Pro: Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen
Die Zahl der dualen Ausbildungsplätze ist in Bremen in den letzten zehn Jahren deutlich zurückgegangen. Immer weniger Betriebe engagieren sich für die berufliche Ausbildung. Das wird zu einem Fachkräftemangel in zahlreichen Branchen führen. Gleichzeitig gehen jedes Jahr viele Jugendliche bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle leer aus. Und ohne berufliche Qualifizierung sind ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt gering. Es sind vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen und damit die Kosten schultern. Durch einen Ausbildungsfonds werden die betrieblichen Kosten der Ausbildung auf alle Unternehmen umgelegt und gerechter verteilt. Die Bauwirtschaft und die Altenpflege machen vor, wie dieses System funktioniert. Es erhöht die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe und führt damit zu mehr Ausbildungsplätzen. Und davon profitieren junge Menschen wie auch Unternehmen gleichermaßen.
Contra: Janina Marahrens-Hashagen, Präses der Handelskammer Bremen
Es ist absurd: Immer mehr Unternehmen suchen händeringend nach Auszubildenden, finden auf dem Markt keine geeigneten Kandidaten und sollen dann mit einer neuen Zwangsumlage dafür bestraft werden, dass sie nicht ausbilden. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Zuerst muss die Politik ihre Hausaufgaben machen und dafür sorgen, dass Jugendliche eine gute Schulbildung bekommen. Es ist unerträglich, dass so viele junge Menschen, die wir in unseren Betrieben dringend bräuchten, keinen oder keinen ausreichenden Schulabschluss haben. Möglichst alle Schüler sollten die Schule mit einer Qualifikation verlassen, die eine Mindestanforderung für die Aufnahme einer Ausbildung erfüllt.
Nur auf diesem Weg werden wir zu einer guten Lösung für alle kommen. Die Handelskammer bleibt aber dialogbereit, wenn es darum geht, statt eines Zwangsfonds, die Ausbildungssituation durch freiwillige Maßnahmen zu verbessern.
Blaumann und Co.
Ob mit Facharbeiterbrief oder Ingenieursdiplom: Bremen bietet jedem Zukunftsperspektiven. Entweder auf Hartz-Niveau oder, mit Glück und traditionell einfacher Prägung, über familiäre Beziehungen bei einer Brauerei zur unterstützenden Flaschenpflege und -Befüllung, am Hochofen der Stahlindustrie oder beim Autobauer am Band unterzukommen.
Unternehmer lassen sich nicht für dumm verkaufen. Bremer Bürger schon immer. Auch die letzte Wahl zeigte es wieder.
Die Kohorte der Schüler aus Abschlussklassen Bremer Schulen, die zu schlechte Leistungen erbracht haben und aus der Masse ihres Abschlussjahrgangs einen Ausbildungsplatz suchen, den ihnen Unternehmer zu Recht nicht geben, wird in drei Jahren nicht auf Stellengesuche folgenden Inhalts treffen:
Dumme Fachkraft mit Gesellenbrief gesucht.