Keine andere Stadt in Deutschland ist so eng verknüpft mit dem Kaffee: Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es in Bremen mehr als 40 Röstereien und etwa 200 Versandhäuser. Einst waren über das ganze Stadtgebiet kleine Kaffee-Produzenten verteilt, bis die Massenproduktion vielen den Garaus machte. Der Bremer Kaffeehersteller Azul, dessen Kaffee in vielen Restaurants, Cafés und Hotels zu finden ist, hat sich seit der Gründung auf die gehobene Gastronomie fokussiert – und sich bis heute durchgesetzt. „Wir hatten nicht diesen Preisdruck, der im Supermarktregal stattfand“, sagt Gunnar Willipinski von Azul.
Der Endverbraucher soll mehr sehen
Gegründet wurde die Firma 1949 von Fritz Wolters. Zusammen mit seinem Schwiegervater führte er das Rohkaffeehandelshaus Lohmann, Wolters & Co. mit Sitz in Bremen und erkannte schnell, dass die Zukunft für das Kaffeegeschäft im Rösten liegt.
Nun wird die Bremer Traditionsmarke, die seit den 1990er Jahren zum Münchner Delikatessenunternehmen Dallmayr gehört, 70 Jahre alt und will sich mit einer gläsernen Rösterei mehr den Endverbrauchern öffnen.
Zu Bremen bekennen
„Es hat uns gestört, dass wir bisher nicht so stark wahrgenommen wurden“, erläutert Gunnar Willipinski, der bei Azul Barista-Schulungen durchführt. „Wir wollen uns mit der gläsernen Rösterei auch zu Bremen bekennen.“
In dem Azul-Stammhaus in der Neustadt können Besucher sich zeigen lassen, wie Kaffee im Kleinen geröstet wird, die verschiedenen Sorten verkosten und erstmals auch Kaffee für Zuhause kaufen.
80 Tonnen Rohkaffee täglich
Während in den kleinen Trommelröster der gläsernen Rösterei gerade einmal 16 Kilogramm Kaffee passen, sind es in der großen Anlage schon 600 Kilogramm. Rund 80 Tonnen Rohkaffee aus Peru, Brasilien, Kolumbien, Honduras und Kenia werden bei Azul Kaffee täglich in drei Schichten verarbeitet.
Während es in der Gastronomie wichtig sei, dass der Kaffee möglichst gleichbleibend schmecke, setze die Marke beim Werksverkauf für die Endverbraucher auf sogenannte Spezialitätenkaffees, erläutert Willipinski. Diese stammen aus kleinbäuerlichen Betrieben und werden in kleinen Chargen im Trommelröstverfahren geröstet.
Zusammenarbeit mit dem Martinshof vertiefen
Alle Sorten werden von Barista-Trainer Willipinski und seinen Kollegen ausgiebig getestet, bevor sie in den Verkauf kommen. So wie die Arabica-Sorte Peru Pichanaki Geisha aus der peruanischen Kaffeeregion Chanchamayo: „Eine sehr besondere Sorte, die für ihren floralen Geschmack bekannt ist“, erläutert Willipinski.
Solche und weitere besondere Kaffeesorten sollen hier künftig in der Rösterei am Deich verkostet werden. „Der direkte Kontakt mit den Bremern wird uns auch bei der Weiterentwicklung der Kaffees helfen.“ Ein weiteres Ziel ist es, im Werksverkauf und bei Röstereiführungen Menschen mit Behinderung einzubinden und die Zusammenarbeit mit dem Bremer Martinshof zu vertiefen.
von Insa Lohmann
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