Die ersten Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. „Mir fehlen die Worte, um halbwegs emotionsfrei beschreiben zu können, was gerade in mir vorgeht“, schreibt Blumenthals Ortsamtsleiter Peter Nowack in einer E-Mail an Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne). Und weiter: „Das, was man mit den Nutzer*innen des öffentlichen Schienenpersonennahverkehrs im Bremer Norden seit mehr als einem Jahr veranstaltet, ist mehr als ein Skandal.“ Mit diesen Worten lässt Nowack seinem Frust über die jüngsten Maßnahmen der Nordwestbahn freien Lauf.
Das Eisenbahnunternehmen teilte Ende der Woche mit, dass ab dem 10. August samstags und sonntags die Zwischentakte der RS1 zwischen Bremen Hauptbahnhof und Farge ausgesetzt werden. Das bedeutet, dass die Züge zwischen Farge und Vegesack an den Wochenenden nur einmal statt zweimal die Stunde fahren. Die Strecke zwischen Hauptbahnhof und Vegesack wird dann nicht nur sonntags, sondern auch samstags im 30-Minuten Takt bedient.
17 Prozent zu wenig Lokführer
Dieses Konzept soll laut Nordwestbahn voraussichtlich bis April 2020 bestehen bleiben. Dann enden die ersten Ausbildungskurse und dem Unternehmen sollen mehr Lokführer zur Verfügung stehen. Bis zum Frühjahr wird wohl auch das Kuppelkonzept in Vegesack weiter ausgesetzt, teilt Unternehmens-Sprecher Steffen Högemann mit.
Dem Unternehmen fehlen nach wie vor Triebfahrzeugführer. Immer wieder fallen deswegen Verbindungen aus. Um den Regelbetrieb im Regio-S-Bahn-Netz zu fahren, hat das Unternehmen laut Högemann 17 Prozent zu wenig Fahrzeugführer. Mit der jüngsten Maßnahme will die Nordwestbahn diesen Mangel kompensieren. „Wir nehmen lieber Fahrten raus, um auf das Gesamtnetz gesehen verlässlicher fahren zu können“, sagt Högemann.
RS1 besonders stark betroffen
Die RS1 ist von diesen Maßnahmen besonders betroffen und das hat einen Grund: „Auf den anderen Linien der Regio-S-Bahn fahren die Züge im Stundentakt. Würden wir dort eine Fahrt raus nehmen, könnten Kunden dort nur noch alle zwei Stunden fahren“, erklärt Högemann. Zudem würde durch die insgesamt geringere Anzahl an Zügen auf diesen Linien weniger Personal frei werden.
„Wir wollen mit der Maßnahme Zuverlässigkeit gewährleisten“, sagt Högemann. „Das bedeutet für uns einen finanziellen Verlust.“ Denn mit dem angekündigten Ausfall der Zwischentakte nimmt die Nordwestbahn in Kauf, weitere Strafen zu zahlen, da der Vertrag mit Niedersachsen und Bremen nicht eingehalten wird.
Eine wunderbare Entwicklung
Nun hat der Bremer Bürger Gelegenheit gehörig Druck auf die Baubehörde und das ASV auszuüben. Die Bahn verringert die Taktzahl der Verbindungen nach Bremen-Nord. Anlass genug für Steuerzahler, bei den Radfahrern im Senat, die zügige Umsetzung der Sanierung der Lesumbrücke einzufordern. Beim Verwaltungsgericht stehen Tür und Tor hierfür offen, sollten hier ernsthafte Bedenken der gebündelten Kindergarten- und Greta-Kräfte an der Regierung entgegenstehen.