Seitdem Heide Marie Voigt in einem Italien-Urlaub 1986 ihren Fotoapparat auf einer Bank liegen gelassen hat, nimmt die Bremerin keine Kamera mehr mit auf Reisen. Stattdessen hat sie Papier, Stifte, Tusche und Aquarellfarbe im Gepäck. Damit zeichnet sie ihre Urlaubserinnerungen – am liebsten direkt an Ort und Stelle. Auch als Heide Marie Voigt im vergangenen Mai und Juni – Monate bevor sich im Land das Corona-Virus ausbreitete – durch China reiste, malte und zeichnete sie.
Sechs Wochen hat die Vegesackerin alleine das Land erkundet, 150 Bilder und viele Eindrücke hat sie nach Bremen mitgebracht. Ihre Reise führte sie von Dalian am Gelben Meer, der Partnerstadt Bremens, bis nach Khorgos an der Grenze zu Kasachstan.
Ein Teil ihrer Bilder hängt noch bis Ende März in der Krimi-Abteilung der Stadtbibliothek Bremen. Ein alter Glockenturm aus der Ming-Zeit, der Ausblick aus dem Zug, das Regenbogen-Gebirge, Teefelder, das hängende Kloster und Alltags-Begegnungen mit Chinesen sind darauf zu sehen.
Mit 76 Jahren etwas Neues ausprobieren
Und davon gab es einige. Alleine schon, weil viele Chinesen neugierig über Heide Marie Voigts Schulter schauten, während sie zeichnete. „Ich hatte auch immer ein Stück weit das Gefühl, eine Botschafterin für Europa zu sein“, sagt Voigt. Chinesisch spreche sie zwar nicht, aber mit Englisch, Händen und Füßen kam sie immer irgendwie weiter.
Heide Marie Voigt hatte vorher schon zwei Mal mit ihrer Tochter Peking besucht. Nun wollte sie sehen, ob sie mit ihren 76 Jahren etwas Neues, etwas Fremdes ausprobieren kann. Die Route hat sie vorher mit einer China-Kennerin ausgetüftelt. Innerhalb des Landes reiste sie mit Zug und Bus. Eine Woche verbrachte sie zu Hause bei einer Chinesin, die ihr den Alltag in dem Land näher gebracht hat.
Heide Marie Voigt hält Vortrag über ihre Reise
Zu jedem ihrer Bilder kann Voigt eine Geschichte erzählen. Sei es die von einer Frau, die sie spontan in ihr Haus eingeladen hat, oder die von einer Bedienung in einem Restaurant, die sich mit einem kleinen Brief für ihr gebrochen gesprochenes Englisch entschuldigt hat.
Was Heide Marie Voigt von der Reise bleibt? Das Lächeln. „Ich bin an nahezu allen Orten angelächelt worden“, sagt die inzwischen 77-Jährige. Bisher hat sie vergeblich versucht, einen Verlag zu finden, der ihr Buch veröffentlichen möchte. Die Idee: Ein Reisebericht mit Zeichnungen, der auch reflektiert, was Kultur eigentlich ist. „Ich möchte das, was ich in China erlebt habe, mit unserer Kultur vergleichen.“
Heide Marie Voigt hält am morgigen Dienstag, 10. März, den Vortrag „Eile und Weile“. Sie berichtet von ihrer China-Reise, von hilfsbereiten Chinesen, von Begegnungen mit Uiguren und der Polizei. Los geht es um 18 Uhr in der Stadtbibliothek Bremen, Am Wall 201. Der Eintritt ist frei.