Ein Fahrschüler bei seinen ersten Fahrversuchen am Simulator. Die Durchfallquote bei Führerscheinprüfungen ist gestiegen. Foto: Schlie
Fachkräftemangel

Bremen braucht mehr Fahrlehrer

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In der Hansestadt gibt es noch immer zu wenig Fahrlehrer. Gleichzeitig steigt die Zahl der Prüflinge.

Wenn Björn Haacke Lust dazu hätte, könnte er jeden Tag 20 Stunden arbeiten und wäre trotzdem komplett ausgebucht. Der 55-Jährige leitet die Fahrschule Steintor und fährt alle Touren mit seinen Schülern selber. „Ich suche schon lange einen Fahrlehrer, aber den Job will keiner mehr machen“, sagt er. Die Fahrschulen sind ausgebucht, die Lehrer rar. Ihm ergeht es ähnlich wie vielen seiner Kollegen in Bremen.

Nach Angaben des Verkehrsressorts gibt es in Bremen zurzeit 375 Personen, die eine Fahrlehrererlaubnis besitzen. Wie viele Fahrlehrer tatsächlich tätig sind, ist jedoch nicht bekannt. Michael Kreie, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Bremen, schätzt die Zahl auf etwa 240. „Es gibt noch immer einen Fachkräftemangel in der Branche“, sagt er. Zwar sei Besserung in Sicht, weil die Ausbildungszahlen in Niedersachsen gestiegen seien,  erklärt er. Da es in Bremen keine Ausbildungsstätte gibt, sei aber noch unklar, wie viele Fahrlehrer aus dem Umland nach ihrer Ausbildung in Bremen arbeiten möchten.

Ein Drittel der Fahrlehrer bald in Rente

Außerdem ist die Ausbildung mit 20.000 Euro sehr teuer. Dazu kommt: Ein Drittel der Fahrlehrer ist über 55 Jahre alt und geht bald in Rente. Gleichzeitig macht dem Fahrlehrer zu schaffen, dass die Zahl der Schüler immer  größer wird. „Aufgrund der vielen Abend- und Nachtfahrten und der geringen Bezahlung wollen das nicht mehr so viele machen“, erklärt Björn Haacke. „Daher mussten in den letzten Monaten schon einige Bremer  Fahrschulen schließen“, sagt er. Die Schüler bräuchten zudem durchschnittlich immer mehr Fahrstunden.

Das schlägt sich auch in den Führerscheinprüfungen nieder: Die Quote der durchgefallenen Prüflinge schätzt Michael Kreie in Bremen mittlerweile auf 40 Prozent. Auch bundesweit lag die Misserfolgsquote 2017 laut Kraftfahrt-Bundesamt bei 39 Prozent. Dazu tragen auch die sogenannten „Umschreiber“ bei, sagt Kreie. So werden Prüflinge aus Nicht-EU-Ländern genannt, die in ihrer Heimat bereits früh einen Führerschein erworben haben und nun in Deutschland erneut geprüft werden müssen, um eine gültige Lizenz zu erhalten.

Führerschein verliert an Stellenwert

Aber auch Fahrlehrer Haacke beobachtet einen Wertewandel. „Früher konnten die meisten Jugendlichen es gar nicht abwarten, endlich ihren Führerschein zu machen – das ist heute anders“, sagt er. Oftmals werde damit gewartet, bis die Ausbildung oder das Studium absolviert wurde. „Heutzutage sind die Jugendlichen eher mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs“, sagt er. In Bremen käme zudem noch eine teils sehr schwierige Verkehrsführung hinzu.

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