In Gröpelingen hat der Neujahrsempfang bereits eine lange Tradition: Seit über 30 Jahren treffen sich immer am zweiten Sonntag des Jahres Vertreter aus Politik und Gesellschaft im kurz na‘ genannten Nachbarschaftshaus Helene Kaisen und lassen das vergangene Jahr noch einmal Revue passieren.
Dabei darf natürlich auch eine politische Bewertung der Ereignisse nicht fehlen und ein kleiner Ausblick auf das kommende Jahr. Das gilt umso mehr, da Ende Mai die 20. Bremische Bürgerschaft gewählt wird.
In seiner Eröffnungsrede hob Peter Sakuth, Vorsitzender des Vereins Nachbarschaftshaus, hervor, dass sich im vergangenen Jahr viele Maßstäbe verschoben und die gesellschaftliche Spaltung vertieft hätten. Das gelte in den USA genauso, wo es der Präsident mit der Wahrheit nicht so genau nehme, wie in Deutschland, mit den Skandalen rund um die Automobil- und Bankenbranche: „Unser Land ist voll von sozialen Spannungen“, erklärte Sakuth, Und trotz der bislang sprudelnden Steuerquellen habe bislang noch kein Bundeskanzler die Bekämpfung der Armut zur Chefsache erklärt.
Soziale Gerechtigkeit statt gesellschaftlicher Spaltung
Mit Blick auf die bevorstehende Wahl forderte Sakuth von seiner Partei, in der er seit 50 Jahren Mitglied ist, dass die SPD das Wort sozial wieder mehr in den Mittelpunkt rückt. Vor allem solle sie sich für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und die Abschaffung der Rentenbesteuerung einsetzen. Zugleich wünscht er sich, dass nach den Wahlen eine Regierung gebildet werde, die sich für die Bürgerhäuser einsetze, denn die kümmerten sich um die wirklich Schwächeren und die Aufhebung der gesellschaftlichen Spaltung.
Zumindest für die Entwicklung des Nachbarschaftshauses na‘ zeigte sich Sakuth sehr optimistisch – und das liegt nicht nur an den neuen Angeboten, den anhaltend hohen Besucherzahlen und dem großen Engagement der Mitarbeiter und der Ehrenamtlichen: Bereits seit Jahren macht sich Sakuth für die Gründung einer Stiftung stark, damit die Einrichtung finanziell besser da steht.
Zuletzt gab es vor vier Jahren die Zusage, dass das auf Erbpacht überlassene Grundstück am Ohlenhof ins Stiftungsvermögen übergehen könne, zu einer Stiftungsgründung kam es unterdessen aber nicht. Jetzt konnte Sakuth aber erleichtert verkünden: „Die Stiftung des Nachbarschaftshauses ist gegründet. Danke Ulli (zum anwesenden Innensenator Ulrich Mäurer). Das hat alles hervorragend geklappt. Das Haus ist jetzt gut aufgestellt.“
Auch der als Ehrengast geladene Bremer SPD-Spitzenpolitiker und Weyher Bürgermeister Andreas Bovenschulte lobte die Arbeit in den Bürgerhäusern, die eine wichtige Arbeit für den geseschaftlichen Zusammenhalt leisten.
Soziale Gerechtigkeit verhindert eine weitere Polarisierung
Gerade angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und Kinderarmut in Stadtteilen wie Gröpelingen warnte er vor einer weiteren Polarisierung der Lebenslagen, die das schlimmste Ergebnis sozialer Ungleichheit sei: „Das Geld muss dahin, wo die Bedarfe am größten sind. Gröpelingen könnte die soziale Zukunft Bremens werden, mit den vielen jungen Menschen.“
Zugleich betonte er, dass man Gröpelingen nicht als sozial schwachen Stadtteil bezeichnen könne: „Sozial schwach sind nicht die Menschen, die sich abmühen müssen für ihren Lebensunterhalt und um ihren ihren Kindern etwas Besseres zu bieten. Sozial schwach sind eher die Leute, die alles haben und trotzdem den Hals nicht voll kriegen und immer noch die Senkung des Spitzensteuersatzes fordern.“
Bovenschulte hob aber auch hervor, dass die Leute ein sicheres und beschütztes Lebensumfeld brauchen. Deswegen unterstütze er auch Mäurers Initiative, nach dem Bahnhofsumfeld auch in Gröpelingen die Sicherheitslage deutlich zu verbessern.
Wichtig seien aber auch Investitionen in die Infrastruktur. Deswegen sei die Einführung der kostenlosen Kindergartenbetreuung und in Zukunft auch der kostenlosen Krippenbetreuung wichtig. Gerade angesichts der vielen Badetoten des vergangenen Jahres sei es aber auch wichtig, dass sich alle das Schwimmen leisten können. „Deswegen haben wir in Weyhe die Eintrittspreise für die Schwimmbäder gesenkt.“