Der Name der Fotografenfamilie Frank hatte in Lilienthal einen guten Klang. 1872 eröffnete Julius Frank dort sein erstes Fotogeschäft. Dess Sohn Henry übernahm die Lichtbildwerkstatt 1906 und 1931 trat dessen Sohn, der auch Julius hieß, in dessen Fußstapfen. Das Hochzeitsbild von Helene und Wilhelm Kaisen war dort 1916 mit der Atelierkamera aufgenommen worden, die mittlerweile Ausstellungsstück des Focke-Museums geworden ist.
Jetzt kann Museumsdirektorin Frauke von der Haar ihre Sammlung-Frank um originale Fotografien erweitern, die Mike Frank, Sohn von Julius Frank dem Jüngeren am Freitag aus New York nach Bremen brachte. Seinem Vater, zunächst angesehener Bürger Lilienthals, war das Leben im Deutschland der 1930er Jahre immer schwerer gemacht worden: „Er wurde auf der Straße nicht mehr gegrüßt, ihm wurde es verboten, an Sportveranstaltungen teilzunehmen und er musste die Liebe zu seiner Freundin Hildegard geheim halten – die Verbindung zwischen dem Juden Frank und der „Arierin“ galt als „Rassenschande“, berichtete der Lilienthaler Heimatforscher Harald Kühn.
Bedeutender Portrait- und Landschaftsfotograf
Julius Frank floh 1936 aus Lilienthal nach Detroit, seine Jugendliebe folgte ihm einige Monate später in die USA nach, wo sie heirateten. Julius Frank war vor seiner Flucht schon ein bedeutender Portrait- und Landschaftsfotograf gewesen. Er hatte die besten seiner Fotografien in die USA mitgenommen. Dort reproduzierte er die Bilder und verkaufte Abzüge für 4 Dollar pro Stück, berichtete Mike Frank, Sohn von Julius und Hildegard Freitag bei seinem Besuch im Focke-Museum.
Dorthin, und zum Heimatverein Lilienthal, aus dessen Reihen Harald Kühn und Peter Richter die Geschichte seiner Vorfahren in dem Buch „Als die Hoffnung starb…“ vor 14 Jahren nachzeichneten und auch den Kontakt zur Familie Frank im amerikanischen Kalifornien hergestellt hatten, sollte der Nachlass des Vaters, der schon 1959 gestorben war, zur endgültigen Archivierung kommen.
Museum und Heimatverein gehen Verpflichtung ein
„Das ist eine sehr große Geste“, so Frauke von der Haar. Für das Focke-Museum seien die Fotografien wichtige Dokumente der Zeitgeschichte. „Julius Frank ist es gelungen, Menschen im Bild festzuhalten, die von schwerer Arbeit als Moorbauern gezeichnet sind, er stellte sie dabei vor den Hintergrund der rauhen Landschaft“, so Karin Walter, Kuratorin für Fotografie des Museums. Man beabsichtige die Aufarbeitung der Geschichte der Familie Frank fortzusetzen und bereite eine neue Ausstellung dazu vor.
Wenige Tage nach dem antisemitischen Anschlag in Halle, war die Verfolgung der Juden im Nazi-Deutschland auch Thema beim Empfang für Mike Frank Sonnabendnachmittag in Lilienthal. Bestürzt sei er, so der Sohn von Julius Frank: „Gerade Deutschland hätte doch seine Lexion lernen müssen“, sagte er gegenüber unserer Zeitung. Das Problem der Verfolgung gesellschaftlicher Minderheiten sei für ihn aber auch in den USA und vielen Teilen der Welt sichtbar und werde zum Problem. Auch Bürgermeister Kristian Tangermann ging bei der Feierstunde im Emmi-Brauer-Haus auf den Terroranschlag ein. Es sei wichtig, wie es in Lilienthal geschehe, die Erinnerung auch an die dunkle Geschichte des Landes wachzuhalten, um daraus Lehren zu ziehen.
Ausstellung in Lilienthal
Ganz aktuell zeigt der Heimatverein Lilienthal schon ab Montag, 14. Oktober, ab 15 Uhr, eine Julius-Frank-Ausstellung in seinem Heimatmuseum, im Emmi-Brauer-Haus, Feldhäuser Straße 16, in Lilienthal. Dort wird zur Eröffnung auch Mike Frank die von ihm mitgebrachten Bilder vorstellen.