Jeden Mittwochabend ziehen 10 bis 15 Personen mit kaputten Gegenständen in die Westerstraße. Dort besuchen sie die Klima-Werk-Stadt, um diese einige Zeit später, mit ihren nun reparierten Dingen, wieder zu verlassen. Sie kommen vom Reparatur-Café, in dem kaputte Gebrauchsgegenstände unter Anleitung fachkundiger Helfer wieder funktionsfähig oder verwendbar gemacht werden. Das Wegwerfen vermeiden ist dabei die Hauptmotivation.
„Diejenigen, die herkommen, brauchen entweder Hilfe oder haben nicht das richtige Werkzeug“, sagt Uta Bohls von der Klima-Werk-Stadt. Wenn es sich um spezielle Gegenstände handelt, sei es besser, vorher einmal per Mail anzufragen. Ansonsten können alle einfach mit dem kaputten Fahrrad oder Toaster, der gerissenen Hose oder dem defekten Reißverschluss vorbeikommen.
2018 wurden 500 Sachen repariert
Aber auch in besonderen Fällen sei oft Hilfe möglich. Eine Frau sei mit einer elektrischen Schreibmaschine gekommen, die ihr Vater jahrelang benutzt habe, bis sie nicht mehr funktioniert habe. „Sie hat die reparierte Maschine ihrem Vater dann zum Geburtstag schenken können“, berichtet Bohls.
„Es ist nicht so, dass hier etwas abgegeben und wieder abgeholt werden kann. Vielmehr gibt es bei uns Hilfe zur Selbsthilfe. Oftmals sind es auch nur Kleinigkeiten, die gemacht werden müssen“, sagt Bohls. Seit dem ersten Termin des Reparatur-Cafés im Januar 2018 seien rund 500 Sachen repariert worden, eine Erfolgsquote von 80 Prozent. „Niemand wird wieder weggeschickt, ohne dass der zu reparierende Gegenstand angeguckt wurde“, sagt Bohls.
Kleinigkeiten sind es auch, die am Fahrrad von Friederike Raether gemacht werden müssen. Sie ist regelmäßig in der Klima-Werk-Stadt und betreut den Materialfundus. Heute hilft ihr Eugen Müller mit der Lampe, befestigt das gelockerte Schutzblech und zieht die Bremse etwas nach. Eigentlich ist er für Elektro-Artikel zuständig, unterstützt heute aber in der Werkstatt. „Man muss immer schauen, wer gerade da ist“, sagt Bohls. Da sich die Klima-Werk-Stadt hauptsächlich über Spenden finanziert, arbeiten die Helfer ehrenamtlich mit.
Ohne Anmeldung zum Reparatur-Café
Bernd Drewitz ist im vorderen Teil der Klima-Werk-Stadt dabei, den Kabelbruch an einem Ladegerät zu verarzten. Besitzer Simon Fritsch schaut gespannt und gibt zu, dass er selbst nicht wisse, was zu tun sei. Drewitz erklärt, dass die Drähte zunächst wieder verbunden werden, dann mit Lötzinn befestigt und zuletzt isoliert werden müssen.
Nach getaner Arbeit misst er noch die Spannung. Funktioniert wieder. Fritsch ist beeindruckt und zufrieden mit seinem nun wieder funktionstüchtigen Ladekabel. Ohne Reparatur wäre es wahrscheinlich im Müll gelandet.
Das Reparatur-Café in der Klima-Werk-Stadt, Westerstraße 58, hat mittwochs von 17 bis 20 Uhr geöffnet. Es ist keine Anmeldung erforderlich, bei speziellen Gegenständen per Mail an info@klimawerkstadt-bremen.de anfragen. Das Angebot ist kostenlos, Spenden sind willkommen. Infos auf klimawerkstadt-bremen.de. Reparatur-Cafés gibt es auch auf Recycling-Stationen und beim Verein Leuchtturmfabrik in Findorff, der auf repaircafe-bremen.de/adressen/ weitere Adressen zusammengefasst hat.
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Wer es Braucht
Die KFZ-Selbsthilfewerkstatt in Findorff hat – entgegen des Klimagedankens – bereits seit längerer Zeit geschlossen. In Findorff kann man jetzt also seinen Leuchtturm reparieren lassen.