Florian Kohfeldt im gespräch mit Tim Borowski (rechts). Co-Trainer Tim Borowski (rechts) im Gespräch mit seinem Chef Florian Kohfeldt. Foto: gumzmedia
Interview

Borowski: „Für mich ist der Job ein Genuss“

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Als Co-Trainer gehört Tim Borowski zu den wichtigsten Ratgebern von Werders Chef-Coach Florian Kohfeldt. Im Interview verrät er, wie die Zusammenarbeit des Trainerteams beim Bremer Bundesligisten funktioniert.

Frage: Wenn Sie diese attraktive Spielweise sehen, juckt es dann in den Füßen, selbst wieder zu kicken?

Tim Borowski: Daran denke ich nicht. Ich finde diese Entwicklung viel schöner – von unserer ersten Woche vor dem Frankfurt-Spiel vor fast einem Jahr bis jetzt. Da sieht man unsere Interpretation von Fußball. Und das ist noch nicht die Endstufe, die Entwicklung geht weiter.

Florian Kohfeldt betont stets, dass Sie und Thomas Horsch auch für die Standards verantwortlich sind. Wie genau funktioniert das?

Dazu kommt auch noch unser Chefanalyst Mario Baric. Wir machen in der Woche vor einem Spiel ein Brainstorming, um zu schauen, wo wir mit unseren Standards aktuell stehen und was zum nächsten Gegner passt. Da lassen wir uns dann etwas einfallen.

Ist das für jeden Gegner etwas Spezielles?

Durchaus. Aber es muss nicht unbedingt neu sein, kann aus unserem Fundus, aber auch aus einer anderen Liga stammen. Dann wird es trainiert. Die WM hat gezeigt, dass Standards ein wichtiger Parameter sein können.

Florian Kohfeldt hebt gerne Ihre Zeit als Ex-Profi hervor, weil Sie damit einen ganz anderen Erfahrungsschatz einbringen als er. Wie macht sich das im Alltag bemerkbar, sagen Sie dann schon mal, welche Idee des Cheftrainers nicht passt?

Das Thema sollte man nicht zu hoch hängen.

Warum?

Es ist mir ein Stück weit unangenehm. Denn ich laufe ganz gewiss nicht mit dem erhobenen Zeigefinger herum. Natürlich beschreibe ich in Gesprächen und Analysen, wie etwas bei den Spielern ankommen könnte, wie ich das selbst damals wahrgenommen habe. Aber Florian ist schon sehr lange Trainer und weiß, wie Spieler ticken.

Die Taktik nimmt in der Berichterstattung inzwischen einen viel größeren Raum ein, ist der Fußball wirklich taktischer geworden?

Ja. Es gibt zum Beispiel schon mehrere Teams, die innerhalb von Sekunden ihr System umstellen können.

Werder auch?

Wir gehören auch dazu. Und wir können die Abläufe dann auch durchspielen, das ist vielleicht der Unterschied.

Was bedeutet das?

Es bringt nichts, das System zu verändern, wenn die Spieler gar nicht wissen, wo genau sie sich positionieren müssen, wann sie tief gehen sollen, wann nicht, um nur einige Dinge zu nennen. Da gehört noch viel mehr dazu. In der Vorbereitung haben wir sehr viel Wert darauf gelegt, die Abläufe in all unseren Systemen einzustudieren.

Das ist ein hoher Anspruch an die Spieler, geht das mit jeder Mannschaft?

Du brauchst schon die richtigen Typen dafür, aber eben auch einen, der den Weg vorgibt und die Leute mitnimmt, so wie es Florian macht.

Was zeichnet ihn aus?

Er ist trotz seines jungen Alters ein Trainer auf höchstem Niveau. Er bringt eine große Empathie mit, fängt die Spieler ein und nimmt sie mit. Das ist schon ein Talent, das außergewöhnlich ist.

Ist Kohfeldt mit seiner Detailliebe auch mal anstrengend?

Nein, da sind wir im Trainerteam alle ziemlich gleich.

Wird dann bis spät in die Nacht im Trainerbüro getüftelt?

Durchaus. Oder wir treffen uns früh morgens. Wenn wir das Gefühl haben, noch mehr ins Detail gehen zu müssen, dann machen wir das.

Gibt es da auch Kontroversen?

Natürlich. Es wäre doch fatal, wenn wir alles vom Trainer nur abnicken würden.

Gönnt sich das Trainerteam dann nach den Spielen auch mal ein Siegerbier?

Na ja, natürlich freuen wir uns über erfolgreiche Spiele. Aber spätestens zwei Stunden nach dem Spiel bist du schon wieder in der Analyse und denkst an das nächste Spiel.

Klingt so, als wären Sie ständig aufgewühlt.

Das nicht, aber du beschäftigst dich gefühlt schon 24 Stunden mit Fußball.

Waren Sie als Spieler auch schon so?

Ich habe auch damals schon gerne viel Fußball geschaut. Jetzt ist es noch etwas detaillierter, um zu schauen, wie andere Spitzenteams agieren.

Auf was könnten Sie als Co-Trainer gut verzichten?

Nichts. Für mich ist der Job ein Genuss.

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