„Wenn Sie einem Wolf in freier Wildbahn begegnen, dürfen Sie sich zunächst mal freuen“, so Helmut Blauth. Foto: Till Rahm
Wolfsentnahme

Wolf in Gefahr?

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Der Bundestag bringt eine Änderung des Naturschutzgesetzes auf den Weg.

Würde der europäische Wolf Kragen tragen, ginge es ihm an denselben. So zumindest wünschen es sich mehrere Parteien, die sich in dieser oder jener Kapazität mit den Tieren beschäftigen. Olaf Lies, Umweltminister für Niedersachsen, wünscht sich etwa einen „klaren rechtlichen Rahmen für die Entnahme von Wölfen“. Nun hat der Bundestag am vergangenen Donnerstag eine Änderung des Naturschutzgesetzes auf den Weg gebracht, die eben jenes leisten würde. Werden Herdentiere gerissen, dürfte man solange Wölfe schießen, bis es nicht mehr zu Rissen kommt. Dies ginge bis zur kompletten Ausrottung eines Rudels, jeder Abschuss muss aber vorher genehmigt werden.

Birte Brechin ist Wolfsexpertin beim Naturschutzbund (Nabu) und ergänzt, dass außerdem von Seiten der Viehhalter ein „angemessener Schutz“ vor einer Abschussgenehmigung gegeben sein muss. Dass dieser Schutz von Fall zu Fall oder von Region zu Region geregelt werden müsste, trifft bei Brechin auf Verständnis. „Jeder braucht eine Lösung für seine eigene Situation und Lage“, sagt sie.

Die Natur einzäunen

Nicht jeder ist jedoch davon begeistert, allerorten große wolfssichere Zäune aufzustellen. Helmut Blauth ist der Kreisjägermeister von Delmenhorst, er vertritt die Auffassung: „Natur kann man nicht einzäunen.“ Die Jägerschaften würden die Bestandsentwicklung des Wolfes genau beobachten und in Niedersachsen gäbe es einen jährlichen Zuwachs von 31 Prozent. In der Stadt sei es unwahrscheinlich, jedoch könne das Tier durchaus jederzeit auftauchen. Solange der Wolf sich artgerecht verhalte, also seine Beute aus Wildtieren bestehe, gäbe es keine Probleme. Der Wolf sei jedoch hochintelligent und lerne schnell, dass der Riss von Nutztieren keine Gefahr für ihn darstelle. Somit käme er auch nicht in Nahrungsnot. „Der Wolf wird sich nicht selbst regulieren“, sagt Blauth.

Die Lösung lautet für Blauth: „Der Wolf muss Angst vor dem Menschen haben.“ Ein Ansatz, in dem im der Kreisjägermeister der Wesermarsch, Bernhard Martens, zustimmt. Nur wenn das Raubtier den Menschen als Bedrohung wahrnehme und die gehaltenen Nutztiere mit dieser Bedrohung in Verbindung bringe, sei eine Co-Existenz möglich, die auch den Schäfern Ruhe gebe. Der Nabu indes sieht die Lösung beim Herdenschutz. Zu dessen Details hat er mit zehn weiteren Verbänden einen Kriterienkatalog erarbeitet.

Sollte man einem Wolf etwa beim Spaziergang begegnen, müsse man, so Blauth und Martens, Ruhe bewahren. Keinesfalls solle man mit schnellen Bewegungen die Flucht ergreifen.

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