Roman Jan Zmuda Trzebiatowski, Jürgen von der Behrens und Andreas Meyer (von links) rücken auch schon mal aus, um Schmierereien zu übermalen. Foto: Schlie
Quartier-Service

Alltagshelden in Geldnot

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Der Quartier-Service Bremen genießt große Anerkennung. Dennoch steht das Beschäftigungsprojekt vor dem Aus.

Das Problem ist fast so alt wie die Einrichtung selbst, aber so dramatisch wie aktuell war die Situation noch nie. Der Quartier-Service Bremen steht vor dem Aus, weil nach der Rekommunalisierung der Stadtreinigung Zuschüsse in Höhe von 250.000 Euro jährlich entfallen sind. Mindestens 90.000 Euro pro Jahr bräuchte die Gröpelinger Recycling Initiative (GRI) als Träger, um das Beschäftigungsprojekt am Leben halten zu können.

Das erklärte Klaus Prietzel von der GRI  im Beirat Mitte. Schlimmer noch, sollte der Quartier-Service die Arbeit einstellen müssen, könnte das einen Domino-Effekt auslösen. „Wenn der Quartier-Service wegbricht, ist der gesamte Träger gefährdet“, sagte Prietzel. Grund: Die Regie-Kräfte, die auch für die Mitarbeiter auf den drei Recycling-Höfen und in den beiden Möbelhallen der GRI zuständig sind, werden zu einem wesentlichen Anteil aus den Mitteln des Quartier-Service-Projektes bezahlt.

Helden des Alltags

„Wenn keiner mehr hilft, hilft der Quartier-Service“, lautet ein geflügeltes Wort im Viertel. Seit 1998 kümmert sich dort der Dienst um Sauberkeit an Orten, für die sich niemand zuständig fühlt und leistet Nachbarschaftshilfe. „Irgendjemand hat sie kürzlich als Helden des Alltags bezeichnet“, drückte Hellena Harttung, Leiterin des Ortsamtes Mitte/Östliche Vorstadt, ihre Hochachtung für das Projekt und die Mitarbeiter aus.

Der damalige Ortsamtsleiter Robert Bücking brachte die Idee im Ostertor ins Rollen. Später folgten ähnliche Initiativen in weiteren Stadtteilen. Derzeit beschäftigt der Quartier-Service 60 Mitarbeiter, die an Brennpunkten im gesamten Stadtgebiet im Einsatz sind. Etwa die Hälfte steht in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis, die andere Hälfte arbeitet auf Basis der Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung (früher: Ein-Euro-Job).

Geld vom Jobcenter

Das Beschäftigungsprojekt finanziert sich in erster Linie aus Mitteln des Jobcenters. Bis 2018 habe man zusätzlich jährlich Geld aus einem Topf bekommen, der aus dem Verkauf der Bremer Anteile an der ENO gespeist worden war, so Prietzel. Mit der Rekommunalisierung der Stadtreinigung sei diese Quelle dann versiegt. 2019 habe man (nun aufgebrauchte) Rücklagen eingesetzt, um das Defizit auszugleichen. Eine Finanzierung aus den Abfallgebühren sei aufgrund der strengen Vorschriften nicht möglich, erläuterte Prietzel.

Der Beirat Mitte beschloss einstimmig eine Erklärung, die den Quartier-Service als „unverzichtbar“ bezeichnet.Der Senat wurde aufgefordert Kreativität einzusetzen, um einen passenden Haushaltstitel zu finden.

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