Das Weltall ist zum Greifen nah, doch die Reste des geplatzten Ballons sind schon vor der Linse zu sehen und die Rückfahrt zum Erdboden geht nun rasant. Foto: Privat
Schülerversuch

Das Weltall ist zu weit

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Maxe-Schüler starten einen Versuchsballon und erhalten Bilder aus der Stratosphäre.

Es ist Montagmorgen, 1. Juli 2019, gegen zehn Uhr auf dem Grün vor dem Stadion an der Düsternortstraße. Auf dem Gelände bereiten sich Scharen von Schülern auf das Sportfest vor. Mittendrin beschäftigt sich jedoch eine Gruppe mit eigentlich unsportlichen Dingen.

Konzentriert beugen sich vier Schülerinnen über Styroporplatten und Pappschachteln mit teurer Technik. „Wir bauen hier fast alles selbst“, sagt der betreuende Lehrer Matthias Körperich, der mit seiner Physik-AG den Himmel erforschen will.

Knapp 20 Schülerinnen und Schüler sind dabei und die Arbeitsteilung ist stabsmäßig geplant. Wenige Schritte weiter stehen zehn Jungen mit weißen Stoffhandschuhen um eine Heliumflasche herum.

In ihren Händen halten sie den noch luftleeren Ballon, der gefüllt einen Durchmesser von etwa zwei Metern erreichen wird. Der Ballon ist aus Latex und sieht aus wie ein überdimensionierter Gummihandschuh. Langsam füllt er sich mit dem leichten Gas und steigt noch unförmig, also noch nicht rund, auf.

Währenddessen wird aus den Styroporplatten eine 50 Zentimeter große quadratische Box mit zwei Seitenflügeln gebaut und mit Technik im Wert von fast 800 Euro bestückt. Höhenmesser, Thermometer, zwei GPS-Ortungsgeräte mit denen die Sonde gefunden werden soll und eine Kamera, die den gut dreistündigen Flug in einem Video festhalten wird.

Die Geschichte des Projekts

Entstanden ist das Projekt bereits vor einem halben Jahr im Rahmen einer MINT-Akademie, mit der die mathematisch-technisch-naturwissenschaftlichen Fächer bekannter und beliebter gemacht werden sollten. Und so ein Ballon ist ein schwerer Eingriff in den deutschen Luftraum und benötigt eine Bewilligung durch das Luftfahrtbundeamt.

„Ich hatte nicht geglaubt, dass es so lange dauert, bis wir die Bewilligung haben“, so Lehrer Körperich und in der Tat vergingen vom Antrag bis zur Genehmigung gut zwei Monate. Nun ging aber alles ganz schnell: ein Termin wurde binnen zwei Wochen gefunden und auf den heutigen Montag festgelegt, die Aufgaben wurden verteilt, das Helium besorgt und sogar gespendet bekommen.

„Ohne Sponsoren hätten wir nicht starten können“ sagt Körperich, der auch weiß, dass Helium nicht Teil der Schulausstattung ist und bei der Lucky Company besorgt werden konnte.

Der Weg zum Start

Oben der Heliumballon, dazwischen der rote Fallschirm, unten in den Händen des Schülers die Sonde mit der Technik. Foto: Konczak

 

Der Ballon ist nun rund und wird von kräftigen Schülern am Boden gehalten, während nun die Sonde und der Fallschirm mit dem Ballon verbunden werden und gleichzeitig am Tower des Bremer Flughafens die Startgenehmigung eingeholt werden muss.

„In fünf Minuten könnt ihr starten“ heißt es vom Tower. Nun geht alles ganz schnell. Alle packen mit an und zählen den Countdown. Punkt 11.15 Uhr ist das Ding in der Luft und nur eine letzte Schrecksekunde lässt den Atem stocken, als die Sonde den Flutlichtmast des Platzes um nur wenige Zentimeter verpasst.

Sofort nach dem Start setzt sich die Gruppe in die Autos und fährt dem Ballon hinterher. „Wir haben eine Prognose, dass der Ballon 150 Kilometer weit fliegt bevor er in zirka zwei Stunden durch den Luftdruck platzen und fallen wird, wir müssen uns also beeilen“, sagt Körperich und macht sich auf den Weg.

Nach drei Stunden dann ein Lebenszeichen, die Sonde ist auf einem Golfplatz bei Winsen/Luhe gelandet. Ob dabei ordnungsgemäß FORE gerufen wurde ist nicht überliefert. Die Auswertung des Datenmaterials kann nun aber nach den Ferien beginnen.

Das Stadion in Düsternort aus der Vogelperspektive. Foto: Privat

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Eine Antwort

  1. Gunnar-Eric Randt sagt:

    Nach Hamburg, nicht nach Bremen gucken.

    Wer von den Schülern LuR studieren möchte, ist gut beraten dass an der TU Hamburg-Harburg zu tun. Dort wird, im Gegensatz zur Hochschule Bremen, die als Universtiy of applied siences, nur im Bereich der angewandten Forschung aufgestellt ist, auch Grundlagenforschung betrieben, in die viel Geld vom Bund fließt.

    Dafür braucht Delmenhorst das sich noch immer Luft- und Raumfahrtstadt nennende Bremen also nicht. Aber auch zum Sternegucken, hält die Stadt Hamburg das beste Planetarium vor, während das schon vor Jahren in die Jahre gekommene Planetarium an der Hochschule Bremen, wie der Kartensaal der ältesten Seefahrerschule Deutschlands am selben Ort, immer noch nicht saniert sind.

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