaurier, die keiner braucht“, so Dudenhöffer.
Detlef Gödicke selbst hat für sich errechnet, dass er durch seine neue Fahrweise 20 bis 30 Prozent an Benzin einspare. „An meiner Tankstelle glauben sie ja, ich sei weggezogen“, lacht er.
Sparpotenzial von bis zu 20 Prozent
André Sauer, Leiter der TÜV-Station in Pennigbüttel, hält das für realistisch. „Wer seine Fahrweise etwas anpasst, kann bis zu 20 Prozent Kraftstoff sparen.“ Er empfiehlt schnelles Hochschalten. „Beim Fahren liegt der optimale Drehzahlbereich je nach Fahrzeugtyp dann zwischen 1.500 und 2.000 Umdrehungen.“
Zudem sollten kurze Sprints und harte Bremsmanöver vermieden werden. Das Ergebnis werde sich meist schnell beim Blick in den Geldbeutel zeigen.