Starthaus-Chefin ist seit August Anke Felbor. Ralf Stapp ist Geschäftsführer der Bremer Aufbau-Bank, zu der das Starthaus gehört. Fotos: Schlie
Interview

Jungunternehmern helfen: Bremen wird Gründerzentrum

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Bremens „Höhle der Löwen“ steht in der Wachmannstraße. Wie die TV-Sendung will das Starthaus Gründern und Jungunternehmern helfen. Chefin Anke Felbor und Ralf Stapp, Geschäftsführer der Bremer Aufbaubank, im Interview.

Weser Report: Frau Felbor, immer dienstags zeigt der Fernsehsender Vox „Die Höhle der Löwen“, in der Unternehmensgründer um Geldgeber werben. Rund drei Millionen Deutsche schauen regelmäßig zu. Was bewirkt die Show?

Anke Felbor: Sie hilft, das Thema Existenzgründung attraktiver zu machen. Im Gegensatz zu anderen Ländern ist es in Deutschland nicht so selbstverständlich, ein Unternehmen zu gründen. Hier arbeiten viele lieber als Angestellte.

Trotz der Show sinkt die Zahl der Gründungen. 2017 gab es in Deutschland nur 557.000, 17 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Warum?

Felbor: Wenn der Arbeitsmarkt gut läuft, geht die Zahl der Gründungen zurück. Das ist generell ein Trend. Die Qualität der Gründungen sinkt allerdings nicht. Im Gegenteil: Sie steigt.

Sie haben 2014 selbst ein Unternehmen in Bremen aufgebaut: das Internetportal Learn Now. Was spricht für die Hansestadt?

Felbor: Ich habe mein Unternehmen hier gegründet, weil ich hier wohne. Aber generell bietet Bremen Gründern viele Vorteile. Die Wege hier sind sehr kurz, und es gibt spannende Cluster, also mehrere Unternehmen einer Branche. Deshalb kann man hier schnell relevante Partner finden und sich mit ihnen vernetzen.

Ralf Stapp: Das Starthaus soll ja Potenziale heben, den Standort Bremen stärken und Gründer dazu bewegen, nach Bremen zu kommen und Bremer Gründer hier zu halten. Nehmen Sie die Luft- und Raumfahrt. Sie ist hier eine Schlüsselindustrie mit internationaler Strahlkraft und kann potenzielle Gründer aus diesem Bereich dazu bewegen, nach Bremen zu kommen. Wir wollen zukünftig über das ESA Gründerzentrum Norddeutschland für die Luft- und Raumfahrt der Gründungsschwerpunkt für alle norddeutschen Bundesländer sein.

Aber es kommt doch niemand aus Frankfurt oder Köln, um hier ein Unternehmen ins Leben zu rufen?

Stapp: Genau das wollen wir aber erreichen. Wenn wir es schaffen, Investoren aus Bremen und dem Umland stärker zu aktivieren, dann spricht sich das schnell im Land herum. Viele Gründer und Investoren aus Bremen entscheiden sich auch für die Hansestadt, um den Standort Bremen zu stärken. Das Starthaus soll dabei aufzeigen, was Bremen ausmacht und was Bremen lebenswert macht. Für die Gründer ist auch die Lebensqualität einer Stadt wichtig. Berlin zum Beispiel ist toll, aber teuer.

Gründer achten zwar auf die Kosten, aber dass die Mieten in Bremen niedriger sind als in Berlin, reicht sicher noch nicht, um mehr potenzielle Jungunternehmer anzuziehen.

Stapp: Bremen steht für namhafte Industrien, nicht nur die Luft- und Raumfahrt ist hier verankert. Gemeinsam mit der Wirtschaftsbehörde müssen wir weitere Gründungs-Cluster entwickeln.

Felbor: In die Überlegungen fließt auch ein, welche Netzwerke existieren hier schon, welche können wir aufbauen und weiterentwickeln? Und es geht darum, welche Förderprogramme wir Gründern hier anbieten können. Außerdem brauchen Gründer Zugang zu Industrieunternehmen. Beim Thema Mobilität beispielsweise geht es darum, wie können sie mit dem Mercedes-Werk hier zusammenarbeiten?

Welche neuen Impulse setzen Sie als neue Starthaus-Chefin?

Felbor: Wichtig ist erst einmal, dass Gründerinnen und Gründer mit dem Starthaus eine zentrale Anlaufstelle haben. Hier beraten wir und zwar kostenlos und in allen Phasen der Gründung und des Unternehmensaufbaus. Hier schauen wir, welche Förderprogramme infrage kommen und vermitteln geeignete Partner, die weiterhelfen können. Wir haben gerade einen Event-Kalender aufgestellt. Dort sind alle Veranstaltungen zu finden, die für Gründer interessant sind.

Stapp: Wir wollen das Thema Unternehmensgründung schon in der Schule ansprechen. Da schauen wir jetzt, welches Format geeignet ist.

Zwei Probleme nennen Gründer fast immer an erster Stelle: Bürokratie und Finanzierung. Wie können Sie da helfen?

Felbor: Dass das Starthaus Hilfe und Beratung bündelt, ist schon ein großer Mehrwert. Bei der Finanzierung beraten wir, mit welchem Businessplan kann ich zur Bank gehen? Wir bieten dafür auch Seminare an und proben für das Gespräch mit der Bank.

Das Starthaus hat 15 Mitarbeiter. Welcher Etat steht bereit?

Stapp: Ja, die 15 Mitarbeiter sind schon alle da. Für 2018 und 2019 stehen jeweils 1,5 Millionen Euro bereit, sie stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.

Im Mai 2019 zieht das Starthaus um in den Domshof 14-15. Was erwartet die Gründer dort?

Stapp: Das Starthaus wird in die zweite Etage einziehen und dort auch Co-Working-Plätze einrichten, also vorübergehende Arbeitsplätze für Gründer. Für das Dachgeschoss planen wir vier Projekträume, befristet für Gründer und abschließbar, so dass die angehenden Unternehmer dort auch Unterlagen liegen lassen können. Übrigens wird es auch in Bremerhaven ein Starthaus geben. Momentan diskutieren wir, ob wir dafür eine eigene Immobilie brauchen. Berater sitzen jetzt schon in Bremerhaven.

Frau Felbor, Sie sind auch noch Geschäftsführerin ihres Unternehmens Learn Now. Wie viel Zeit bleibt da fürs Starthaus?

Felbor: Ich bin gerade dabei, mein Start-up zu übergeben und mich als Gesellschafterin und Geschäftsführerin dort zurückzuziehen.

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