Die Werkschau wurde diesmal nicht in Bremen entwickelt. „Alle paar Jahre übernehmen wir eine Ausstellung aus anderen Museen. Diesmal aus Lyon, das uns fachlich sehr nahe steht“, erläutert Museumsdirektorin Wiebke Ahrndt.
Auf der Internetseite des Museums habe sie einen fliegenden Pinguin entdeckt und sie sofort neugierig auf die Ausstellung geworden, die sie bei einem späteren Besuch sehr beeindruckt habe. Deshalb habe sie die Ausstellung nach Bremen geholt, sagt die Museumsdirektorin.
Den eisigen Wind selbst auf der Haut spüren
Die Ausstellung wurde übrigens vom Biologen Luc Jacquet kuratiert, der schon für seinen Dokumentarfilm „Die Reise eines Pinguins“ mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2015 brach Jacquet mit seinem Team dann noch einmal zu einer 45-tägigen Expedition ins ewige Eis auf und kehrte mit beeindruckenden Aufnahmen zu Wasser, unter Wasser, auf dem Eis und in der Luft zurück.
Im Zusammenspiel mit den Ton- und Lichteffekten hat man in den verschiedenen Ausstellungsräumen dabei oft den Eindruck, als fühlte man den eisigen Wind selbst auf der Haut. Das gilt vor allem für den kreisrunden Raum, in dem man als Besucher inmitten vierer riesiger Leinwände das Leben in der Kaiserpinguin-Kolonie erlebt.
„Ein begehbarer Film“
„Was wir hier vor uns haben, ist ein begehbarer Film. Wir begleiten das Team, wie es ins Wasser geht, um die Tiere zu filmen“, erklärt Michel Stiller, Leiter der Naturkunde-Abteilung. Die Filme zeigen die Schönheit des Lebens in der Antarktis, aber auch den mühevollen Aufenthalt der Menschen, die sich dort nur in den Sommermonaten leben können. „Allein für den zweistündigen Tauchgang müssen sich die Filmer sechs Stunden lang anziehen und nach dem Tauchgang genauso lange wieder umkleiden“, erklärt Stiller.
Grenzgänger zwischen den Welten
Passenderweise startet der Rundgang durch die Ausstellung in einem nachempfundenen Umkleideraum der Filmexpedition ins Adélieland, wo sich die Besucher mit dem Equipment vertraut machen können, dass für einen Tauchgang in minus 55 Grad kaltem Wasser und für einen Aufenthalt auf dem Eis, mit Windgeschwindigkeiten bis zu 300 Stundenkilometern, benötigt wird.
In den nächsten Räumen taucht der Besucher gemeinsam mit den Filmern in das Leben im ewigen Eis ein. Dabei kann er wie bei einem Blick ins Aquarium Taucher und Tiere aber auch die Pflanzenwelt erkunden. Als Grenzgänger zwischen den Welten begleiten den Betrachter dabei Pinguine und Robben auf dem Weg ins Wasser und wieder hinaus auf das Eis.
Den letzten Teil der Ausstellung hat das Übersee-Museum ergänzt. Dort geht es vor allem um die antarktische Forschung und die Arbeit des Bremerhavener Alfred-Wegener-Institus.
Die Ausstellung „Antarctica“ ist im Übersee-Museum bis zum 28. April kommenden Jahres geöffnet. Begleitend zur Ausstellung ist auch ein reich bebilderter Begleitband erschienen, der die Flora und Fauna des Kontinents genauso beschreibt wie die Gründung des Alfred-Wegener-Instituts für Polarforschung und die Notwendigkeit des Meeresschutzes.